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Die Kategorie der negativen Macht

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Diese Ausübung der Machtform ist die dritte und damit zentrale Barriere der interkulturellen Kommunikation, die in unterschiedlichen Erscheinungsformen auftritt. Die Frage ist, wann, wo und wie Macht Dialoge determiniert. Macht ist „jene Chance“, sagt Max Weber, „innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstand durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“7. Nach diesem Vorverständnis liegt der negativen Macht ein Weltbild zugrunde, alles – in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft – nach einer bestimmten Form von Selbstgesetzgebung, ohne Rücksicht auf Erkenntnis und Interessen des Anderen, zu beherrschen.

Negative Macht verfährt nicht wie ihre positive Variante pluralistisch und dialogisch, sondern zentristisch, und damit monologisch. Sie ist per se dogmatisch und hochgradig eskalationsorientiert. Viele Konflikte, Kommunikationsbrüche und Kriege fußen auf einem negativen Machtbegriff, in dem die Macht des Eigenen die faktische Ohnmacht des Anderen zur Folge hat. Dadurch wird jeder Versuch, ernsthaft kommunizieren zu wollen, zerstört.

Das Gespräch zwischen dem griechisch-baktrischen König Menandros und dem buddhistischen Mönchphilosophen Nagasena verdeutlicht die Folge einer negativen Macht:

Der König sprach: „Ehrwürdiger Nagasena, wirst du weiter mit mir diskutieren?“

„Wenn du, großer König, in der Sprache eines Gelehrten diskutieren wirst, dann werde ich mit dir diskutieren. Wenn du aber in der Sprache des Königs diskutieren wirst, dann werde ich nicht mit dir diskutieren.“

„Wie, ehrwürdiger Nagasena, diskutieren denn die Weisen?“

„Bei einer Diskussion unter Weisen, großer König, findet ein Überzeugen und ein Zugestehen statt; eine Unterscheidung und eine Gegenunterscheidung wird gemacht. Und doch geraten die Weisen nicht darüber in Zorn. So, großer König, diskutieren die Weisen miteinander.“

„Wie aber, Ehrwürdiger, diskutieren die Könige?“

„Wenn Könige während einer Diskussion eine Behauptung aufstellen und irgendeiner diese Behauptung widerlegt, dann geben sie den Befehl, diesen Menschen mit Strafe zu belegen. Auf diese Weise diskutieren Könige.“8

Macht, wie sie Menandros besitzt, definiert Handlungsregeln und erklärt sie eigenständig für allgemeinverbindlich, dies unabhängig von toleranter Erkenntnisgesinnung des Nagasena. Diese Haltung definiert, wann, wo und mit welchen Methoden Macht Diskurse determiniert.

Nagasena verfügt aber nicht über diese Variabilität der Möglichkeiten. Er kann ausschließlich auf die Macht seiner Argumente setzen und zugleich auf die Gnade des Königs hoffen, weil der König nach seinem Belieben belohnen und bestrafen kann. „Heute Freund, morgen Feind“. Dies hängt auch mit der beinahe unausrottbaren Selbstliebe und Habsucht des Menschen zusammen.

Hier wird überdeutlich, dass die interkulturelle Kommunikation ohne politische Unterstützung in Theorie und Praxis nicht möglich ist.

Interreligiöse Toleranz

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