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ОглавлениеUnser Draht zum Pferd
Was möchtest du mit deinem Pferd erreichen? Hinlegen, Schulhalt, endlich mal entspannt aufs Pferd aufsteigen? Mit der richtigen Trainingsstrategie klappt alles – ganz einfacher Lernerfolg, Schritt für Schritt.
Was wünschst du dir, wenn du mit deinem Pferd arbeitest?
„Ich wünsche mir körperliche Fitness für mein Pferd, aber ich will es nicht zur Arbeit zwingen.“ „Mein Pferd soll während unserer Zusammenarbeit richtig Spaß haben!“
„Eine Verbindung zwischen uns, bei der einer den anderen wirklich versteht – das wäre großartig!“ Nun, das ist möglich! Das Okapi-Training® schlägt eine Brücke zwischen euch und respektiert das Tierwohl deines Partners. Gemeinsam Spaß haben, auch bei Lektionen auf höchstem Niveau.
VIER WEGE INS GEHIRN DES PFERDES
Gutes Pferdetraining berücksichtigt immer die körperlichen und mentalen Eigenschaften des Pferdes. Ein toller Trainer ist jemand, der zügig merkt, ob seine Strategie funktioniert oder nicht, und sie schnell anpasst und der jederzeit Rücksicht auf das Pferd nimmt. Ab jetzt wirst du dieser Trainer sein. Wenn wir Pferde ausbilden, tun wir dabei im Grunde genommen ständig zwei Dinge: Wir bringen dem Pferd bei, eine Sache mehr bzw. häufiger zu tun oder aber weniger bzw. seltener. Dafür stehen uns insgesamt vier Methoden zur Verfügung: Wir können dem Pferd etwas geben, das angenehm ist, oder unangenehm. Oder wir entziehen etwas Angenehmes oder etwas Unangenehmes. Alles, was wir mit einem anderen Lebewesen trainieren, lässt sich auf diese vier Elemente reduzieren. Wirklich alles. Das Angenehme kann Futter sein, Aufmerksamkeit, Sozialkontakt, Freizeit etc.
Vier Wege ins Gehirn des Pferdes
Ändert ein Pferd sein Verhalten absichtlich, um etwas zu bekommen oder zu vermeiden, wird dies operante Konditionierung [1]1 genannt. Darauf gehen wir später noch näher ein.
ETWAS HÄUFIGER ODER MEHR TUN: POSITIVE VERSTÄRKUNG
Wird ein Pferd darauf trainiert, etwas stärker oder öfter zu tun, sagt man Verstärkung dazu. Setzen wir dabei z. B. Futter ein, das unser Pferd haben möchte, ist dies eine positive Verstärkung. „Positiv“ sagt man deshalb, weil etwas hinzugegeben wird. Wenn dein Pferd beim Satteln länger stillsteht und du es dafür mit Futter belohnst, ist das positive Verstärkung.
Positive Verstärkung kommt auch im Menschenalltag dauernd vor, ohne dass wir es so richtig mitkriegen. Stell dir vor, du planst etwas und unterhältst dich mit einem Freund darüber:
„Weißt du, was ich nachher mache?“ –
„Nein, was?“
„Also, Folgendes …“
Du hättest auch einfach sofort erzählen können, was du vorhast. Stattdessen holst du dir eine Verstärkung ab, nämlich das Interesse deines Freundes. Du erzeugst Neugier bei deinem Gegenüber, das fühlt sich gut an. Interesse oder Aufmerksamkeit von Mitmenschen, die einen motivieren, nennt man soziale Verstärker2 [2].
Pferden geben wir natürlich mehr als nur Aufmerksamkeit. Wir geben ihnen etwas, das sie sehr gern haben wollen, nämlich Futter. Mit positiver Verstärkung werden Pferde schon viel länger trainiert, als man denkt. Bereits 1593 wurde „Marocco, das tanzende Pferd“ erstmalig schriftlich erwähnt. Das kleine Wunderpferd konnte Geld zählen, bestimmte Personen im Publikum finden und vor diesen niederknien und erklomm sogar den Turm der Old St Paul’s Cathedral. Mr. Banks, Maroccos Besitzer, lenkte sein Pferd mithilfe dezenter Minisignale zur gewünschten Person in der Menge [2]. Historische Aufzeichnungen von 1607 beschreiben die Ausbildung von Marocco.
