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SAMUEL W. MITCHAM, JR. Generalfeldmarschall Werner von Blomberg

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Werner Eduard Fritz von Blomberg wurde am 2. September 1878 in Stargard/Pommern als ältester Sohn des Oberstleutnants Emil von Blomberg und seiner Frau Emma geboren.1 1894 trat er in die Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde ein, und drei Jahre später, im März 1897, wurde er mit 19 Jahren Leutnant im 73. Füsilier-Regiment.

Die nächsten sieben Jahre verbrachte Blomberg in der Infanterie – und mit dieser Waffengattung sollte er während seiner ganzen Laufbahn verbunden bleiben. Den Dienstgrad eines Oberleutnants erreichte Blomberg erst 1907, kurz vor seinem 30. Geburtstag und drei Jahre nach seinem Eintritt in die Kriegsakademie. Nachdem er diese absolviert hatte, diente er von 1908 bis 1911 im Großen Generalstab in Berlin und wurde 1911 zum Hauptmann befördert.

Anfang 1914 wurde er Kompaniechef in einem Infanterie-Regiment. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs versetzte man ihn jedoch als Generalstabsoffizier an die Westfront, zunächst als Ia (1. Generalstabsoffizier) der 19. Reserve-Division, dann des XVIII. Reserve-Korps und schließlich der 7. Armee. Hier bewährte er sich als hervorragender Planer und Organisator, so daß er 1916 zum Major befördert und schließlich mit dem „Pour le mérite“, dem höchsten preußischen Orden, ausgezeichnet wurde.2

Der im Juni 1919 unterzeichnete Friedensvertrag von Versailles beließ Deutschland ein Heer von 100.000 Mann, von denen nur 4000 Offiziere sein durften. Blomberg gehörte zu denjenigen, die in das neue Reichsheer übernommen wurden. Als er 1920 die Beförderung zum Oberstleutnant erhielt, war er beim Stab der Brigade Döberitz. 1921 wurde er Chef des Stabes des Wehrkreiskommandos V in Stuttgart. 1924 holte ihn der Chef der Heeresleitung, General Hans von Seeckt, als Chef der Heeres-Ausbildungsabteilung ins Reichswehrministerium; im darauffolgenden Jahr wurde er zum Oberst befördert.3

Reichspräsident Generalfeldmarschall v. Hindenburg ernannte Blomberg 1928 zum Generalmajor und zum Chef des Truppenamtes. Das bedeutete, daß Blomberg im Alter von 50 Jahren praktisch Chef des Generalstabes war, obwohl es diesen Titel nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags (der den Generalstab verboten hatte) offiziell nicht mehr gab. Bald betrachtete Heye den hochgewachsenen Pommern als seinen rechtmäßigen Erben und als zukünftigen Chef der Heeresleitung.4

Wie seine Vorgänger versuchte General Heye den verhaßten Versailler Vertrag, der die deutschen Streitkräfte in den zwanziger und dreißiger Jahren lähmte, zu umgehen. Alle vier wichtigen militärischen Innovationen des Ersten Weltkriegs – Panzer, Flugzeuge, Unterseeboote und Giftgas – waren den Deutschen verboten. Infolgedessen entzog sich das Reichsheer einigen dieser Beschränkungen, indem es durch Geheimvereinbarungen mit Moskau geheime Stützpunkte in Rußland errichtete. Blomberg war in diese heimlichen Operationen stark verwickelt und besuchte während der zwanziger Jahre die Sowjetunion. Die Rote Armee und das totalitäre Regime Stalins beeindruckten ihn. Hier genoß das Militär – anders als im demokratischen Deutschland – Macht und Ansehen. Blomberg bekannte später: „Es fehlte nicht viel, und ich wäre als vollendeter Bolschewist nach Hause gekommen.“5

Diese Äußerung enthüllt eine grundlegende Schwäche von Blombergs Charakter: politische Naivität und eine romantische Neigung zu phantastischen Höhenflügen. Er sah deutlich die Vorteile, die eine totalitäre Regierungsform für das deutsche Volk und seine Streitkräfte haben konnte, war jedoch blind für deren möglicherweise negative Auswirkungen. Diese Kurzsichtigkeit behinderte seine militärische Karriere unter Heye allerdings nicht: 1929 wurde er zum Generalleutnant befördert.6

