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II.

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Wer die Relevanz Japans für Hitlers Politik untersuchen will, muss zunächst nach seiner spezifischen Einschätzung fremder Völker und Kulturen fragen. Ohne in Abrede stellen zu wollen, dass klassisch „realistische“ machtpolitische Erwägungen auch in die Japanvorstellungen Hitlers hineinspielten, wird man betonen müssen, dass sich für ihn Japan nicht zuletzt in ästhetischer Hinsicht erschloss. Hitlers politische Vorstellungswelt wie auch sein politisches Handeln lässt sich nur dann adäquat einschätzen, wenn man Hitler auch als „Künstler-Politiker“ begreift, der das Politische mit ästhetischen Kategorien erfasste und vor allem aus der Ästhetisierung des Politischen eine spezifische Strategie zur Legitimation seiner Herrschaft ableitete.5 Die wenigen Japaner, die Hitler seit den 1920er Jahren in persönlichen Begegnungen erlebten, hoben bezeichnenderweise in ihrer Rezeption Hitlers eben dieses künstlerische Selbstverständnis hervor.6

Hitlers Japan-Bild ist nicht nur durch Konstanten seiner politischen Weltanschauung bestimmt, sondern auch durch ein genuin künstlerisches Interesse an Japan, das bislang noch nicht systematisch untersucht worden ist. Dabei liefert die Teilnahme Hitlers an der Eröffnungsfeier der Ausstellung „Altjapanische Kunst“ in den staatlichen Museen Berlin am 28. Februar 1939 einen wertvollen Anhaltspunkt.7 Hitler erwies dieser Ausstellung eine bevorzugte Aufmerksamkeit nicht nur aus naheliegenden außenpolitischen Gründen, um die enge Beziehung zwischen dem Reich und Japan kulturpolitisch zu flankieren. Die japanischen Stimmen, die über den Auftritt Hitlers und seinen anschließenden Rundgang durch die Ausstellung berichteten, hoben das echte künstlerische Interesse Hitlers speziell an japanischer Malerei hervor, so dass der Eindruck nicht von der Hand zu weisen ist, Hitler habe sich schon seit geraumer Zeit mit japanischer Kunst, und dies auch in architektonischer Hinsicht, befasst.

Hitlers Wertschätzung für die japanische Kultur korrespondierte mit einem politischen Interesse an der ostasiatischen Großmacht, seitdem diese mit ihrem spektakulären Sieg über Russland im Jahre 1905 weltweites Aufsehen erregt hatte.8 Seine positive Einschätzung Japans wich unter dem Eindruck des japanischen Kriegseintritts gegen Deutschland im Ersten Weltkrieg einer gewissen Skepsis. Hitlers Urteil über Japan schlug sich in „Mein Kampf“ aber auch deswegen in diesem Sinne nieder, weil Japan als potentieller weltpolitischer Gegenspieler seines Wunschpartners Großbritannien lange Zeit keine bündnispolitische Alternative darstellte.9 Japan konnte aber dann für Hitler zum neuen Wunschpartner avancieren, als sich Großbritannien nicht nur dem deutschen Werben entzog, sondern sich Hitlers Eroberungsplänen mutig in den Weg stellte.

Voraussetzung war allerdings, dass Japan in weltanschaulicher Hinsicht mit Hitlers Ansichten harmonierte. Hier hat die Forschung unter teilweise selektiver Heranziehung von Äußerungen Hitlers lange Zeit die unzutreffende Auffassung vertreten, dass Hitler von einem rassischen Dünkel gegenüber Japan beherrscht worden sei und daher in Japan keinen gleichwertigen und rassenideologisch kompatiblen Partner erblicken konnte. Eine unvoreingenommene und umfassende Sichtung der Selbstzeugnisse Hitlers, wie sie jüngst von einem Forscher mit Kenntnis der japanischen Sprache und Kultur vorgenommen wurde10, kommt allerdings zu einer konträren Einschätzung. Hitler pflegte eine starke kulturelle Affinität zu Japan – und zwar hauptsächlich deswegen, weil er in Japan ein kongeniales Soldatenvolk erblickte, dessen Bereitschaft zur todesmutigen Selbstaufopferung für das völkische Kollektiv ihm imponierte.11 Für Hitler, den eingeschworenen Feind des Christentums12, kam als positiver Gesichtspunkt noch hinzu, dass in Japan das Christentum, das für ihn eine humanistische Verweichlichung des kriegerischen Menschengeschlechts bedeutete, nicht Fuß gefasst hatte.

Aber der letztlich entscheidende Grund für Hitlers positives Japanbild war der Umstand, dass in Japan keine Juden lebten. Da Hitlers obsessives Weltbild im „Judentum“ eine Art ansteckenden Keim der „Zersetzung“ rassischer wie kultureller Ordnung erblickte, musste ihm ein Inselvolk, das eine „judenfreie“ Zone bildete, als Vorbild erscheinen. Die Rivalität der beiden angeblich von jüdischem Einfluss durchsetzten angelsächsischen Mächte mit Japan interpretierte Hitler daher auch als Versuch des „Weltjudentums“, ein rassisch intaktes Volk zu unterjochen: „Bei den Japanern ist das Natur- und Rassenbewusstsein derart fest, dass der Jude weiß, von innen kann er das nicht zerstören, da muss es von außen geschehen“.13 Hitler griff damit im Weltkrieg auf eine Einschätzung zurück, die er bereits im zweiten Band von „Mein Kampf“ niedergelegt hatte: Weil das „Judentum“ sein rassisches „Zerstörungswerk“ zwar bei weißen Völkern, nicht hingegen bei den „gelben Asiaten“ betreiben könne, trachte es danach, seinen Einfluss in den englischsprachigen Großmächten geltend zu machen, um mit deren Machtmitteln Japan niederzuhalten und „sich des gefährlichen Widersachers zu entledigen“.14

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