Читать книгу Unter Schweizer Schutz - Группа авторов - Страница 29

«Wir versuchten zu retten, wen wir konnten, wie wir konnten» Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn

Оглавление

Im September 1944 wurde Egon Grünstein in eine Reserveeinheit der 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division in Budapest eingezogen. Seine falschen Papiere wiesen ihn als Hans Karl Schleier aus, einen deutschstämmigen Tschechoslowaken. Nach einer militärischen Grundausbildung wurde Egon Grünstein beordert, auf dem Motorrad durch Budapest zu patrouillieren und deutsche Deserteure aufzugreifen. Da niemand seinen täglichen Verbleib überwachte, konnte sich Egon Grünstein heimlich der Widerstandsbewegung anschliessen, die vom September 1944 bis Januar 1945 in Budapest aktiv war.

Lawrence: Dad, erzähl, wie du deutscher Soldat geworden bist.

Jean: Ich hatte in Veľký Sevľuš einen guten Freund. Sein Name war Hans Friedrich Schleier. Sein Cousin, Hans Karl Schleier, lebte in einer Kleinstadt in der östlichen Tschechoslowakei. Eines Tages stürzte Hans Karl mit seinem Fahrrad, sein Kopf prallte an einen Felsen und er verlor das Bewusstsein. Niemand wusste, was mit ihm los war. Sie brachten ihn nach Hause, und als sie am nächsten Morgen mit ihm ins Krankenhaus wollten, war es zu spät, er war tot. Mein Freund, Hans Friedrich Schleier, ging zur Familie seines Cousins, nahm seine Papiere an sich und gab sie mir. Hans Karl hatte auch einen Ausweis mit Foto, wir lösten es geschickt ab und setzten meins dafür ein. Ich bekam auch seine Geburts- und seine Taufurkunde. Meine Mutter nähte die Dokumente in die Vorderseite meiner Jacke ein, zusammen mit ein paar Goldmünzen, die mir mein Vater gegeben hatte. In Europa waren damals alle Anzüge zweireihig.

Lawrence: Dann hast du deinen Weg in den jüdischen Untergrund von Budapest gefunden, und du hast mit einem ihrer Leiter gesprochen.

Jean: Adonyahu Billitzer hiess er.47

Lawrence: Billitzer, genau. Was für Aufgaben hast du dort übernommen, du hast gesagt, du seist Kurier gewesen?

Jean: Einmal fuhr ich an die ungarisch-rumänische Grenze, wo mir jemand einen Proviantsack «voller Obst» in die Hand drückte, den ich zu überbringen hatte. Sie sagten mir: «Schau nicht rein.» Die Eisenbahnpolizei passierte mehrmals. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, den Sack zu kontrollieren. Ich wusste nicht, dass ich 200 000 Dollar bei mir hatte. In Budapest übergab ich sie dem jüdischen Untergrund.

Lawrence: Eine Zeit lang hast du dann als Kurier gearbeitet, aber irgendwann hast du dem Untergrund deine Papiere gezeigt, wann war das?

Jean: Nachdem ich über das Untergrundnetzwerk Herschi Reich getroffen hatte. Herschi, der aus der Slowakei stammte, hatte blaue Augen und war sehr gross und blond. Er sah überhaupt nicht jüdisch aus.

Als all diese Dinge passierten, hing er einfach nur in Budapest herum. Wir beschlossen, dass er ein Pfeilkreuzler-Milizionär werden sollte, weil er kein Deutsch konnte.

Lawrence: Du und Herschi wart also ein Duo?

Jean: Ja. Er war ein ungarischer Soldat und ich ein deutscher. Die deutschen und ungarischen Faschisten rekrutierten achtzehn–, neunzehnjährige Kids. Sie führten die Juden an die Donau, erschossen sie und warfen sie ins Wasser. Es war furchtbar. Unsere Aufgabe war, sie zu retten. Ich würde sagen, wir gingen so zweimal täglich hin und retteten vermutlich Hunderten und Aberhunderten von Menschen das Leben.

Lawrence: Wie seid ihr vorgegangen?

