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Bericht zur Tagung Variationslinguistik trifft Textlinguistik (Ascona 2017)
ОглавлениеStefanie M. Moog
Vom 19. bis 22. März 2017 fand im Konferenzzentrum Monte Verità (Ascona, Schweiz) die Internationale Nachwuchstagung (CSF Workshop – GAL Research School) VARIATIONslinguistik trifft TEXTlinguistik statt (s. die Veranstaltungswebseite www.unige.ch/ascona2017). Dem Titel der Konferenz Rechnung tragend standen zwei linguistische Subdisziplinen im Fokus der Diskussion, deren Schnittstellen wie auch Gegensätze in der interdisziplinär angelegten Veranstaltung herausgearbeitet werden sollten und dank der Offenheit der TeilnehmerInnen auch offengelegt werden konnten. Organisiert wurde die Tagung von Mateusz Maselko und Kirsten Adamzik, beide von der Universität Genf und beide Experte bzw. Expertin der in Kontakt tretenden Subdisziplinen. Insgesamt nahmen 23 NachwuchwissenschaftlerInnen aus fünf verschiedenen Ländern teil. Die Qualität der Einreichungen wurde über ein mehrstufiges Begutachtungsverfahren gewährleistet, an dessen Durchführung ein zahlreiche ExpertInnen umfassendes internationales Komitee beteiligt war (s. Vorwort).
Vom Tagungshotel aus wurde bereits am Ankunftstag ein Stadtrundgang angeboten. Anschließend trafen sich die TeilnehmerInnen zum Beisammensein und Kennenlernen im Hoteleigenen Restaurant, wo ein gemeinsames, mehrgängiges Menü eingenommen wurde.
Das wissenschaftliche Tagungsprogramm verteilte sich auf drei Tage und wurde durch den Vortrag von Kirsten Adamzik eröffnet, in dessen Fokus ‚Allotexte‘ – Varianten von Texten/Texttypen – als Ausgangspunkt für potentielle Berührungspunkte zwischen Variations- und Textlinguistik diskutiert wurden. Der von ihr eingeleitete und vor allem textlinguistische Aspekte umfassende thematische Block beinhaltete Vorträge zu historischen Textsorten (Thomas Sebastian Bertram, Bettina Lindner). Den zweiten thematischen Block des Tages bildeten drei Vorträge zum Thema grammatische Variation und der Frage nach dem Einfluss kontextuell-medialer Steuerungsfaktoren auf den Sprachgebrauch bzw. die Akzeptabilität grammatischer Varianten. Während der Hauptvortrag von Christian Efing, Bergische Universität Wuppertal, dieser Frage mehr allgemein-theoretisch nachging, analysierten Annika Vieregge und Adam Tomas mit der Kasusvariation bei Sekundärpräpositionen im Deutschen bzw. mit dem am-Progressiv im Pennsylvaniadeutschen konkrete grammatische Phänomenbereiche.
Welche Texte, Daten, Materialien sich für welche variations- bzw. soziolinguistische Fragestellungen eignen, wurde im ersten Themenblock des zweiten Konferenztages diskutiert, zunächst im Hauptvortrag von Alexandra N. Lenz, Universität Wien, mit Bezug auf den von ihr geleiteten, aktuell laufenden Spezialforschungsbereich zur deutschen Sprache in Österreich (Variation, Kontakt, Perzeption). Es folgten – ebenfalls vor dem soziolinguistischen Hintergrund Österreichs – Vorträge zur Verbal- und Nominalflexion (Nina Bercko, Christina Schrödl). Im nächsten Block zu Fachsprachen an der Schnittstelle von variations- und textlinguistischer Forschung wurden jene der Verwaltungssprache (Alessandra Alghisi) und des Wintersports (Rinat Jafarov) behandelt. Im dritten Themenblock des Tages wurden text- und variationslinguistische Analysen der alemannischen Sprachversion der Wikipedia (Eva Gredel) sowie diskursiv verhandelte Varianten als Mittel zur Konstruktion sozial(räumlich)er Identität diskutiert (Alexandra Schiesser). Inwiefern auch dialektale Printtexte als Datenbasis für die Erforschung syntaktischer Variation in ‚Sprachinselvarietäten‘ dienen können, wurde abschließend in einer Art Werkstatteinheit durch die gemeinsame Analyse an einer hunsrückischen Textversion des Kleinen Prinzen erarbeitet (initiiert und moderiert durch Mateusz Maselko).
