Читать книгу Das Neue Testament - jüdisch erklärt - Группа авторов - Страница 6
Vorworte zur Originalausgabe Zur ersten Auflage
Оглавление„… für meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch. Sie sind Israeliten, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen, denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch. Gott, der da ist über allem, sei gelobt in Ewigkeit … denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.“
Saulus (Paulus) von Tarsus, Brief an die Gemeinde in Rom (9,3-5; 11,29)
Vor fast zwei Jahrtausenden entstanden die frühesten Texte, die dann später Teil des Neuen Testaments wurden. Diese Zeitspanne war geprägt von einer größtenteils schmerzlichen Beziehung zwischen Juden und Christen. Auch wenn sich die jüdische Wahrnehmung von Christen und die christliche Wahrnehmung von Juden in den letzten Jahrzehnten merklich gebessert haben, missverstehen beide immer noch viele Texte und Traditionen der jeweils anderen. Die Veröffentlichung dieses Buchs zeugt von dieser wesentlichen Verbesserung. Unser Ideal wäre erreicht, wenn das Werk dazu dienen kann, unser Wissen sowohl über unsere gemeinsame Geschichte als auch über die Gründe unserer Trennung zu vertiefen.
Das Wort „Jewish“ im Titel The Jewish Annotated New Testament erfüllt mehrere Funktionen: Erstens verweisen die Erläuterungen und Essays in diesem Band auf Aspekte des Judentums im ersten und zweiten Jahrhundert, die das Verständnis des Neuen Testaments vertiefen: Bräuche, Literatur sowie die Art und Weise der Auslegung biblischer Texte. Wir halten es für wichtig, dass sowohl Juden als auch Nichtjuden begreifen, wie sehr bedeutende Teile des Neuen Testaments in vielerlei Hinsicht den jüdischen Bräuchen und Überzeugungen ähneln, die in den Schriftrollen vom Toten Meer, den Werken von Philo und Josephus, der pseudepigraphischen und deuterokanonischen Literatur, den Targumim (Übersetzungen der Bibel ins Aramäische) sowie – etwas später – der rabbinischen Literatur zu finden sind, und dass viele Stellen des Neuen Testaments auf jüdische Ursprünge zurückgehen. Jesus war Jude, ebenso Paulus; die uns als Matthäus und Johannes bekannten Autoren waren wahrscheinlich Juden, ebenfalls die Autoren des Jakobusbriefs und der Offenbarung. Als sie ihre Schriften verfassten, hatten sich die Wege des Judentums und des Christentums noch nicht getrennt. Weitere Autoren wie etwa der des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte waren, obwohl wahrscheinlich nicht selber Juden, zutiefst beeinflusst vom jüdischen Denken des ersten und zweiten Jahrhunderts wie auch von der jüdischen Übersetzung des Tanach ins Griechische, der Septuaginta. Kenntnisse der vielfältigen jüdischen Gemeinschaften, die überall im Römischen Reich lebten, – ihrer Sitten und Bräuche, ihrer religiösen Praktiken – sind unerlässlich für das Verständnis der neutestamentlichen Schriften, ebenso wie eine grundsätzliche Vertrautheit mit der altrömischen Welt. Die Vertrautheit mit dem Neuen Testament hilft uns Jüdinnen und Juden wiederum, etwas von unserer eigenen Geschichte wiederzuerlangen.