Jean: Herschi und ich begaben uns jeden Tag an die Donau. Dort gingen wir auf die Pfeilkreuzler zu und zeigten ihnen unsere Ausweise. Wir sagten, diese Juden seien Verbrecher und müssten sofort uns übergeben werden. Manchmal wollten sich die Pfeilkreuzler widersetzen, dann landeten sie selbst in der Donau. Wir mussten aufpassen, mussten dafür sorgen, dass uns niemand sah. Wir versuchten zu retten, wen wir konnten, wie wir konnten. Danach brachten wir die Juden zum Glashaus. Irgendwann fand jemand ein Wappen der Schweizer Gesandtschaft. Sie brachten es am Glashaus an, um zu zeigen, dass das Gebäude unter dem Schutz der Schweizer Regierung stand. Wir suchten auch einen Juden auf, der damals solche Wappen anfertigte. Sein Laden war konfisziert worden, aber er konnte immer noch in seine Werkstatt. Er gab uns drei oder vier gefälschte Wappen, und wir brachten sie aussen am Glashaus an. Wenn dann ungarische oder deutsche Nazis kamen und das Wappen sahen, zogen sie wieder ab. Der Untergrund hatte eine Fabrik mit einer Druckerei, und wie du dir denken kannst, druckten wir alles nach, was wir in die Hände bekamen. Die Schweizer Regierung händigte, schätze ich, an die 300 Schutzbriefe an Juden aus. Wir nahmen diese Schutzbriefe und fertigten rund 30 000 Kopien an.

Lawrence: Hast du einmal Probleme mit einer deutschen Patrouille bekommen, die wissen wollte, ob du wirklich ein deutscher Soldat warst?

Jean: Ja. Nun, wir haben sie zum Schweigen gebracht.

Lawrence: Erklär mir, was das heisst.

Jean: Sie endeten in der Donau.

Lawrence: Nachdem du diese Juden vor der Deportation oder der Exekution gerettet hast, hast du sie einfach zum Glashaus gebracht?

Jean: Ja, so war das.

Lawrence: War es koordiniert, haben sie euch jedes Mal erwartet?

Jean: Ja, es war koordiniert.

Lawrence: Hatten die Leute, mit denen ihr im Glashaus zu tun hattet, eine Ahnung, dass du Jude bist?

Jean: Nein, natürlich nicht! Ich trug schliesslich die deutsche Uniform. Es brauchte niemand zu wissen, dass ich Jude bin.

Lawrence: Was du mir sagst, ist im Grunde, dass der Untergrund diese Menschen zu ihrer eigenen Sicherheit im Unwissen liess.

Jean: Richtig.

Lawrence: Was waren das für Dokumente, die du hattest, um sie den Deutschen vorzuweisen?

Jean: Was immer gebraucht wurde, wir hatten es.

Lawrence: Hattest du vor allem Schutzbriefe?

Jean: Ja.

Lawrence: Du hast mir einmal erzählt, dass du leere Schutzbriefe hattest und der Untergrund sie ablichtete und später die Namen einsetzte.

Jean: Wir hatten Kameras, um sie abzulichten.

Lawrence: Hast du Carl Lutz im Glashaus mal angetroffen?

Jean: Ich habe ihn ausserhalb des Glashauses gesehen. Da war ein kleiner Park nicht allzu weit davon, wir trafen uns meist dort, und wir sahen ihn vier- oder fünfmal.

Lawrence: Wer sind «wir»?

Jean: [Herschi] Reich, [Giorgio] Perlasca und manchmal [Angel] Sanz Briz.

Lawrence: Kannst du dich an irgendetwas erinnern, das Carl Lutz sagte, hast du etwas mitbekommen? Hat er jemals über diese Dinge gesprochen?

Jean: Ich bin sicher, früher konnte ich das, aber jetzt, wo du mich fragst, 80 Jahre später, erinnere ich mich nicht mehr.

Lawrence: Aber du wusstest, wer er war.

Jean: Ja, natürlich.

Lawrence: Und du kanntest seine Position?