Blombergs rapider Aufstieg und die Tatsache, daß er die Förderung Heyes genoß, führte zu seinem ersten Zusammenstoß mit Kurt von Schleicher, dem damaligen Chef des Ministeramtes der Reichswehr. Dieser ehrgeizige Offizier war auf Blomberg eifersüchtig, denn er erstrebte das Amt des Chefs der Heeresleitung für einen seiner eigenen Verbündeten – und letzten Endes für sich selbst. Schleicher kam zu der Überzeugung, Blomberg stehe seiner persönlichen Karriere im Weg. Der idealistische Blomberg war dem rücksichtslosen Schleicher in einem Intrigenspiel zweifellos nicht gewachsen. Schleicher verschwor sich gegen Blomberg mit dem Reichswehrminister Wilhelm Groener, der seine Ernennung einer früheren Intrige Schleichers verdankte, und gemeinsam übertrugen sie Blomberg die Verantwortung für einige illegale Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze. Als die Falle zuschnappte, mußte Blomberg in Schande zurücktreten. Generaloberst Heye mußte persönlich intervenieren, um Blombergs Karriere überhaupt noch zu retten. Er schickte seinen unglücklichen Kollegen vorläufig auf eine Dienstreise in die Vereinigten Staaten, damit die Skandalgeschichten in den öffentlichen Medien verblassen und die Gemüter der Politiker sich beruhigen konnten. Anschließend versetzte er Blomberg als Befehlshaber des Wehrkreises I in das durch den Versailler Vertrag vom Reich abgetrennte Ostpreußen. Es schien ein Posten ohne Aufstiegschancen zu sein, aber Blomberg durfte wenigstens im aktiven Dienst bleiben. Der Kandidat Schleichers, Generalleutnant Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord, löste Blomberg als Chef des Truppenamtes ab und wurde schließlich im Oktober 1930 Heyes Nachfolger als Chef der Heeresleitung.7

Inzwischen trat Blomberg in seinem neuen Hauptquartier in Königsberg sein erstes Truppenkommando seit 1914 an. Wie die übrigen sechs Wehrkreise hätte der Wehrkreis I – zumal bei seiner besonderen territorialen Verantwortung – ein Armeekorps haben müssen, verfügte aber nur über eine einzige Division.

In Königsberg zeigte sich deutlich eine zweite Schwäche in Blombergs Charakter: er war allzu anfällig für die Beeinflussung durch eine starke Persönlichkeit. In Ostpreußen geriet er unter den Einfluß des Obersten Walter von Reichenau, seines energischen und intelligenten Stabschefs. Der äußerst ehrgeizige Reichenau war einer der ersten und fähigsten NS-freundlichen Offiziere in der Reichswehr. Nach seiner Auffassung sprach nichts dagegen, im Falle eines Krieges mit Polen die paramilitärischen SA-Einheiten als militärische Hilfstruppen unter dem Wehrkreiskommando einzusetzen, und Blomberg stimmte dem zu.8 Deshalb war Blomberg sehr daran interessiert, freundliche Beziehungen zu den Nationalsozialisten zu pflegen. Später schrieb er: „Der Nationalsozialismus war mir, sofern sein Schwergewicht auf dem Nationalismus lag, in der bedrohten, abgetrennten Provinz Ostpreußen sehr nahe.“9

Mehr als das: Blomberg war bald von Adolf Hitler völlig fasziniert. Er begegnete dem Führer der NSDAP zum ersten Mal im August 1930, als dieser auf einer Wahlkampfreise nach Königsberg kam. Sie waren sich über die Ostpolitik im allgemeinen einig und über die Frage des Einsatzes der SA als militärischer Hilfstruppe im besonderen. Noch wichtiger: Der General gelangte zu der Auffassung, daß der ehemalige Gefreite für die Reichswehr schließlich das gleiche tun würde, was Stalin für die Rote Armee getan hatte: er würde sie mit Zustimmung des ganzen Volkes zu einer wahrhaft nationalen Einrichtung machen. Blombergs Unterstützung des Nationalsozialismus war – anders als bei Reichenau – eher auf die Anziehungskraft von Hitlers Persönlichkeit zurückzuführen als auf die Weltanschauung der NSDAP.