Techniken wie Belohnung durch Futter, verschiedene Arten der operanten Konditionierung, Target und Signalkontrolle kamen bei Maroccos Training zum Einsatz, alles Methoden, die heute noch angewendet werden. Auf diese Begriffe gehen wir später genauer ein.
Klein anfangen, schaffbar planen:
Fuchsis erster Trainingstag. Sie lernt, ein Hütchen zu berühren. Click!
APOPO HeroRAT Zac auf der Suche nach Landminen.
Wer die HeroRATs unterstützen will, kann dies tun unter: https://www.apopo.org/en/adopt © APOPO
Trainierte Riesen-Hamsterratte Julius bei der Detektion von Tuberkulose.
Marocco und Mr. Banks (aus: Rimbauld (Hrsg.): Maroccus Extaticus or Bankes bay horse in a trance.) (Foto: gemeinfrei)
Positive Verstärkung ist ein Quell der Möglichkeiten, wenn man weiß, wie man sie nutzt. Schau dir Silke und Skári an: Ihre gemeinsame Arbeit kommt ohne Zwänge aus (Abb. hier unten und auf S. 19). Der Elfjährige ist ein hervorragendes Geländepferd und trägt Silke, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, überall hin. Belohnungsbasiert kann man Tieren praktisch alles beibringen. Nicht nur Diensthunde werden ebenfalls mit positiver Verstärkung ausgebildet. Unglaubliches leistet auch eine ganz andere Tierart: Die Gambia-Riesenhamsterratte (Abb. Seite 17 rechts oben und unten). Diese Nager können Landminen aufspüren und Tuberkulose in Laborproben identifizieren, beides vielfach schneller als der Mensch. Über 100.000 Landminen wurden mithilfe der sogenannten APOPO HeroRATs sicher entschärft. 14.000 Tuberkulosefälle, die bei Labortests durchgerutscht waren, wurden durch die Helden-Ratten gefunden [3]. Ihre Trainingsmethode: positive Verstärkung. Spürt die Hamsterratte die korrekte Geruchsprobe (TNT oder Tuberkulose-Bakterien) auf, wird sie mit Futter belohnt [4]. Belohnungsbasiertes Training ist effektiv und dauerhaft, auch bei Pferden, die Menschen helfen. 2001 trainierte Alexandra Kurland, Vorreiterin des Clickertrainings mit Pferden, ein Miniature Horse zum Blindenführpony. Der Vorteil: Ponys haben eine dreimal so hohe Lebenserwartung wie Blindenhunde. Die Stute Panda (Abb. hier rechts) ersetzt Ann, ihrer Besitzerin, bis zum heutigen Tag die Augen [5]. Panda kann alles, was ein Blindenhund kann, zeigt Stufen, Türen und Straßenkreuzungen an und lotst ihre blinde Besitzerin sicher durch die Stadt [6].
Silke lotst Skári frei ins Kompliment.
Silke hat Skári nach dem Anreiten zwanglos selbst ausgebildet.
Welche Effekte hat positive Verstärkung?
• Schnellerer Lernerfolg, der besser hängen bleibt. Wenn du mehr von deinem Pferd willst als bloßes Ausweichen, geht das Training mit positiver Verstärkung schneller und dein Pferd lernt nachhaltiger [7] als mit Druck. Eine Studie verglich Ponys, die durch Drohgebärden oder Belohnung [7] trainiert wurden. Die Belohnungsgruppe verstand die Übung viel schneller. In der Drohgebärdegruppe gab es einzelne Pferde, die die richtige Reaktion überhaupt nicht erlernten. Und wieso? Weil Stress das Lernen blockiert. Übrigens: Was Pferde positiv verstärkt erlernen, vergessen sie nicht mehr, auch nicht nach Jahren [8].
• Freude beim Pferd. Arbeit mit Belohnung ist die einzige Trainingsmethode, die echte Freude hervorruft [9]. Es gibt nichts Schöneres, als ein Pferd, das während der gemeinsamen Arbeit Glück ausstrahlt oder in der Lektion sogar freudig brummelt.
Blinden-Pony Panda führt Ann sicher durch eine Baustelle. © A.Kurland