Der dritte Tag wurde durch den vierten und letzten Hauptvortrag der Konferenz von Noah Bubenhofer, Universität Zürich, eingeleitet, der sich mit korpuslinguistischen Zugängen zur Varietätenlinguistik beschäftigte. Ihm schloss sich ein ebenfalls korpuslinguistisch ausgerichteter Beitrag zu textsortenspezifischer Variation und ihrer Ermittlung auf Basis korpuslinguistischer Zugänge an (Sarah Brommer). Welche Bedeutung textlinguistische Zugänge im Bereich der Grammatikdidaktik haben können und sollten, ist eine Frage, mit der sich den letzten Vormittag abschließend Daniel Mischa Helsper befasste. Die Vielfalt und Komplexität der interdisziplinären Bezüge zwischen Variations- und Textlinguistik wurde auch in den beiden letzten Präsentationen der Konferenz deutlich, die sich mit Themen der Schriftsprachkompetenz bei Kindern (Pascale Schaller) bzw. textsemantischen Analysen mehrsprachiger Literatur (Jana-Katharina Mende) auseinandersetzten.
Ein besonderes Highlight der Konferenz bildete die Postersession am Nachmittag des ersten Tages, in deren Rahmen sechs Dissertations- und Postdoc- wie zwei Master-Projekte zu unterschiedlichen variations- und textlinguistischen Aspekten präsentiert wurden, jeweils eingeleitet durch eine kurze mündliche Präsentation (Beitragende: Gerda Baumgartner, Simona Devito, Fabian Fleißner, Virginie Gremaud, Stefan Hartmann, Nesrin Limani, Friedrich Markewitz, Nicolas Wiedmer). Dank des traumhaften Wetters fand die Postersession im Freien, vor der wunderbaren Kulisse des Lago Maggiore statt.
Wie das beste Poster wurde auch die beste Präsentation mit einem CSF Award gewürdigt:
Preisträger für den besten Nachwuchsvortrag: Daniel Mischa Helsper von der Universität Trier (Thema: Textsortenbasierte Grammatikdidaktik am Beispiel der Adverbialien),
Preisträgerin für das beste Poster: Gerda Baumgartner von der Universität Freiburg im Üechtland (Thema: Variabler Genusgebrauch bei Rufnamen in Dialekten der Deutschschweiz).
Die Tagung wich in vielen Aspekten erfolgreich von üblichen Veranstaltungsformaten der Linguistik ab. Besonders positiv wirkten die durch die Programmstruktur bewusst großzügig eingeräumten Spielräume für Diskussionen. Zusätzlich zu einer sich sofort an jeden individuellen Vortrag anschließenden kurzen Diskussion gab es nach einem Block von zwei Vorträgen noch einmal eine längere Diskussionseinheit, in der insbesondere interdisziplinäre Aspekte der gehörten Inhalte zur Sprache kamen. Neben dieser programmbezogenen Besonderheit trugen aber gerade das gemeinsame Wohnen in geschichtsträchtigem Ambiente, wie das gemeinsame Essen und Leben im Tagungszentrum auf dem Monte Verità zu einem persönlichen Kennenlernen und einer Intensivierung des interdisziplinären Austauschs bei, was gerade für eine Nachwuchskonferenz sicher eine einmalige und besonders wertvolle Erfahrung darstellt. So gab es auch Raum und Muße für vielfältige Gespräche zwischen den NachwuchswisenschaftlerInnen, aber auch zwischen ihnen und den eingeladenen und schon etablierten Hauptvortragenden.
Wunderbarerweise wird die in mehrfacher Hinsicht sehr erfolgreiche Veranstaltung fortgeführt: Die Konferenz stellte den Auftakt einer neuen, von Mateusz Maselko initiierten Reihe zu VARIATIONist Linguistics meets … dar (für weitere Informationen s. Homepage des Begründers www.unige.ch/lettres/alman/de/enseignants/linguistique/maselko/konferenzen). Schon in der ersten Hälfte 2018 fand, wiederum auf dem einzigartigen Monte Verità, eine Folgeveranstaltung statt, die diesmal internationale WissenschaftlerInnen auf den Gebieten der Variations- und Kontaktlinguistik versammelte (s. Webseite der Tagung www.unige.ch/ascona2018).
Tagungsplakat (© UNIGE) und ausgewählte Tagungsbilder (© S. M. M. und A. T.): (von links oben) Gruppenfoto (Veranstalterin K. Adamzik in der zweiten Reihe von unten links), Konferenzzentrum und Bauhaushotel Monte Verità, Konferenzraum Eranos, Postersession auf der Terrasse, Preisträgerin für das beste Poster G. Baumgartner und Preisträger für den besten Vortrag D. M. Helsper jeweils mit Ch. Cometta (Congressi Stefano Franscini) und M. Maselko (Veranstalter)