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IV.

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Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat überzeugend herausgearbeitet, dass der wachsende Stellenwert Japans in „Hitlers Strategie“38 in erster Linie auf eine bestimmte weltpolitische Lageeinschätzung Hitlers zurückzuführen war, in deren Zentrum die USA stand. Schon zu Beginn des Jahres 1939, als das Deutsche Reich immer ungeduldiger auf einen europäischen Krieg hinsteuerte, besaß Japan einen überragenden funktionalen Wert, nämlich den, die USA von einem Eingreifen in einem solchen europäischen Krieg auf Seiten Großbritanniens abzuhalten.39 Allerdings war bei Hitler um die Jahreswende 1940/41 die Überzeugung gereift, dass dies vermutlich doch nicht gelingen werde. Zu massiv waren die Anzeichen, dass die USA unter der Präsidentschaft des im November 1940 wiedergewählten Roosevelt Großbritannien, dem zu dieser Zeit einzigen verbliebenen Kriegsgegner Deutschlands, nicht nur mit Kriegsgütern unterstützten, sondern sich allmählich an den Kriegseintritt auf Seiten des britischen Empires herantasteten. Um zu verhindern, dass wie im Ersten Weltkrieg, dem Erfahrungshintergrund für Hitlers Kalkül, die USA alle ihre Ressourcen auf den europäischen Kriegsschauplatz konzentrieren konnten, sollte Japan eine zentrale weltpolitische Funktion übernehmen40: nämlich durch eine Expansion nach Süden und Osten, gegen die Besitzungen der Amerikaner und Briten im gesamten pazifischen Raum bis in den östlichen Indischen Ozean hinein, die Kräfte insbesondere der Vereinigten Staaten so zu binden, dass ein von Deutschland beherrschtes Europa einschließlich der noch zu erobernden Sowjetunion ein autarkes Kontinentalimperium bilden konnte. Wenn es schon nicht gelang, die USA von einem Kriegseintritt an der Seite Großbritanniens abzuhalten, sollte der Faktor Japan den amerikanischen „Eintritt in den Krieg zu einem unwirksamen […] gestalten“.41

Daher begrüßte Hitler den Angriff Japans auf die USA und Großbritannien, der am 7. Dezember 1941 begann und eine neue strategische Lage schuf. Als Hitler am 12. Dezember 1941, einen Tag nach der Kriegserklärung an die USA, dem „inner circle“ der NSDAP-Gauleiter seine Motive für diesen nur auf den ersten Blick überraschenden Schritt mitteilte, führte er gemäß dem Goebbels-Tagebuch mehr als deutlich aus: „Der Führer ist der Überzeugung, dass er auch wenn Japan nicht in den Krieg eingetreten wäre, über kurz oder lang den Amerikanern den Krieg hätte erklären müssen. Nun fällt uns der Ostasien-Konflikt wie ein Geschenk in den Schoß“.42

Die folgenden Ausführungen sollen zeigen, dass Hitler seit Beginn des Jahres 1941 erhebliche Anstrengungen unternahm, um die japanische Führung, deren komplexe Entscheidungsstruktur nur schwer durchschaubar und vor allen Dingen von seiner Seite nur in Maßen beeinflussbar war, zu einem Krieg im pazifischen Raum gegen die beiden westlichen Demokratien zu ermuntern. Insofern war das japanische Ausgreifen nach Südostasien und Ozeanien weniger ein „Geschenk“, wie der in Hitlers außenpolitisches Kalkül nicht immer eingeweihte Goebbels kommentierte, sondern aus Hitlers Sicht auch Frucht seines intensiven Werbens um Japan, welches den Rubikon überschreiten und die militärische Konfrontation mit den USA provozieren sollte. Goebbels fuhr denn auch in seiner bereits erwähnten Wiedergabe der Ausführungen Hitlers hinsichtlich des japanischen Vorstoßes fort: „Es ist zwar von allen deutschen Stellen mit Energie daran gearbeitet worden, aber immerhin kam er dann doch so plötzlich, dass er zum Teil unerwartet wirkte.“43 Dabei stützen sich die folgenden Ausführungen auf Quellen und Begebenheiten, die von der bisherigen Forschung unter dieser leitenden Fragestellung bislang noch nicht erschöpfend ausgewertet wurden.

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