Jean: Gewiss. Ich bin nicht sicher, ob er wusste, wer ich war. In Wirklichkeit dachte er wohl, ich sei ein deutscher Soldat, der für den Feind arbeitete.

Lawrence: Wie oft gingst du ins Glashaus?

Jean: Wohl einmal pro Tag. Das Glashaus selbst war ein Glaslager, aber damit wir die Leute unterbringen konnten, mussten wir diese grossen Glasscheiben wegräumen; es brauchte fünf oder sechs Leute, um eine von ihnen wegzuschaffen, es war ein ständiges Hin und Her.

Lawrence: Hast du das Glashaus in deutscher Uniform betreten?

Jean: Ja.

Lawrence: Wenn du die Juden von ihrer geplanten Deportation wegholtest, haben sie da mit dir gesprochen, wussten sie, wer du warst?

Jean: Sie hatten grosse Angst, da sie nicht wussten, wohin wir sie bringen würden, und wir hatten Angst, es ihnen zu sagen, denn wenn uns jemand geschnappt hätte, hätten wir alle Ärger bekommen. Darum sagten wir zu ihnen nur: «Wir bringen Sie an einen sicheren Ort; bitte bleiben Sie ruhig.» Einmal hat mich einer erkannt, und wir sagten: «Machen Sie sich keine Sorgen.» Sie hatten Todesängste ausgestanden. Sie wussten, dass sie umgebracht werden sollten, kannst du dir das vorstellen? Und dann holen wir eine Gruppe von 70 bis 90, kollektiv zum Tod verurteilte Menschen, und sie schreien; weinende Kinder, schreiende Frauen.

Lawrence: Was hast du dabei gedacht? Hattest du jeden Tag Angst? Dachtest du, dass du auffliegen würdest?

Jean: Ja, ich hatte wirklich Angst, dass mich jemand erkannte, und einmal ist genau das passiert. Ich erinnere mich, wie ich mit Herschi und zwei anderen durch Budapest lief, als plötzlich eine Bande Deutscher auftauchte. Einer von ihnen war ein ehemaliger Klassenkamerad von mir, und ich bemerkte ihn, fing für eine Sekunde seinen überraschten Blick auf. Ich wollte mich nicht umdrehen. Ich bat meinen Freund Herschi, er soll nachsehen, ob der andere schaut. Er sagte: «Mann, und wie der schaut, er geht sogar rückwärts.» Da bogen wir nach rechts ab, gelangten irgendwie in ein Haus und von dort aufs Dach eines anderen Hauses. Ich weiss nicht, was geschah, ob sie uns verfolgt haben oder nicht; ich habe keine Ahnung. Wir verschwanden im Sonnenuntergang.

Lawrence: Du hast mir auch von den Gewaltmärschen erzählt. Du bist mit dem Motorrad hingefahren.

Jean: Ich hatte ein hervorragendes deutsches Motorrad. Ich brauchte das für mein Prestige. Ich kam also mit dem Motorrad angefahren, befahl den Deutschen, dies und das zu tun, und sie stellten keine Fragen, taten es einfach.

Lawrence: Es gab auch ein paar LKWs, zwei, drei LKWs, die dir folgten.

Jean: Jemand aus dem Untergrund hatte ein paar LKWs gekauft. Wir verkleideten die Fahrer als ungarische oder deutsche Soldaten, und sie fuhren hinter uns her. Gemeinsam folgten wir den Deutschen, die die Juden aus Budapest wegführten [Richtung österreichische Grenze]. Wir hielten sie auf und zeigten ihnen Papiere, auf denen stand, die Juden wären Kriminelle oder irgendetwas in der Art – es war jedes Mal eine andere Geschichte. Wir sagten den Deutschen, die Juden müssten zurückgebracht werden. In der Regel widersetzte sich niemand. Die Deutschen waren vor allem froh, dass wir sie ihnen abnahmen, denn sie hätten einen mehrtägigen Marsch vor sich gehabt. Es gab keine Fragen. Wenn sie sich widersetzten, eliminierten wir sie.