Zweitens: Wir heben Verbindungen zwischen dem Neuen Testament und der späteren jüdischen (insbesondere rabbinischen) Literatur hervor, damit der Leser nachverfolgen kann, wie sich – sowohl ähnliche als auch abweichende – Ideen und Konzepte im Lauf der Zeit entwickelt haben. In der rabbinischen Literatur zum Beispiel wird der gesamte Psalter meistens David zugeschrieben, obwohl weniger als die Hälfte der Psalmen eine davidische Überschrift trägt und etliche ausdrücklich anderen Autoren, etwa Korach, zugeschrieben werden. Wie und wann kam es dazu, dass die Rabbiner alle Psalmen als davidisch (bBB 14b) ansahen? Apg 4,25 leitet ein Zitat aus Psalm 2 – einem Psalm ohne ausdrücklich davidische Überschrift – mit den Worten ein: „du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt“. Dieser Vers liefert einen wichtigen Beweis dafür, dass die Vorstellung einer davidischen Autorenschaft der Psalmen bereits im ersten oder im frühen zweiten Jahrhundert u.Z. existierte und keine rabbinische Neuerung war. Die asketischen Tendenzen und das Interesse an der Auferstehung, an Himmel und Hölle sowie die Schilderungen gefallener Engel und des satanisch Bösen in einigen neutestamentlichen Texten lassen die Leserinnen und Leser wiederum erkennen, dass solche Vorstellungen auch im frühen Judentum existierten.
Drittens: Dieses Werk spricht Probleme an, die möglicherweise insbesondere jüdische Leserinnen und Leser des Neuen Testaments beschäftigen. Das gilt vor allem für Textstellen, die dazu dienten, Antijudaismus und antijüdische Stereotype aufrechtzuerhalten, welche nichtjüdische Leserinnen und Leser manchmal in die Texte hineinlesen. Zusätzlich zur Betonung des jüdischen Hintergrunds – oder besser: des jüdischen Kontexts – des Neuen Testaments richten wir ein besonderes Augenmerk auf solche Stellen, die über Juden oder über jüdische Gruppen wie etwa die Pharisäer oder „die Juden“ im Johannesevangelium in negativen Stereotypen sprechen. Allzu lange wurden die Juden bezichtigt, „Christusmörder“ zu sein (s. 1Thess 2,14b-16), mit Judas identifiziert oder als die korrupten Nachkommen der „Geldwechsler“ im Tempel angesehen (Mt 21,12; Mk 11,15; Joh 2,14-15, vgl. Lk 16,14). Die Autorinnen und Autoren dieses Werks wollen keine Apologetik betreiben, indem sie behaupten, diese Aussagen seien harmlos. Vielmehr verorten sie diese in einen bestimmten Kontext und zeigen auf, dass sie zur polemischen Sprache der Debattenkultur des ersten Jahrhunderts gehören, oder merken an, dass die Aussagen durch die spätere christliche Tradition möglicherweise nicht immer richtig verstanden wurden. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist in den Erläuterungen zu Matthäus 27,25 zu lesen: „Da antwortete alles Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (ein Vers, der nur im Matthäusevangelium vorkommt). Die Erläuterung führt an, dass sich dieser Vers möglicherweise auf die Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahre 70 n.Chr. bezieht und dass die „Kinder“ speziell die Generation nach Jesus sein könnte, die diese Zerstörung noch erlebte, und nicht alle künftigen Juden. In ähnlicher Weise legen die Erläuterungen zur Offenbarung nahe, die Polemik gegen die „Versammlung des Satans, die sagen, sie seien Juden, und sind‘s nicht“ (Offb 3,9), richte sich keineswegs gegen die Juden, sondern gegen nichtjüdische Anhänger Jesu, die jüdische Praktiken förderten. Diese Erläuterungen können den Schaden zwar nicht wiedergutmachen, den solche Verse zwei Jahrtausende lang angerichtet haben; sie können aber uns allen zur Einsicht verhelfen, dass bestimmte böswillige Interpretationen des Neuen Testaments nicht, wie bisher angenommen, auf den Texten selbst fußen. Und in jedem Fall sollen die Erläuterungen und Essays christlichen Lehrern und Predigern dabei helfen, die „gute Nachricht“ (die eigentliche Bedeutung des griechischen euangelion, „Evangelium“) von Jesus in ihrer Verkündigung nicht durch antijüdische Stereotype zu beflecken.
