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Kulturauftrag und Musikvermittlung
ОглавлениеKulturauftrag
Öffentlich finanzierte oder geförderte Orchester sind einem Kulturauftrag verpflichtet. »Kultur für alle« hieß der Slogan, mit dem der damalige Frankfurter Kulturstadtrat und spätere Präsident des Goethe-Instituts Hilmar Hoffmann 1979 die Bundesrepublik Deutschland aufzurütteln versuchte (vgl. Stampa 2019). Doch erst ab der Jahrtausendwende begann ein elitäres, lediglich auf eine »hohe Kunst« ausgerichtetes Denken in den Chef-Etagen deutscher Kulturinstitute wirklich aufzubrechen.
Musikvermittlung, Konzertpädagogik, Education
Ein Schlüsselereignis im musikalischen Bereich war das Projekt »Rhythm Is It?«, das die Berliner Philharmoniker unter ihrem Chefdirigenten Sir Simon Rattle mit dem Choreographen Royston Maldoom 2003 durchführten und ein Jahr später in einem gleichnamigen Kinofilm national und international präsentierten: 250 Berliner Kinder aus sogenannten »Problemschulen« erarbeiteten mit den Profis eine Aufführung von Strawinskys »Le sacre du printemps«, einem energiegeladenen Schlüsselwerk der Moderne. Dieses erfolgreiche Projekt entwickelte eine ungeheure Sogwirkung, nicht zuletzt aufgrund des Renommees der Berliner Philharmoniker. Gleichzeitig bereiteten aktuelle Studien Sorge um eine Überalterung des klassischen Konzertpublikums10, sogar vom »Aussterben« des klassischen Konzerts war die Rede (vgl. Tröndle 2011, S. 362). Infolgedessen erhielten Marketing und Musikvermittlung zunehmend mehr Gewicht in der allgemeinen Konzertplanung – zunächst mit einem ausschließlichen Blick auf die Gewinnung jungen Publikums. Fast alle Kulturorchester und Opernhäuser etablierten spätestens jetzt eigene Abteilungen für Musikvermittlung (auch »Education« oder »Konzertpädagogik« genannt) mit speziell dafür ausgebildeten Kräften oder erweiterten ihre Dramaturgie-Abteilungen um diesen Bereich.
Zielgruppen von Konzertvermittlung
Inzwischen hat sich ein differenzierterer Blick auf die unterschiedlichen Zielgruppen von Konzerten entwickelt: Die Generation der ab 60-Jährigen wird aufgrund der demografischen Entwicklung als wichtiger Wirtschaftsfaktor und damit auch unverzichtbarer Teil des Konzertpublikums angesehen (vgl. von Leliwa 2019). Auch das Konzept der »Kulturellen Teilhabe« – den Zugang zu den oft hoch subventionierten Kulturinstitutionen auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder aus schwierigen Ausgangslagen heraus zu ermöglichen – gehört inzwischen zum Selbstverständnis der Orchester, Theater und Museen. 2012 etablierte das Projekt »Auf Flügeln der Musik« – initiiert vom Institut für Kultur und Bildung im Alter (IBK) und gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Land Nordrhein-Westfalen – verschiedene Modelle einer solchen kulturellen Teilhabe von Menschen mit Demenz am Konzertleben (vgl. Nebauer 2013).
Ansprechpersonen für Demenzkonzerte
Die Abteilungen und Mitarbeitenden für Musikvermittlung, Konzertpädagogik und Education sind in den Kulturorchestern und Opernhäusern in der Regel die unmittelbaren Ansprechpartner für Konzertangebote an Menschen mit Demenz, erarbeiten die Konzepte und führen die Veranstaltungen durch.