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VORWORT

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1990 gab es 159 unabhängige Staaten, im August 2008 waren es 195, zwischen ihnen: etwa 250.000 km Grenze. Seit 1991 wurden weltweit 26.000 neue Grenz-Kilometer gezogen, wiederum 24.000 weitere in Verträgen festgelegt; 18.000 km kämen hinzu, wenn die zum jetzigen Zeitpunkt angekündigten Mauern, Zäune und Sperren gebaut würden. Noch nie wurde so viel verhandelt, festgelegt, patrouilliert und bewacht. Es gibt heute sogar Firmen, die auf elektronische Zäune spezialisiert sind.

Aber Mauern, die meist Menschen, manchmal auch Tiere, davon abhalten sollen, in ein fremdes Territorium einzudringen, sind keine moderne Einrichtung. Die ältesten noch heute durch Archäologie und schriftliche Quellen bekannten Mauern lagen im alten Vorderen Orient. Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. baute der sumerische König Sulgi einen Riegel zwischen Euphrat und Tigris, und zur selben Zeit entstand eine 220 km lange Abwehrmauer im heutigen Syrien. Jüngere Mauern, etwa der römische Limes, der Hadrianswall oder die »Große Mauer« in China sollten den Durchlass von unerwünschten Menschen oder Feinden verhindern.

Die im Laufe der Geschichte entstandenen Mauern und Grenzzäune – um Stadtmauern geht es in diesem Buch nicht – erfüllten jeweils eine Zeit lang ihren Zweck. Heute sind sie Ruinen, restauriert oder touristische Attraktionen. Aber auch in jüngster Zeit fielen einige Grenzen: 1976 in Vietnam, 1990 in Jemen und nicht zuletzt 1989 in Deutschland. Dieses Ereignis jährt sich zum 20. Mal – Grund genug, nach dem strategischen und geopolitischen Sinn von Grenzmauern in der Geschichte zu fragen. Wie sich all diese Mauern und Hindernisse, die zugleich trennten und schützten, ähneln oder unterscheiden, was sie bewirkten, wie viel mit ihnen vermieden oder auch erreicht wurde, soll der Leser im Laufe der folgenden Kapitel aus einer einheitlichen Sichtweise entdecken. Natürlich können nicht alle historischen Mauern und Abtrennungen in diesem Buch eingehend besprochen werden. Die hier vorgestellten wurden unter dem Aspekt historischer Wichtigkeit und Einzigartigkeit ausgewählt. Viele der antiken Mauern werden im Lichte jüngster und noch unveröffentlichter Forschungsergebnisse dargelegt.

Die mitwirkenden Autoren ließen sich ausnahmslos sofort für dieses Projekt gewinnen. Ihnen sei herzlich für die spontane, meist schon während des ersten Telefongespräches erfolgte Zusage gedankt. Dank gebührt ebenfalls Dr. Annette Nünnerich-Asmus und ihren Kollegen vom Verlag Philipp von Zabern, die sich schnell von meinem Enthusiasmus anstecken ließen. Schließlich schenkte mir Dr. Rudolf Nunn durch seine vielfältige Unterstützung als Lektor und Übersetzer Zeit.

Astrid Nunn

München, im September 2008

Mauern als Grenzen

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