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3.2 Medien als Darstellungsweisen

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Das zweite Modell ist – von einem traditionellen Standpunkt aus gesehen – das Grundlegendste, weil es Berührungspunkte sowohl mit der Ästhetik als auch mit Symboltheorien und der Semiotik aufweist. Hier erschließt sich ein weiter Kreis von Assoziationen, der einerseits auf den Begriff des ‚Disegnos‘ als Kern der bildlichen Darstellung in der italienischen Kunsttheorie der Renaissance und der antiken mimesis-Konzeption und ihrer Umwandlung in einen mathematisch gestützten Abbildraum im 16. und 17. Jh. zurückgeht sowie andererseits auf die Idee der Repräsentation und ihrer Kritik. Zwar sucht man in Gotthold Ephraim Lessings Laokoon genauso wie in den Hegel’schen Vorlesungen zur Ästhetik vergebens nach einer ausgefeilten Medientheorie, doch grundiert diese Auffassung den Lessing’schen Wettstreit zwischen den Künsten und den spezifischen Leistungen von Bild und Poesie ebenso wie den Hegel’schen Stufenbau der Darstellung, der von der an Farbe und Materialität gebundenen Malerei zur sprachgestützten Dichtung und Rhetorik reicht. Diese bleiben schließlich gegenüber der Luzidität des philosophischen Begriffs zurück, welche für Hegel eine ‚Mitte‘ ohne mediale Vermitteltheit bildet, die erst den Zugang zum Absoluten gewährt. De jure ein Medium, bleibt damit der Begriff de facto amedial, weil er die Reinheit der Vermittlung selbst verkörpert. Ähnliches gilt auch für die Idee der Repräsentation, die im Präfix ‚Re‘ den Unterschied zwischen Gegenwart und ihrer ‚Ver-Gegenwärtigung‘ und damit die Notwendigkeit des Medialen durchaus festhält, sogleich aber im Maßstab fehlerloser Präsenz wieder verwirft, an den sie das Kriterium ihrer ‚Erfüllung‘ oder Wahrheit bindet. Dass indessen eine solche Idealisierung in sich widersprüchlich bleibt, weil die Differenz nirgends auszuwischen ist und ihre Aufhebung in die Unendlichkeit eines Regresses ‚abdriftet‘, erscheint spätestens seit Ende des 19. Jhs., vor allem aber mit der Semiotik von Charles Sanders Peirce und der strukturalen Linguistik Ferdinand de Saussures, unleugbar. In der Folge werden sich besonders der Poststrukturalismus und die Dekonstruktion Derridas auf immer neue Weise an ihren Aporien abarbeiten – um mit dem Einbehalt des Abstands zwischen Zeichen und Bezeichnetem ein untilgbares mediales Konstituens zu postulieren, wie es sich im Apriori der Differenz oder der Transzendentalität der Schrift manifestiert (Foucault 1971; Derrida 1999). Viele jüngere Medientheorien, von Friedrich Kittlers Aufschreibesysteme bis zur Kulturtechnikforschung und die an Bruno Latour anschließenden Medienanthropologien haben daran angeschlossen.

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