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Die Information als Keimzelle des Geistigen

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Wenn man mit Görnitz und Görnitz annimmt, dass die Protyposis die Grundlage der Welt ist, dann wird deutlich, dass jede Energie und jede Materie auch schon Information ist. Aber erst durch die Entstehung des Lebens bekommt diese Information für jedes Lebewesen eine spezifische Bedeutung. Das Aufnehmen von Molekülen aus der Umwelt, das Zerlegen in die einzelnen Bestandteile, das Auswählen der benötigten Bestandteile und das Ausscheiden der wertlosen Reststoffe sind biochemische Vorgänge. Darüber hinaus aber gibt es eine übergeordnete Funktion, die wir als das Selbst des Einzellers bezeichnet haben, die alle diese Vorgänge im Inneren der Zelle miteinander und mit den von außerhalb der Zelle ankommenden Kräften in Beziehung setzt. Da die Zelle für die Verdoppelung und Teilung immer Stoffe von außerhalb der Zelle aufnehmen muss, wird das Gleichgewicht im Inneren ständig verändert und muss wieder neu hergestellt werden. Gleichzeitig verändert sich aber auch die Umwelt ständig. Diese übergeordnete Funktion muss daher auch die Bedingungen zwischen dem Außen und Innen immer wieder neu abstimmen. Und wenn sich die Außenbedingungen so verändern, dass es der Zelle nicht guttut, muss sie Aktivitäten einleiten, die die Bedingungen außen oder innen so beeinflussen, dass es wieder stimmt. Für die Feinabstimmung all dieser unterschiedlichen Kräfte wird der Informationscharakter dieser Kräfte wichtig. Winzigste Signale geben Rückmeldung über den Zustand und lösen Aktivitäten aus, die das Gleichgewicht erhalten oder wiederherstellen.

Das Selbst ist bei Einzellern nicht erkennbar. Es gibt kein Gehirn oder eine bestimmte Organelle in der Zelle, die dafür zuständig wäre. Denn es betrifft die gesamte Zelle mit all ihren einzelnen Bestandteilen, ihren systemischen Verknüpfungen, Rückmeldungen und Steuerungsmöglichkeiten. Bei uns Menschen würden wir spontan dieses Selbst ins Gehirn verlegen. Aber das ist ein Trugschluss. Auch in unserem Gehirn finden wir keine Stelle, an der das Selbst als Struktur erkennbar wäre. Denn auch bei uns umfasst dieses Kern-Selbst den gesamten Körper und vielleicht auch noch die unserem Körper eng benachbarten Regionen unserer Umwelt. Wenn wir Zahnschmerzen oder eine schlechte Verdauung haben und sogar wenn wir falsch gekleidet sind und daher frieren, wirkt sich das auf unsere ganze Person aus und unser Selbst signalisiert uns, dass wir Aktivitäten unternehmen müssen, um etwas zu ändern. Bei den Menschen, die aus bis zu 100 Billionen Zellen bestehen, sorgt einerseits jede Zelle für sich, dass sie ihre Aufgabe erfüllt und die Vorgänge geordnet ablaufen. Gleichzeitig ist aber jede Zelle in ein Organ eingebaut, das eine bestimmte Funktion hat und daher die Aufgabe jeder zugehörigen Zelle bestimmt. Und die verschiedenen Organe wirken in einem Gesamtorganismus zusammen, um den Menschen in einem ganzkörperlichen Gleichgewicht und so am Leben zu halten.

Bei so vielen Zellen, die Information verarbeiten und miteinander verknüpfen, die ihre Information mit denen der benachbarten Zellen und den im gesamten Organ zusammengehörenden Zellen verknüpfen und diese Informationen im gesamten Lebewesen mit den Informationen aus den anderen Organen verknüpfen, da spielt die Information offensichtlich eine fast unendlich viel größere Rolle als beim Einzeller. Wobei natürlich, wie wir alle wissen, die organischen Abläufe in unserem Körper sich fast alle völlig ohne unser Bewusstsein abspielen. Erst, wenn eine Störung auftritt, die so gravierend ist, dass das Organ nicht mehr richtig arbeiten kann, bemerken wir etwas davon.