Bisweilen müssen Leserinnen und Leser mit diesen Texten des Neuen Testaments ringen (und dasselbe gilt nach unserer Überzeugung auch für die gemeinsamen Schriften – den Tanach der Synagoge und das Alte Testament der Kirche), da sie oft Vorstellungen ausdrücken, die uns mindestens unbequem sind. Beim Studium solcher Texte geht es nicht darum, sie zu rechtfertigen, sondern sie in ihrem historischen Kontext zu verstehen und anzuerkennen, dass ihre Erben sie unterschiedlich interpretieren. Einige Texte des Neuen Testaments scheinen zum Beispiel eine Enterbungstheologie oder auch Substitutionstheologie zu vertreten. Diese behauptet in ihrer schärfsten Ausprägung, dass die Juden, indem sie Jesus erst abwiesen und dann töteten, ihren Status als Gottes Bundesvolk verloren hätten und die Verheißungen an Abraham nunmehr ausschließlich den Anhängern Jesu gälten. Nach dieser Sichtweise wurden die Juden und das Judentum also durch die Christen und das Christentum abgelöst bzw. ersetzt. Am offensichtlichsten tritt diese Theologie in Hebr 8,13 zutage: „Indem er sagt: ‚einen neuen Bund’ [Jer 31,31-34], hat er den ersten zu einem alten gemacht. Was aber alt wird und betagt ist, das ist dem Ende nahe.“ Genaueres Hinsehen führt zu tieferer Erkenntnis und folglich zu einem tieferen Verständnis dafür, wie sich solche unterschiedlichen Überzeugungen bzw. Traditionen entwickeln konnten.
Und tatsächlich hat das Studium des Neuen Testaments viele Juden – auch die Herausgeber dieses Buchs – zu besseren, umfassender informierten Juden gemacht. Die Vertrautheit mit dem Neuen Testament hilft dabei zu erkennen, welche verschiedenen Optionen für Juden im ersten Jahrhundert möglich waren (Jesus oder Johannes dem Täufer zu folgen; sich der Gemeinde am Toten Meer anzuschließen oder sich die pharisäische Lehre anzueignen; sich auf Seiten Roms oder der Aufständischen zu schlagen usw.). So hilft es auch dabei, besser zu verstehen, weshalb die meisten Menschen im jüdischen Volk Jesus bzw. der sich in seinem Namen entwickelnden Bewegung nicht folgten. Bisweilen stellen wir fest, dass viele der neutestamentlichen Texte fundamentale jüdische Werte auf vorzügliche Weise wiedergeben: die Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten (Lk 10,25-28, Dtn 6,5 zitierend; Lev 19,18; Jos 22,5; zur Liebe zu Gott s. ARN 48 [67a]; zum Primat von Lev 19,18 s. R. Aqiva in jNed 9,4/41c, der anmerkt, dies sei „ein Hauptprinzip der Tora“); Zedaqa (die in Wohltätigkeit ausgedrückte Rechtschaffenheit; Mk 10,21; Mt 25,34–40; s. Jer 22,3; Spr 21,3; zu ihrem Primat in rabbinischen Texten s. bBB 9a; bSukk 49b); die Sehnsucht nach dem Königreich bzw. der Herrschaft Gottes (Mt 16,24–26) und der Verbesserung der Welt (Offb 21,1–4); vgl. das Alenu-Gebet: „die Welt durch die Herrschaft des Allmächtigen zu verbessern“. Es ist Nichtchristen durchaus möglich, einen Großteil der (sehr jüdischen) Botschaft des Neuen Testaments wertzuschätzen, ohne dabei den Boten zu verehren.