Lawrence: Wer wusste Bescheid, was im Glashaus vor sich ging? Wusste es der Untergrund? Ich meine, alle Untergrundmitglieder oder nur ein paar von ihnen? Wer wusste es?

Jean: Diese Frage kann ich wirklich nicht beantworten; je weniger es wussten, umso besser war es.

Lawrence: Und weisst du, was geschah, wenn die Leute einmal im Glashaus waren? Haben sie das Glashaus wieder verlassen? Wie lange sind sie dortgeblieben?

Jean: Nun, weisst du, die Periode hat, sagen wir, ab September, Oktober, November, Dezember bis zum 15. Januar gedauert. So ungefähr dreieinhalb Monate. Und die Leute, sagen wir, kamen nicht alle zur gleichen Zeit an; und dann waren es, bevor du es realisiert hast, plötzlich 3000. Also entfernten sie die Glasscheiben und stellten sie in ein anderes Gebäude.

Lawrence: Hast du auch Leute gesehen, die das Glashaus verlassen haben?

Jean: Verlassen? Die Leute kamen und gingen, aber nur Leute, die damit in Verbindung standen.

Lawrence: Erzähl uns von Giorgio Perlasca. Er hat dich kontaktiert und gebeten, ihn am Josefstädter Bahnhof zu treffen.

Jean: Ich übersetzte für Perlasca, weil er kein Deutsch konnte. Perlasca gab sich als der spanische Botschafter aus. Als wir zum Bahnhof kamen, waren da ältere Frauen, ältere Männer und Kinder. Es war Winter, es war kalt, sie waren schlecht ausgerüstet, hatten kaputte Schuhe, es war ein entsetzlicher Anblick. Eichmann und Perlasca stritten sich. Die Deutschen waren dabei, mehrere hundert Juden zu deportieren, und Perlasca sagte, dies seien spanische Staatsbürger. Nach einer langen Weile gab Eichmann auf und sagte: «Na gut, nimm sie.» Und wir hatten zwei LKWs und brachten sie zurück, und sie überlebten. Übrigens habe ich Eichmann die Hand geschüttelt, kannst du dir das vorstellen? Er kniff mich und sagte: «Du bist ein richtiger deutscher Soldat», weil er mit mir Deutsch gesprochen und gehört hatte, dass ich einen echten deutschen Akzent hatte.


Die erweiterte Familie Grünstein, Veľký Sevľuš, Tschechoslowakei, heutige Ukraine 1928: Der vierjährige Egon Grünstein ist in der ersten Reihe, 3.v.l., Sidi 4.v.l.

Lawrence: Magst du erzählen, was passierte, nachdem Eichmann Budapest verlassen hat? Der Untergrund sagte zu dir, Eichmanns Stellvertreter fahre über die Széchenyi-Kettenbrücke ins deutsche Stabsquartier. Sie schickten dich und drei andere an eine Kreuzung in der Nähe der Brücke. Dort habt ihr euch in verschiedenen Ecken versteckt, und auf ein Zeichen kamt ihr hervor.

Jean: Halt!

Lawrence: Das Zeichen war «Halt»; die anderen sprangen aus ihren Verstecken hervor, überfielen die Deutschen und erschossen sie. Und du hast mir gesagt, sie steuerten den Wagen zu einem Gebäude, einer Art Lagerhaus, rissen ihnen die Offiziersuniform ab und ...

Jean: ... und stiessen das Auto in die Donau; da liegt es wahrscheinlich noch heute.

Lawrence: Und was hast du davon zurückbehalten?

Jean: Ein Gewehr, ich habe es ihm abgenommen und habe es immer noch.

Lawrence: Lass uns zum Ende des Kriegs übergehen, als die Russen kamen. Du warst als deutscher Soldat gekleidet.

Jean: Na ja, ich hatte die Uniform abgelegt, als die Russen anrückten.

Lawrence: Und was geschah dann?