Selbst bei der Bewegungskoordination, bei der ja eine ständige Rückmeldung über die Stellung unserer Glieder an das Gehirn erfolgt, um uns richtig steuern und im Gleichgewicht halten zu können, erfolgt diese Ausbalancierung fast immer unbewusst. Das muss allerdings erst gelernt werden. Durch die Anreize aus der Umgebung erfährt das Baby, dass es etwas mit den Händen erreichen, greifen und zu sich holen kann. Der Säugling wird mit angeborenen Bewegungsimpulsen geboren, die noch weitgehend unkoordiniert sind und in ihrem Ablauf am ehesten dem Bewegungsablauf beim Vierfüßlergang der Säugetiere entsprechen. Aber das gezielte Greifen, das Sich-Drehen, das Aufrichten, den aufrechten Gang, all das müssen die Babys erst mühsam lernen, um es dann allerdings so zu automatisieren, dass es später wie unbewusst abläuft.

Vom ersten Tag an beginnt der Säugling, ein Konzept seiner Umwelt zu entwickeln, indem er die vielen Informationen von außen, die über die verschiedenen Sinnesorgane auf ihn einstürmen, miteinander verknüpft, speichert und so allmählich eine Gesamtvorstellung von seiner Umgebung aufbaut. Dass das so ist, kann man experimentell nachweisen. Man setzt einem Menschen eine Brille auf, die bewirkt, dass er alles falsch herum sieht. Der Fußboden ist oben, die Zimmerdecke unten. Wenn man diese Versuchsperson daran hindert, sich zu bewegen, bleibt das Bild verkehrt herum. Wenn sie sich frei im Raum bewegen kann, dreht sich das Bild nach kurzer Zeit wieder richtig herum. Das heißt, der Kopf verbindet die visuelle Wahrnehmung mit den Signalen aus dem Gleichgewichtsorgan und dem Tastsinn und stellt so das gewohnte Konzept der Umwelt wieder her, um einen kompetenten Umgang mit ihr zu ermöglichen. Auch wenn das nicht über das bewusste Denken läuft, so ist das doch kein rein biochemischer Vorgang. Die Energieströme im Gehirn laufen nicht plötzlich anders herum. Es ändert sich keine Chemie. Wir können keinen Knotenpunkt im Gehirn ausmachen, an dem sich plötzlich etwas umdreht. Vielmehr werden nur die eingehenden Informationen anders miteinander verknüpft. Diese Verknüpfung der verschiedenen Informationen durch das Selbst, die schon für den Einzeller nötig ist, um zu überleben, können wir in diesem Experiment am Menschen beobachten. Als geistige Tätigkeit kann man diese Art von Verknüpfung noch nicht bezeichnen. Aber diese Verknüpfung ist weder Materie noch eine physikalisch messbare Energie, sondern eindeutig eine Vorform des Geistigen, so wie wir etwa auch den Warnruf des Eichelhähers als Vorform geistiger Tätigkeit ansehen müssen.

Aus diesen Vorformen entwickelte sich allmählich das Geistige. Aus den schon bei manchen Makakenstämmen zu beobachtenden differenzierten Warnrufen wurden immer differenziertere Lautäußerungen, die sich bei uns Menschen zur Sprache weiterentwickelten. Und erst als die Sprache so weit entwickelt war, dass mit ihr auch abstraktere Inhalte besprochen werden konnten, konnten sich die Menschen darüber verständigen, woher sie kommen, wohin sie gehen und was wohl der Sinn ihres Lebens ist. Erst dadurch konnten sie sich über Vorstellungen von übermenschlichen Mächten verständigen und zusammen Götterkulte entwickeln, denen man das Wichtigste und Schönste darbringen musste, um diese Götter den Menschen gnädig zu stimmen. So wurde der Götterkult zu einem Motor für die Kultur, in der alles besonders Schöne eine hohe, fast religiöse Wertigkeit erhält.

Aber noch wurden alle Inhalte mündlich überliefert und formten so eine Kultur innerhalb eines Stammes. Erst als die Schrift entwickelt wurde, konnten größere Einheiten gebildet werden, indem Gesetze schriftlich fixiert und in größeren Regionen verkündet wurden. Durch die schriftliche Fixierung wurden die Gesetze verbindlicher und veränderten sich nicht mehr so leicht wie bei der nur mündlichen Überlieferung. So konnten sich einzelne Menschen zu Herrschern machen, die ihre Untertanen mithilfe von Regierungsbeamten auch in entlegeneren Gebieten regieren konnten. Damit entstand eine geistige Elite und das Phänomen der Herrschaft von wenigen über viele wurde deutlich verstärkt. Diese geistige Elite konnte dann durch gemeinsame geistige Arbeit ein Staatswesen aufbauen, in dem die Beziehungen der immer zahlreicher werdenden Menschen untereinander gesetzlich geregelt und überwacht wurden. Die Mathematik zur Ländervermessung, zur Berechnung der kosmischen Bezüge und zur Regelung des Warenaustauschs durch Geld wurde entwickelt. Den Menschen wurde ihr Denken bewusst. Es entstand eine Weisheitslehre oder Philosophie. Und aus den primitiven Götterkulten wurde eine abstraktere Theologie, in der aber auch das Nachdenken über Gut und Böse intensiviert und schriftlich fixiert wurde. Über diese Entwicklung kann man viel im Alten Testament nachlesen, das die Grundlage für die drei monotheistischen Religionen bildet.

