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1. Venus in Claudians Epithalamium an Palladius und Celerina (c.m. 25)
ОглавлениеAls Symbol für unermessliche Schönheit, Erotik und Sexualität wurde die Liebesgöttin Venus in den bildenden Künsten und der Literatur immer wieder abgebildet und beschrieben. Vor allem die Dichtung des Barock hat ihr Bild häufig aufgegriffen und es fortwährend transformiert. Als wichtiges Vorbild für die Venusrezeption im Barock muss das Epithalamium an Palladius und Celerina (um 400 n. Chr.) von Claudius Claudiani gelten, das motivgeschichtlich deshalb eine wichtige Rolle spielt, weil es in der Eingangsszene die nackte, ruhende Venus darstellt, die von Statius (silv. 1,2) poetisch geprägt, von Ennodius (carm.1,4) erotisch verschärft und fortan in der Malerei und Dichtung vielfältig nachgebildet wurde.1 Wie die Claudian-Rezeption insgesamt2 ist die Rezeption des c.m. 25 noch nicht gewürdigt worden, obwohl Joachim Haertel bereits 1910 auf mehrere barocke Adaptionen des Motivs der nackten bzw. schlafenden Venus aufmerksam gemacht hat.3 Dazu gehören vier Gedichte, die alle zuerst in der Neukirchschen Sammlung4 veröffentlicht wurden: Johann von Bessers Ruhestatt der Liebe/ oder Die Schooß der geliebten (1695), Benjamin Neukirchs Auff die Perlitz-Mühlendorffische Hochzeit (1695), das anonyme Gedicht Die Schlaffende Venus nach des Claudiani lateinischen (1697) und Christian Hölmanns Abbildungen der Schooß (1704).
Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die vier Claudian-Rezeptionen in „dichten“ intertextuellen Lektüren vorzustellen. Gezeigt werden soll, mit welchen Aneignungsstrategien5 die Bearbeitungen die Vorlage nachahmen oder überbieten, ganz nach den barocken Prinzipien der imitatio und aemulatio. Dabei wird vor allem die Eingangsszene des Claudian‘schen Epithalamium in den Blick genommen, um anhand der erotisierenden Rezeptionen exemplarisch den Wandel des erotischen Diskurses am Ende des 17. Jahrhunderts nachzuvollziehen.
Aufgrund der unsicheren Datierungen der Texte kann allerdings nicht von einer streng chronologischen Abfolge der vorgestellten Rezeptionen ausgegangen werden.6 Stattdessen wird mit dem anonymen Gedicht Die Schlaffende Venus nach des Claudiani lateinischen zunächst eine überbietende Imitation der lateinischen Vorlage analysiert. Anschließend wird mit Bessers berüchtigter Ruhestatt der Liebe eine gewagte Parodie auf Claudians Epithalamium vorgestellt, bevor gezeigt wird, wie sich die Claudian-Rezeption mit Benjamin Neukirchs Parodie Auff die Perlitz-Mühlendorffische Hochzeit und Christian Hölmanns Abbildungen der Schooß verselbstständigte.