Jean: Was geschah, war ganz einfach. Um fünf Uhr morgens klopfte es an die Tür des Glashauses. Da war ein Tor. Sie klopften mit einem Gewehr, und ich war derjenige, der rausging, um nachzusehen. Da standen ein paar russische Soldaten. Einer von ihnen schaute mich an und fragte, ob ich Jude sei. Ich sagte Ja. «Ich bin auch Jude», sagte er, und fragte: «Redt ihr jiddisch?» Er sprach eine Form von Jiddisch, die ich kaum verstand.

Lawrence: Warum warst du um diese Zeit im Glashaus? Hast du manchmal dort übernachtet?

Jean: Ich habe oft dort übernachtet. Am Morgen ging ich in die deutsche Kaserne und erhielt meine Informationen. Ich musste jeden Tag um acht dort sein, weil die deutschen Offiziere die Truppen antreten liessen und die Tagesbefehle erteilten. Es mussten alle anwesend sein, weil die Truppen inspiziert wurden.

Lawrence: Du hast mir auch erzählt, dass du den Weihnachtsabend mit deutschen Soldaten verbracht hast.

Jean: Wir feierten Weihnachtsabend in der Kaserne, und ich war einfach einer von denen, die feierten, das war nichts Ungewöhnliches. Ich meine, besonders an solchen Orten fragt keiner, wer du bist, was du bist oder woher du kommst. Der Alkohol war wichtiger.

Charlotte: Was hielten die Deutschen davon, dass Sie ins Glashaus gingen?

Jean: Die Deutschen? Ich habe sie nie danach gefragt.

Charlotte: Aber Sie waren doch in der Kaserne. Sahen sie denn nicht, dass Sie von dort ins Glashaus gingen?

Lawrence: Dad, du hast mir mal erzählt, dass du den Verdacht hattest, der Untergrund habe einige Leute in der deutschen Armee bezahlt, damit du dortbleiben konntest.

Jean: Ich bin mir sicher, dass sie das taten. Das stimmt. Kein Zweifel möglich. Ich bin sicher. Denn es sind so viele eklatante Dinge passiert: Es wäre unmöglich gewesen, dass die Deutschen nichts davon mitbekamen.


Egon Grünstein (alias Hans Karl Schleier), Passfoto für den deutschen Ausweis 1944

Lawrence: Was geschah, als die nächste Welle Russen ankam? Gingen sie ins Glashaus?

Jean: Sie stürmten durch das Haus, randalierten, und waren darauf aus, die Frauen zu vergewaltigen, nicht zu fassen, vor allen anderen. Zwei Kerle hielten sie fest, drei andere sahen zu, und dann wechselten sie einander ab. Nicht zu fassen! Das war am schwersten zu ertragen; wir hatten auf die Russen gewartet, unsere Retter, und dann kamen plötzlich solche Russen. Ein Mann aus meiner Heimatstadt sagte «Здра́вствуйте» [«Hallo»] zu ihnen. Der Russe fragte ihn, wer er sei, und der Mann aus meiner Heimatstadt antwortete: «я евре́й» [«Ich bin Jude»]. Der Russe führte ihn zwei Häuserblocks weiter und erschoss ihn, das war’s. Am nächsten Tag ging ich. Ich machte mich auf den Heimweg. Ich sah leere Häuser und Leichen. Ich brauchte acht Stunden im Zug bis nach Veľký Sevľuš. Meine Familie hatte aus 28 Mitgliedern bestanden, nur zwei von ihnen haben überlebt: meine Schwester Sidi [Grunstein Gluck] und ich. Die übrigen Familienmitglieder, einschliesslich meiner drei Brüder, Béla, Tibor und Miklós, und meiner sechsjährigen Schwester Vera, waren nach Auschwitz deportiert worden, und keiner von ihnen ist zurückgekommen.

Das auf Englisch geführte Gespräch zwischen Jean Greenstein und seinem Sohn Lawrence Greenstein wurde gekürzt und zugunsten besserer Lesbarkeit sprachlich leicht überarbeitet. Es wurde am 7. November 2016 in Tarzana, Kalifornien, aufgenommen. Das Gespräch wurde von Charlotte Schallié initiiert und fand in ihrem Beisein statt.

Aus dem Englischen von Lis Künzli

Unter Schweizer Schutz

Подняться наверх