1931 erlitt Blomberg bei einem Sturz vom Pferd eine schwere Gehirnerschütterung. Diese Verletzung – vielleicht zusammen mit der Krankheit und dem Tod seiner Frau – steigerte die Nervosität und Labilität Blombergs. Deshalb berief ihn Groener 1932 aus Königsberg ab. Darauf übertrug man dem unglücklichen General wieder eine Aufgabe, die ihn kaltstellen sollte: Man ernannte ihn zum Leiter der deutschen Militärdelegation bei der Internationalen Genfer Abrüstungskonferenz. Diese Position war jedoch politisch wichtiger, als es schien, denn sie gewährte Blomberg unmittelbaren Zutritt zum Reichspräsidenten Hindenburg – damals ein ganz seltenes Privileg. Der Pommer mit seiner imposanten Statur war jetzt in der Lage, den alternden Generalfeldmarschall zu beeinflussen, und das zu einem Zeitpunkt, als dieser Einfluß für die deutsche Geschichte entscheidend war. Jetzt rächte sich Blomberg. Seine negativen Berichte an den Reichspräsidenten über die Abrüstungspolitik Brünings trugen zu dessen Sturz im Juni 1932 wesentlich bei. Auf Brüning folgte Franz von Papen, und ein halbes Jahr später Kurt von Schleicher. Als Hindenburg Ende Januar 1933 den Reichskanzler von Schleicher entließ, endlich dem Druck nachgab und Hitler zum Regierungschef ernannte, beförderte er gleichzeitig Blomberg in das Amt des Reichswehrministers.

Obwohl die Nationalsozialisten mit Blombergs Ernennung nichts zu tun hatten, waren sie darüber zweifellos erfreut. Blomberg und Hitler kamen von Anfang an gut miteinander aus. Während der ersten Kabinettssitzung, am Nachmittag des 30. Januar 1933, sicherte Blomberg dem ‘Führer’ seine unbedingte Loyalität zu. Innerhalb einer Woche hatte Blomberg seine grundsätzliche Taktik festgelegt: Zusammenarbeit zwischen dem Regime und den Streitkräften. Zunächst befahl er der Reichswehr, an Wochenenden kurze Ausbildungskurse für die Braunhemden der NSDAP einzuführen.10 Es folgten Anweisungen an die Angehörigen der Reichswehr, alle uniformierten Mitglieder der NSDAP und ihre Fahnen zu grüßen. Blomberg öffnete die Schleusen für die Verbreitung von NS-Propaganda in den niedrigeren Rängen der Reichswehr/Wehrmacht; er wies die Soldaten an, mit „Heil“ zu grüßen, wenn sie in Zivil waren, und er befahl, an den Uniformen der Reichswehr den neuen Hoheitsadler zu tragen – so machte er das Symbol der NSDAP zum Bestandteil der Uniform eines jeden deutschen Soldaten.

Blomberg erließ auch die ersten antisemitischen Befehle an Angehörige der Reichswehr. Am 8. Dezember 1933 wies er die lokalen Kommandeure an, alle SA-Boykotte gegen jüdische Warenhäuser und Läden zu respektieren. Schließlich befahl er, alle Juden aus der Reichswehr zu entlassen und in allen Offiziersausbildungsschulen – einschließlich der Kriegsakademie – politische NS-Schulungskurse einzurichten bzw. die bestehenden auszudehnen. Er verbot Soldaten die Eheschließung mit „nicht-arischen“ Frauen, und 1935 verbot er den Soldaten, überhaupt in jüdischen Warenhäusern und Läden einzukaufen.11 Im Juli 1935 gab Blomberg Anweisung, daß alle Offiziere die nationalsozialistische Weltanschauung zu bejahen hätten. Mitte Juli 1936 befahl er, politisch unzuverlässige Offiziere der Gestapo zu melden. Andere Befehle Blombergs beschränkten die Privilegien der Militärgeistlichen, verfügten, daß die Teilnahme an dem gemeinsamen Marsch zum sonntäglichen Militärgottesdienst nicht mehr obligatorisch sei, und verlangten, daß Angehörige der Wehrmacht SS-Männer als Kameraden behandeln sollten.12

Die Nazifizierung der Reichswehr erfolgte stufenweise; sie wurde vor allem dadurch ermöglicht, daß dieser Prozeß – mit voller Unterstützung durch Blomberg – weitgehend intern ablief. Blomberg ersetzte eine Anzahl von Offizieren, die gegen den Nationalsozialismus und für Schleicher waren, durch seine eigenen Leute. Ende Januar 1934 mußte schließlich auch Hammerstein zurücktreten.13

