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Das Geistige als Grundlage unserer Welt? Christine Mann

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Geistiges als Grundlage unserer Welt? Was soll das denn! Geist! Ein alter Hut! Schon in der Antike versuchten die Griechen zu definieren, was das Geistige ist, und bis heute steht eine Einigung dazu aus. Manche Gelehrte glauben sogar, dass wir uns nur einbilden, unser Handeln vom Denken her zu steuern. Alles sei biochemisch gesteuert und unser Denken nur ein Epiphänomen, das keine Bedeutung für unser Handeln habe. Und was soll Geistiges dann sein? Etwas, was keinerlei Bedeutung hat, soll die Grundlage unserer Welt sein?

Merkwürdig, sobald man von jemandem sagt, er gäbe sich geistigen Tätigkeiten hin, ist alles in Ordnung. Man stellt sich jemanden vor, der an einem Tisch sitzt, vielleicht schreibt oder liest, und zwischendurch immer wieder mal den Kopf aufstützt und in die Gegend zu schauen scheint. Je nach eigener Wertskala zählt man diesen Menschen zu den Faulen oder zu den Hochstehenden, denen man Ehrfurcht entgegenbringt.

Wer sich ein bisschen in der Biologie auskennt, der weiß, dass der Schwerpunkt dieser Tätigkeit im Gehirn liegt, das 20 Prozent der täglich zu sich genommenen Kalorien dafür verbraucht. Das allerdings gilt für jeden Menschen, nicht nur für die Geistesarbeiter.

Was also tun die Menschen, die am Schreibtisch sitzen und arbeiten? Vielleicht schreiben sie schöne, interessante Romane, denken sich Geschichten aus, die dem Leser später für manches aus seiner eigenen Welt die Augen öffnen. Oder sie berechnen irgendwelche Zusammenhänge in unserer Welt, sei es in der Wirtschaft, der Physik oder ähnliches, und helfen so anderen, sich in der Welt besser zurechtzufinden. Andere erfinden Maschinen, Geräte oder sonstige Hilfsmittel, die unser Leben erleichtern. Und selbst wenn jemand in lyrischen Gedichten ganz sensibel eindrückliche Situationen und die dabei entstehenden Gefühle und Erfahrungen wachruft, würden wir das als geistige Arbeit bezeichnen, auch wenn es niemandem direkt im praktischen Leben hilft, sondern nur eine besondere Silbersaite in uns erklingen lässt.

Eigentlich kann niemand leugnen: Es gibt geistige Tätigkeit und die hat etwas mit dem Geistigen zu tun.

Aber was ist dieses Geistige, das die Grundlage unserer Welt bilden soll? Vielleicht kann man dieser Frage nachgehen, indem man − ausgehend von den geistigen Tätigkeiten − überlegt, was alles dazugehört und woher das kommt. So könnte deutlich werden, was wir damit meinen.

Die Religion hat schon längst eine Erklärung dafür bereit: Gott hat dem ersten Menschen seinen Geist eingehaucht, nachdem er ihn aus Lehm geformt hat. Das Problem ist nur, dass wir inzwischen wissen, dass der Mensch nicht aus Lehm geformt wurde. Vielmehr hat er sich, wie alle heute existierenden Lebewesen, ganz allmählich, Stufe für Stufe, aus der ersten lebenden Zelle entwickelt. Das mit dem eingehauchten Geist ist also eine Metapher. Aber eine Metapher wofür? Zunächst zeigt sie wohl, dass das Geistige als etwas Wertvolles empfunden wurde, als etwas Göttliches, ein Geschenk Gottes. Aber mit diesem Bild wird die Vorstellung von einem Gott, der mit seinen Händen in der Erde wühlt, Lehm ausgräbt und daraus den Menschen formt, mitgeliefert. Ein Gott, der atmet und daher dem Lehm-Menschen etwas einhauchen kann. Nein, das ist zwar ein starkes Bild, aber es passt nicht mehr zu all dem, was wir über die Entwicklung der Welt wissen. Deshalb mögen die meisten Menschen sich Gott nicht als diesen die Welt schaffenden Übermenschen vorstellen. Viele Menschen schließen daraus, dass es keinen Gott gibt. Andere versuchen, eine abstraktere Vorstellung von einem Gott zu entwickeln, und verwenden Bilder wie Ur-Du, zentrale Ordnung oder ähnliches, wissend, dass auch diese Bezeichnungen Metaphern sind, mit denen wir uns mit unserem begrenzten Verstand zufriedengeben müssen, weil wir das Wesen Gottes nicht wirklich erfassen können. Wieder andere verstehen unter Gott Geist, die Essenz des Geistigen, von der die Menschen, vielleicht auch alle Lebewesen, einen kleineren oder größeren Funken in sich haben.

Deshalb ist auch die in der Metapher aus der Schöpfungsgeschichte suggerierte Vorstellung, dass in dem Evolutionsprozess irgendwann dem Menschen der Geist eingehaucht wurde, zu hinterfragen. Gab es einen Sprung, bei dem plötzlich die Vorstufe des Menschen, von Gottes Geist beseelt, zum Menschen wurde? Oder wo im Evolutionsprozess gelangte dieser göttliche Funke in die Lebewesen, und wie?

Um bei diesem Rückwärtsgang nicht in theoretische Dispute darüber zu geraten, was denn das Geistige sei, werde ich versuchen, von dem Konsens über geistige Tätigkeiten ausgehend immer wieder neu zu reflektieren, was unter den gegebenen Umständen unter „geistig“, „geistiger Tätigkeit“ oder dem „Geist“ zu verstehen sein könnte.

Bei den genannten geistigen Tätigkeiten sieht man von außen tatsächlich nur, dass jemand dasitzt, einen Stift in der Hand oder den Computer vor sich, und damit gelegentlich schwarze Striche oder Zeichen auf eine helle Fläche bringt. Aber jeder weiß, dass das nicht die geistige Tätigkeit ist, sondern eher ihr Ergebnis. Die eigentliche Arbeit findet weitgehend im Kopf des dort Sitzenden statt. Da werden Ideen entwickelt, dargestellt, analysiert und verbessert. Es werden Sachverhalte analysiert, strukturiert, dargestellt, formuliert und dann endgültig zu Papier gebracht (oder in den Computer). Und obwohl die dabei vollzogenen Handbewegungen minimal sind, ist diese Tätigkeit sehr anstrengend.

Wenn nun behauptet wird, das Geistige sei die Grundlage der Welt, was hat das mit diesen geistigen Tätigkeiten zu tun, die doch sicher nicht die Grundlage unserer Welt sind, sondern eher nette Beschäftigungen für einen Teil der Menschen? Im Folgenden soll aufgezeigt werden, inwiefern die moderne Quantenphysik die Vorstellung, dass die Materie die Grundlage der Welt sei, verändert und das Geistige in neuer Weise in die Physik einbezieht und welche Konsequenzen daraus entstehen.

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