Der nächste große Entwicklungsschub kam durch die Erfindung der Buchdruckerkunst. Damit wurde das Wissen aus Büchern für einen viel größeren Anteil der Bevölkerung zugänglich. Die Sprache und das Denken wurden in viel höherem Maße als früher trainiert. Viel mehr Menschen konnten sich Teile aus den schon entwickelten Wissenschaften aneignen und weiterentwickeln, sodass die Wissenschaft sich in verschiedene Bereiche auffächern musste. Es entstanden unterschiedliche Zweige der Naturwissenschaften und die ganzheitliche Sicht auf unsere Wirklichkeit musste an vielen Stellen der vertieften Einsicht in Einzelbereiche weichen. In all diesen Bereichen konnte sich die intellektuelle Kreativität vieler Menschen entfalten und Neues schaffen, sodass wir in viel höherem Maße als früher unsere Umwelt gestalten und für unser Leben und Wohlergehen sorgen können.

Viele andere übergeordnete Konzepte, die für unsere heutige Lebensgestaltung wichtig sind, kann man, wenn man diesen Blickwinkel einmal einnimmt, schon bei der Entstehung des Lebens beobachten. Kooperation beispielsweise begründete die Möglichkeit des Lebens. Eiweißmoleküle und RNA-Moleküle förderten gegenseitig ihre Entwicklung, indem sie aus der Umgebung Biomoleküle zerlegten und jeder nur Teile für sich verwendete, die der andere nicht gebrauchen konnte. Sicher, das waren noch rein biochemische Vorgänge, die sogar im Reagenzglas nachgemacht werden können. Aber daraus entstand das systemische Zusammenwirken der verschiedenen Molekülsorten und Organellen innerhalb einer Zelle, das wir in den letzten 50 Jahren dank der immer genaueren Beobachtungsinstrumente kennenlernen und bestaunen konnten. Es gibt Einzellerstämme, die miteinander kooperieren, ohne sich schon zu größeren Lebewesen zusammenzutun. Und bei den Bienen und Ameisen beobachten wir ganze Völker, die in einer Weise kooperieren, dass es mich manchmal schaudert. Denn so streng eingebunden in eine Gemeinschaft möchte ich nicht leben müssen.

Man kann zwar schon bei den allerersten Lebewesen ein Selbst mit winzigsten Vorformen des Geistigen erkennen, aber kann man deswegen behaupten, das Geistige sei die Grundlage unserer Welt? Es entwickelt sich ja erst mit der Evolution der Lebewesen. Die Idee Hegels, dass die ganze Welt nur Geistiges sei, unser ganzes Sein nur Geistsein, ist eine Verabsolutierung des Geistigen, die nicht zu der Welt passt, wie sie sich uns darstellt. Schon vor der Entstehung des Lebens gab es Materie und Energie, und die gibt es immer noch, auch wenn sie gleichzeitig Information ist. Die Protyposis als Grundlage des Seins wird mathematisch beschrieben als einfachste, zweidimensionale Struktur. Sie kann zu physikalisch messbarer Energie kondensieren, aber auch zu Elementarteilchen, aus denen die Materie gebildet wird. Und mit Materie und Energie ist immer auch Information gegeben, die von den Lebewesen zu etwas verknüpft werden kann, was weder physikalisch messbare Energie noch Materie ist, sondern etwas Eigenes, was aber auf Materie und Energie einwirken kann, da es aus derselben Grundlage, der Protyposis, besteht.

Ohne Materie und Energie könnte kein Leben und damit auch nicht das Geistige entstehen, wie wir es kennen. Unsere Welt ist also sehr viel ganzheitlicher, als sie im Idealismus dargestellt wird. Gleichzeitig gehören die Naturgesetze selbst, nach denen Materie und Energie miteinander wirken, weder zur Materie noch zur Energie, sondern am ehesten zum Bereich des Geistigen. Sie bilden zweifellos eine Grundlage unserer Welt.

