Читать книгу Kultur- und Literaturwissenschaften - Группа авторов - Страница 48

2.3 Lingua Franca als Instrument in Wissenskulturen und Wissenschaftssprachen

Оглавление

Jörg Roche

Alle Welt redet von Globalisierung. Und sie tut es meist auf Englisch. Mit dem Versuch, größere Teile unserer Welt wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch und wissenschaftlich zusammenzubringen, korrespondiert auf sprachlicher Ebene das Streben nach einer globalen Lingua Franca. Eine solche Lingua Franca kann mehr oder weniger künstlich geschaffen, wie das Esperanto oder das Volapük, oder von einer existierenden Sprache abgeleitet sein. In beiden Fällen lehnt sich die Lingua Franca jedoch an kulturell geprägte sprachliche Systeme an, mehr oder weniger explizit und bewusst, und perpetuiert diese durch die existierenden Strukturen und sprachlichen Standardisierungsverfahren. Die Erforschung der Lingua Franca Englisch zeigt jedoch, dass die kulturspezifischen Bezüge eine wesentlich größere sprachliche Variation produzieren, als weit verbreitet angenommen wird. Daher empfiehlt es sich auch hier, den Plural Englishes zu verwenden. In dieser Lerneinheit sollen diese Variationsaspekte in der internationalen Kommunikationskultur daher vor allem aus zwei Perspektiven thematisiert werden. Den beiden Perspektiven liegt dabei ein Konzept zugrunde, das weit verbreitet (auch in der anglophonen Welt) den von Humboldt geprägten Begriff der Weltsicht trägt. Zum einen geht es um kulturelle Geprägtheit der Sprache und des Denkens, zum anderen um disziplinäre. Damit soll gezeigt werden, dass das Prinzip der kulturellen Geprägtheit konstitutiv für das Funktionieren einer Lingua Franca ist, dass es gerade dort in verschiedenen Schattierungen seine Mechanismen besonders deutlich werden lässt.

Diese Lerneinheit basiert teilweise auf Roche, Jörg (2007), Wissenskulturen und Wissenschaftssprachen – Zur Kommunikationskultur in einer pluralistischen Wissensgesellschaft. In: Rieger, Caroline; Plews, John; Lorey, Christoph (Hrsg.), Interkulturelle Kompetenzen im Fremdsprachenunterricht/lntercultural Literacies and German in the Classroom. München: ludicium, 279-298.

Lernziele

In dieser Lerneinheit möchten wir erreichen, dass Sie

 verstehen, wie sehr sich kulturelle Aspekte in der Sprache abbilden, in einer Nationalsprache genauso wie in einer Fachsprache;

 wissen, wie variantenreich und heterogen eine Lingua Franca wirklich ist und woher diese Variation kommt;

 reflektieren, wie Sprache und Denken sich gegenseitig bedingen;

 erklären können, wie und warum automatische Übersetzungsmaschinen immer versagen;

 begründen können, warum fachliche Kommunikation gegenüber kulturspezifischen Einflüssen nicht immun ist;

 beschreiben können, dass Wissenschaft ohne Sprache nicht existieren kann;

 warum eine Lingua Franca dennoch eine Gefahr für die Bildungs- und Allgemeinsprache sein kann.

Kultur- und Literaturwissenschaften

Подняться наверх