Viele Jüdinnen und Juden sind mit dem Neuen Testament nicht vertraut oder fürchten sich sogar, es zu lesen. Sein Inhalt und seine Erzählformen sind ihnen fremd, und sie brauchen erläuternde Notizen. Andere wiederum halten die neutestamentlichen Schriften für irrelevant für ihr Leben oder argwöhnen, jegliches kommentierte Neue Testament ziele auf Überredung oder gar Bekehrung. Dieser Band, zumal von jüdischen Gelehrten herausgegeben und geschrieben, soll diesen Verdacht nicht erwecken. Es ist nicht unsere Absicht, jemanden zur Konversion zu bewegen – weder Juden zum Christentum noch Christen von ihren eigenen Kirchen fort. Vielmehr will dieses Buch allen Leserinnen und Lesern dabei helfen, die Bedeutung der neutestamentlichen Schriften innerhalb ihres je eigenen sozialen, historischen und religiösen Kontexts zu verstehen; einige der Essays beschreiben den Einfluss, den das Neue Testament auf jüdisch-christliche Beziehungen geübt hat. Ferner sind wir überzeugt, dass Juden die christliche Bibel – das, was aus christlicher Perspektive Altes und Neues Testament genannt wird – verstehen sollten, denn in dieser Form ist sie für die meisten englischsprachigen Menschen die Heilige Schrift: Es ist für Juden schwierig, ihre Mitmenschen zu verstehen oder die breite Gesellschaft, zu der jüdische Staatsbürger auch gehören, ohne mit dem Neuen Testament vertraut zu sein. Genauso, wie wir uns als Juden wünschen, dass unsere Mitmenschen unsere Texte, Überzeugungen und Praktiken verstehen, so sollten wir mit den Grundlagen des Christentums ebenfalls vertraut sein.
Es gibt weitere Gründe für eine jüdische Vertrautheit mit diesen Texten. Das Neue Testament ist eine wichtige Quelle für die Literatur, Kunst und Musik in der westlichen Kultur. Um die Meisterwerke Bachs umfassend zu würdigen, ist es sinnvoll, die Texte zu kennen, die ihnen zugrunde liegen. Die Vertrautheit mit den Schilderungen der frühen Kindheit Jesu im Matthäus- und Lukasevangelium hilft dabei, die großartigen Porträts der Madonna mit Kind zu schätzen; Kenntnisse des Neuen Testaments liefern den notwendigen Hintergrund, um zu verstehen, wie die Kulturen Jesus und Judas, Maria Magdalena und Petrus über die Jahrhunderte dargestellt haben. Das Neue Testament ist nicht nur ein religiös bedeutsames Buch, es ist ebenfalls ein Buch kultureller Bedeutung.
Das Wort Jewish im Titel erfüllt noch eine letzte, wichtige Funktion: Es spiegelt die Empfindungen der Mitwirkenden wider. Nicht nur jüdische Gelehrte verfügen über die Kompetenz zum Verfassen dieser Erläuterungen, die vielerlei Kenntnisse zu den Themen Hebräisch, Tanach, Zweiter Tempel und rabbinische Texte voraussetzen. Es ist überall ersichtlich, wie viel die Mitwirkenden der Gelehrsamkeit von Forscherinnen und Forschern jeglichen religiösen Hintergrunds verdanken. Dank der zunehmenden Anzahl jüdischer Gelehrter mit Sachkenntnis auf diesem Gebiet war es zugleich möglich, eine ausreichende Zahl an Mitwirkenden ausfindig zu machen, was die Offenheit gegenüber dem Studium religiöser Texte belegt und auch die wachsende Kooperation zwischen jüdischer und christlicher Forschung hervorhebt, wenn es darum geht, sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten zwischen dem frühen Christentum und dem Judentum jener Ära zu verstehen.