Unsere zunehmende Kenntnis der Naturgesetze, die daraus resultierende Fähigkeit, die Natur zu berechnen und zu beherrschen, hat uns einige Jahrhunderte lang ungeheure Erfolge und Fortschritte beschert. Dadurch entstand eine starke Ausrichtung auf den materiellen Aspekt unseres Lebens und eine Hybris, die uns glauben machte, wir könnten die Materie so durchschauen, dass wir alles bis ins Letzte beherrschen können. Dieser Materialismus bediente sich zwar aller geistigen Möglichkeiten, die wir haben, aber das Bewusstsein um die Wichtigkeit des Geistigen, der geistigen Weiterentwicklung der Menschheit als Grundlage für das Überleben, trat dabei in den Hintergrund. Im Gegenteil, durch Darwins Lehre der Mutation und Selektion als Grundlage der Evolution des Lebendigen, wurde der individuelle Kampf ums Überleben und die Gier zum Anhäufen möglichst vieler materieller Ressourcen für jedermann salonfähig. Kampf der Arbeiterklasse gegen die Kapitalbesitzer, Kampf der selbst ernannten Herrenrasse gegen die als Untermenschen deklarierten anderen Völker und Abschottung der Reichen gegen die mit am Reichtum teilhabenwollenden Armen sind die schrecklichsten Auswüchse dieser Entwicklung.

Mit der Quantenphysik wurden neue Aspekte unserer Welt sichtbar. Der Zufall spielt auf der quantischen Ebene eine wichtige Rolle. Und da alle Lebewesen Ganzheiten sind, spielen bei ihnen die quantische Ebene, die diese Ganzheiten bildet, und damit auch der Zufall eine wichtige Rolle. Das heißt, die Lebewesen lassen sich nicht völlig vorherberechnen und beherrschen.

Jedes Elementarteilchen, das unsere Welt mit bildet, kann sowohl als Teilchen als auch als Welle betrachtet werden. Es gibt Elementarteilchen mit Ruhemasse, die die Materie bilden, aber auch die können in einigen Versuchen als Welle auftreten. Es gibt Teilchen, die sich immer mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen (zumindest im Vakuum), die Photonen, bei denen der Wellencharakter zu dominieren scheint, aber auch sie können als Teilchen betrachtet und berechnet werden. Man könnte dem Teilchen mehr den Charakter des Zentrierten zuordnen, was die Masse und damit die Materie bildet, der Welle mehr den Charakter der Energie, die in die Ferne wirkt und Verbindungen herstellt. Die Wellen tragen die Information in die Ferne und wir haben dafür die Augen entwickelt. Der Teilchenaspekt wirkt dort, wo er sich zu Materie zusammenfügt, auf unsere Tastsinne und vermittelt uns so die Informationen, die wir brauchen, aus der Nähe.

In der anorganischen Chemie sind es die Verbindungen, die etwas Neues entstehen lassen, zum Beispiel Wasser aus den Elementen Wasserstoff und Sauerstoff. Das Neue ist so eng miteinander verbunden, dass man die Ausgangsmaterialien nicht mehr erkennen kann. Mit dem Leben kommt eine neue Form des Zusammenwirkens der Materie ins Spiel: Stoffe, die sich gegenseitig fördern, ohne ineinander aufzugehen. An dieser Stelle wird die Information wichtig, die stärker in die Ferne wirkt. Sie ermöglicht, das Zusammenwirken im Gleichgewicht zu halten. Während vorher Materie und Energie gleichzeitig Information waren, bekommt die Information jetzt eine eigenständige, lebenserhaltende Funktion. Wenn man bei dem biblischen Bild bleiben wollte, dass Gott dem Menschen seinen Geist einhauchte, dann kann man diesen Hauch allenfalls bei der Entstehung des Lebens sehen. Die Beziehung von eigenständigen Stoffen (RNA- und Eiweißmoleküle) ermöglicht und erfordert die Entwicklung der Information zu etwas Eigenständigem, aus dem sich allmählich das Geistige entwickelt. Damit sind der Beziehungsaspekt und die Kooperation für das Leben und seine Entwicklung noch viel wichtiger als der Kampf gegeneinander. Und eine Weiterentwicklung im Geistigen ermöglicht das Entstehen von immer komplexeren und vielfältigeren Lebensformen. Martin Buber, der jüdische Philosoph, bezeichnete das Göttliche als das Ur-Du und drückt damit aus, wie wichtig die Beziehung für unser Menschsein, aber auch für die gesamte Natur und die Weiterentwicklung des Lebens und des Geistigen ist.

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