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1 Grundlagen der Forschung an Fachsprachen
ОглавлениеDie Fachsprachenforschung ist einer der Kernbereiche angewandter Linguistik mit Beziehungen zu den Arbeitsfeldern Sprachenlehren und -lernen, Sprachdidaktik, aber auch der Analyse von Wirtschafts-, Verwaltungs- und technischer Kommunikation. Ihr Ziel ist es, die fachliche Kommunikation zu definieren und ihre Ausprägungen zu verstehen. Des Weiteren gewinnt die Vermittlung von Fachsprachen im Zuge von Internationalisierung der Studienbedingungen an Relevanz. Immer mehr Menschen studieren und lehren im Ausland oder bereiten sich beruflich auf einen Auslandsaufenthalt vor. Dies erfordert Sprachkenntnisse, die über alltagssprachliche Kompetenzen hinausgehen, und rückt die Vermittlung von Fachsprachen in den Fokus. Aber was sind Fachsprachen, und was unterscheidet sie von dem, was normalerweise im fremdsprachlichen Unterricht behandelt wird? Welche Kompetenzen benötigen Lerner, wenn sie Fachsprachen lernen, und wovon sind diese Kompetenzen abhängig? Diese Fragen lassen sich nicht ohne einen Bezug zu dem beantworten, was das Fach ausmacht – die Gegenstände, die im Fach behandelt werden, die Mittel und Werkzeuge, mit denen diese Gegenstände bearbeitet werden und schließlich die Personen, die die fachlichen Gegenstände bearbeiten: Fachleute sowie Experten und Expertinnen.
Die Betrachtung von Fachsprachen erfolgt im Fortgang dieses Modules daher aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst werden die grundlegenden Begriffe geklärt. Anschließend werden die sprachlichen Mittel, die für Fachsprachen typisch sind, bezogen auf ihre pragmatische Funktion beschrieben. Bei der Klassifikation von Fachsprachen spielen die Gegenstände und Akteure der fachsprachlichen Kommunikation eine entscheidende Rolle. Im weiteren Verlauf wird Fachsprache auf dieser Basis in Subsprachen differenziert und als Varietät, Register und Genre dargestellt. Dabei wird jeweils einbezogen, welche Konsequenzen sich aus dem Besprochenen für die Konzeption fach- und berufssprachlichen Unterrichts ergeben.
In jüngerer Zeit macht sich besonders die Ausrichtung auf gebrauchsorientierten Unterricht für berufliche Zwecke im deutschen Schulsystem stark bemerkbar. Hier gibt es verschiedene groß angelegte Initiativen, deren Ergebnisse aber in sehr unterschiedlichem Maße in den Schulsystemen der Länder umgesetzt werden. Zu nennen sind hier unter anderem das Projekt FörMig (Ohm, Kuhn & Funk 2007), die Arbeiten zu mehrsprachigen Curricula (Hufeisen 2011; siehe auch das Projekt PlurCur! Allgäuer-Hackl, Brogan, Henning, Hufeisen & Schlabach 2015) und das Bayerische Modell (Roche & Terrasi-Haufe im Druck), dessen heutige Tragweite in vielen Schulsystemen in Deutschland im Kontext der Beschulung und Ausbildung von Flüchtlingen auf die grundlegenden Arbeiten an einem nicht-segregativen, handlungsorientierten berufssprachlichen Unterricht fußt. Das Prinzip der vollständigen Handlung (Riedl & Schelten 2013) ist dabei gut vereinbar mit den entsprechenden Prinzipien der Berufsschulpädagogik und wird umgesetzt im Unterrichtsprinzip Berufssprache Deutsch (siehe Lerneinheit 8.1).