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4. Warum eigentlich? Motive und Gründe interdisziplinären Forschens
ОглавлениеWir sind nun bei der dritten und letzten unserer Titelfragen und damit beim „Warum?“ und „Wozu?“ von Interdisziplinarität angelangt. Mögliche Motive für Interdisziplinarität können dabei in wissenschaftsinterne und wissenschaftsexterne unterteilt werden:
1. Wissenschaftsexterne Motive für Interdisziplinarität
Offenkundig entstammen viele und zumeist die lautesten der zahlreichen Rufe nach Interdisziplinarität nicht den Wissenschaften selbst, sondern werden aus Politik und Gesellschaft an diese herangetragen. Dies resultiert z.B. aus der Wahrnehmung komplexer nationaler oder globaler Probleme (beispielsweise gerechte Ressourcenverteilung, Wasserarmut, Klimaveränderung), die sich aufgrund ihrer Vielschichtigkeit der Lösung durch einzelne Disziplinen entziehen. Hier, so die Idee, müsse der interdisziplinär (bzw. eigentlich a-disziplinär) strukturierten Wirklichkeit auch mit interdisziplinärer Forschung begegnet werden. Ähnliche Argumente werden aus ökonomischer Perspektive vorgebracht: Da sich technische Entwicklungen immer mehr an den Schnittstellen verschiedenster Disziplinen vollziehen und Märkte nach anwendungsbezogenen, verschiedene disziplinäre Ansätze umfassende Lösungen verlangen, scheint es notwendig, interdisziplinäre Forschung zu forcieren (vgl. Holzinger 2002, S. 57 und Schmidt 2005, S. 13).
2. Wissenschaftsinterne Motive für Interdisziplinarität
Ausgangspunkt wissenschaftsinterner Interdisziplinaritätsbemühungen ist zumeist die Feststellung von Nachteilen bzw. Grenzen disziplinärer Segmentierung bei der Arbeit an (neuartigen) Problemen. Ist ein Forschungsgegenstand mit den eigenen Methoden und Theorien nicht (oder nur partiell) zu ergründen, so verspricht die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen Erkenntnisgewinn und Horizonterweiterung. Mittelstraß spricht von einer „Reparaturvorstellung, die auf Umwegen, und sei es auch nur auf Zeit, zu einer neuen, Forschung und Lehre förderlichen Ordnung führen soll“ (Mittelstraß 2001, S. 91). In manchen Fällen findet sich auch die Sehnsucht nach einer Rückkehr zur verloren gegangenen Einheit der Wissenschaft als Motiv, deren Bedeutung und Wünschbarkeit freilich separat diskutiert werden müsste (vgl. Mittelstraß 2001, S. 97–102).
Zur Frage nach den Motiven und Gründen für Interdisziplinarität müsste natürlich mehr gesagt werden, was an dieser Stelle nicht geschehen kann, aber auch nicht geschehen muss, da sich zahlreiche Überlegungen dazu in diesem Band bei Thomas Sukopp, Gerhard Vollmer, Uwe Voigt und Winfried Löffler finden.