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Die deutsche Orchesterlandschaft: Kulturorchester und freie Szene
ОглавлениеGeschichte und Kontexte zu Orchestern
Das nächste Orchester ist in vielen Regionen Deutschlands oft nur wenige Kilometer entfernt. Im April 2020 zählte die Deutsche Orchestervereinigung 129 Konzert-, Opern-, Rundfunk- und Kammerorchester in öffentlicher Trägerschaft: 81 an Stadt- und Staatstheatern, 37 selbstständige Konzertorchester und schließlich elf Rundfunk- und Rundfunksinfonieorchester und vier Bigbands. Diese weltweit höchste Dichte an Orchestern hat historisch-politische Gründe: Das älteste, ohne Unterbrechung arbeitende Berufsorchester ist das Orchester des Staatstheaters Kassel, das 1502 erstmals als Hofkapelle in einem amtlichen Dokument namentlich genannt wurde. Die Staatskapellen in Dresden, Weimar und Schwerin entstanden im 16. Jahrhundert – und der Flickenteppich der Fürsten- und Herzogtümer des Deutschen Reiches sorgte dafür, dass andere Höfe in Konkurrenz folgten und sich ebenfalls mit Hofmusiken und Hoftheatern schmückten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts waren es die selbstbewussten Bürger in reichen Städten wie Aachen (1852) oder Düsseldorf (1864), die Orchester und Theater gründeten. Diese Vielfalt hat sich – trotz etlicher Auflösungen und Fusionen seit den 1990er Jahren – bis heute erhalten und wurde 2014 von der Deutschen UNESCO-Kommission in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen, für 2020 ist die Aufnahme in die internationale Liste des Weltkulturerbes beantragt (vgl. Mertens 2019).
freie Ensembles
Neben der beeindruckenden Anzahl öffentlich finanzierter Orchester gibt es in Deutschland hunderte freie Ensembles: Die meisten agieren in variablen Besetzungen und mit bestimmten Schwerpunkten, manche nur als lokale Player, manche international – wie zum Beispiel das Freiburger Barockorchester, das Ensemble Modern Frankfurt, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen oder das Ensemble Resonanz in Hamburg, um einige berühmte Namen herauszugreifen. Und oft sind es diese freien Gruppen, die mit neuen künstlerischen Ideen zur Gestaltung der Konzerte oder zur Gewinnung neuen Publikums Wege in die Zukunft eröffnen und die klassische Musik mit alternativen Konzepten in die Gesellschaft hineintragen (vgl. Lorber & Schick 2019).