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Werfen: Diese Übung kann mit Zwang nicht trainiert werden.

Ganz recht, diese Form der Pferdeausbildung ist auch heute noch weitgehend Standard [16]. Auch wenn es gern als „Verbindungsstück“ zwischen Mensch und Pferd bezeichnet wird, ist auch das Gebiss stets eine negative Verstärkung [17]. Für ein erfolgreiches Pferdetraining ist es wichtig, unser Tun ehrlich zu benennen und die Art, mit der wir auf das Pferd einwirken, korrekt einzuordnen. Ganz gleich, wie weich meine Hand auch ist: Das Gebiss bleibt ein hartes Objekt auf Zunge und Zahnfleisch meines Pferdes, das mehr oder weniger starken Druck auf Zunge, Unterkiefer oder die Haut der Maulwinkel ausübt (Abb. S. 26 oben). Pferde sind grundsätzlich sensibel gegenüber unbequemen Stimuli und weichen schnell aus [19]. Unannehmlichkeiten im Pferdetraining haben jedoch den Effekt, dass sich auch die innere Einstellung des Pferdes verändert. Je nachdem, wie unangenehm etwas ist, wird das Verlangen, der Situation zu entkommen, immer größer, und die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier eine Lektion lernt wie gewünscht, wird immer kleiner [20].

Welche Wirkung hat negative Verstärkung?

• Schnelle Reaktion. Sie ist der Grund dafür, dass fast alle Reiter auf der ganzen Welt so arbeiten: Unangenehmes tun – das Pferd weicht aus – Unangenehmes fällt weg – Vorgang abgeschlossen. Wenn nur die Bewegung im Vordergrund steht, hat Druck (z. B. das Pferd wegtreiben) oftmals eine schnelle Wirkung. Betrachten wir das Longieren: Um hier rein mit positiver Verstärkung zu arbeiten, könnte man z. B. einen Kreis aus Hütchen aufbauen und das Pferd belohnen, wenn es um diesen herumgeht. Verglichen mit der gängigen Methode (Pferd nach außen treiben) ist dies durchaus zeitaufwendiger, dafür ist der Lerneffekt auch größer (Abb. S. 26 unten).

Auch beim Einsatz negativer Verstärkung muss man wissen, was man tut. Ob das immer der Fall ist, sei dahingestellt: Eine Befragung von 350 Reitern konnte zeigen, dass nur rund ein Viertel der Teilnehmer ein klares Verständnis davon hatte, wann Pferde ausweichen und wie man Druck korrekt dosiert einsetzt [21]. „Das kann doch nicht sein“, dachte ich, und befragte daraufhin 50 zufällig ausgewählte Pferdebesitzer. Es zeigte sich, dass den meisten gar nicht bewusst ist, wie viel ihrer Einwirkung tatsächlich aus unangenehmen Reizen besteht, und dass oftmals Impulse, die deswegen wirken, weil sie dem Pferd unangenehm sind, beschönigt werden (z. B. wird „Touchieren“ gesagt statt „Gerte einsetzen“). Ich roch Lunte und befragte 30 mit mir befreundete Tierärzte, die, berufsbedingt, ständigen Pferdekontakt haben und privat ebenfalls reiten. Weniger als die Hälfte konnte negative Verstärkung und positive Strafe korrekt erläutern, obwohl keiner von ihnen mit Belohnung arbeitete.

Mach mich stark!

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