Als professionelle Geisteswissenschaftler bringen die Autorinnen und Autoren der Erläuterungen und Essays dem Text die gebührende Achtung entgegen, die alle religiösen Texte verdienen. Ein genaues Verständnis des Griechischen, in dem das Neue Testament verfasst wurde, sowie fundierte Kenntnisse der griechischen wie römischen literarischen Konventionen, die es beeinflusst haben, sind für ein richtiges Verständnis des Neuen Testaments unerlässlich – genauso wie Kenntnisse nahöstlicher Kultur und der Sprachen des Altertums notwendig sind, um die gemeinsamen Schriften der Juden und der Christen zu verstehen. Die Erläuterungen legen nicht nur besonderen Wert auf das, was aus einer jüdischen Perspektive von besonderem Interesse sein könnte, sondern sie liefern auch Informationen zu geschichtlichen Hintergründen, sprachlichen Details und zeigen Bezüge zu früheren biblischen Texten, wie sie jede kommentierte Bibel bietet. Die Erläuterungen wollen und können auch nicht ein letztes Urteil über die Bedeutung der Texte sprechen, weder im Altertum noch heute: Neue Entdeckungen und neue Theorien werden unser Wissen ständig erweitern. Außerdem sind die, die an diesem Band mitgearbeitet haben, in einigen Fällen untereinander uneins, und in weiteren Fällen waren Herausgeberin und Herausgeber anderer Meinung als die Mitarbeitenden. Dies liegt in der Natur biblischer Studien. Wir sind der Meinung, dass die in diesem Werk enthaltenen Diskussionen der Kategorie von Debatten entsprechen, die im Namen des Dienstes an Gott geführt werden, wie mAv 5,17 schreibt:
„Jeder Streit, der im Namen des Himmels [geführt wird], hat endlich dauernden Erfolg; aber [jeder Streit,] der nicht im Namen des Himmels [geführt wird], hat endlich keinen dauernden Erfolg. Was ist ein Streit, der im Namen des Himmels [geführt wurde]? Das ist der Streit zwischen Hillel und Schammaj; und [was ist ein Streit,] der nicht im Namen des Himmels [geführt wurde]? Das ist der Streit des Korach und seiner ganzen Rotte.“
Solche Studien können auch zu einem noch viel größeren Ergebnis führen. Der verstorbene Krister Stendahl, lutherischer Neutestamentler, emeritierter Bischof von Stockholm und ehemaliger Professor und Dekan der Harvard Divinity School, prägte den Ausdruck „heiliger Neid“, um auszudrücken, dass eine andere religiöse Tradition als die eigene schöne und bedeutsame Vorstellungen hervorrufen könnte. Keine Religion enthält die allumfassende, vollkommen ausgedrückte Weisheit, und Vieles im Neuen Testament finden wir sowohl schön als auch bedeutsam. So ist Paulus‘ Beschreibung der Liebe in 1Kor 13,4–7 etwa außerordentlich faszinierend: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, … sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, … sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“
Genauso wie wir durch die gemeinsame Arbeit an diesem wegweisenden Projekt – das erste Mal, dass jüdische Gelehrte Erläuterungen und Essays zum gesamten Neuen Testament verfasst haben – viel gelernt haben, so hoffen und erwarten wir gleichermaßen, dass alle, die diese Erläuterungen und Essays lesen, ein tieferes Verständnis für dieses zentrale religiöse Werk gewinnen. Wir hoffen, dass nichtjüdische Leserinnen und Leser anerkennen können, dass wesentliche Teile des Neuen Testaments dem Herzen des Judentums entstammen. Wir hoffen ebenso, sie in die Lage zu versetzen, diese Texte zu verstehen, ohne falsche Vorstellungen über die Zeugnisse Jesu und seiner frühesten Anhänger in sie hineinzuinterpretieren. Und wir hoffen schließlich, dass jüdische Leserinnen und Leser durch dieses Werk offener für das Neue Testament werden (viele von ihnen sind mit seinem Inhalt nicht vertraut), dass diese neuen Leserinnen und Leser vertrauter mit den Traditionen ihrer Mitmenschen werden und dass das Lesen sogar „heiligen Neid“ in ihnen erwecken möge.
Amy-Jill Levine
Marc Zvi Brettler
28. Siwan 5771 / 30. Juni 2011