Als die Zusammenarbeit zwischen Reichswehr/Wehrmacht und NSDAP immer enger wurde, nahm Blombergs Popularität beim Offizierskorps beträchtlich ab. Einst hatte man ihn in Heereskreisen als „Siegfried mit einem Monokel“ bezeichnet; um die Mitte der dreißiger Jahre nannte man ihn öfter den „Gummilöwen“ oder – nach einem damals beliebten deutschen Film, der einen abenteuerlustigen (und idealisierten) Hitlerjungen schilderte – „Hitlerjunge Quex“. Nur in einer einzigen Frage trat Blomberg Hitler mutig gegenüber: 1934 ergriff er für Hindenburg Partei und verlangte nachdrücklich von Hitler, daß er gegen Ernst Röhm und die SA vorgehe. Denn die SA-Führer drängten auf eine zweite Revolution und wollten die Aufgaben der Reichswehr übernehmen. Bei der Säuberung der SA, in deren Verlauf auch die Generale von Schleicher und von Bredow (der ehemalige Chef des Ministeramtes) ermordet wurden, stellte sich Blomberg auf die Seite Hitlers. Blomberg spielte auch eine zwielichtige Rolle bei der offiziellen Rechtfertigung der „Nacht der langen Messer“ und bei der Vertuschung der Morde an Schleicher und Bredow sowie an Frau von Schleicher. Dafür brach ein Sturm von Protesten hochrangiger Heeresoffiziere über ihn herein.

Blombergs wachsender Ansehensverlust beim Offizierskorps und bei der Generalität hemmte seine persönliche Karriere nicht. Im August 1933 beförderte Hitler ihn zum Generaloberst; im Mai 1935 ernannte er ihn zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Schließlich benutzte Hitler die Feier seines 47. Geburtstages am 20. April 1936 dazu, Blomberg als ersten Offizier des ‘Dritten Reiches’ zum Generalfeldmarschall zu erheben.14 Damit hatte Werner von Blomberg den Gipfel seiner militärischen Karriere erreicht.

Blombergs Ansehen beim ‘Führer’ begann zu sinken, als er während der Rheinlandbesetzung nach Hitlers Auffassung völlig die Nerven verlor. Der Diktator meinte später, Blomberg habe sich während dieser Krise wie eine „hysterische alte Jungfer“ benommen, und äußerte gegenüber General von Rundstedt, Blombergs Vorschlag, seine Bataillone auf dem Höhepunkt der Krise zurückzuziehen, sei geradezu ein Akt der Feigheit gewesen.15 Auch in der Frage einer deutschen Beteiligung am Spanischen Bürgerkrieg dachte Blomberg anders als Hitler, und er vertrat seine abweichende Auffassung frei und offen. Außerdem waren Blombergs strategische Planungen von 1936 ab zunehmend defensiv orientiert – zum Ärgernis des ‘Führers’. Während der sogenannten Hoßbach-Konferenz vom 5. November 1937 schien der Generalfeldmarschall von Hitlers Aggressionsplänen nicht begeistert. Er stellte fest, die Wehrmacht werde erst 1943–45 für einen großen europäischen Krieg gerüstet sein; auf keinen Fall solle man 1938 gegen die Tschechoslowakei vorgehen, wie es der ‘Führer’ wünschte. Seine Haltung (die von Generaloberst von Fritsch, dem Oberbefehlshaber des Heeres, geteilt wurde) verärgerte und bestürzte Hitler, der von seinen Generalen erwartete, daß sie sich für die Aussicht auf einen weiteren Krieg begeisterten.16

Blomberg war nach dieser Konferenz nervös und erregt – anscheinend erschrak er über seinen eigenen Mut. Jedenfalls gab er seinen Widerstand gegen den ‘Führer’ bald auf. Mitte Dezember billigte er einen Plan für die Besetzung der Tschechoslowakei, der feststellte, das Land könne – auch bevor die Wehrmacht voll gerüstet sei – erfolgreich angegriffen werden, falls Prag keinen Bundesgenossen außer Rußland habe. Dieses Schwanken Blombergs führte zu Reibereien mit Fritsch, dessen eigene Haltung – trotz Hitlers Feindseligkeit – unnachgiebig blieb.17

Blomberg hatte Anfang 1938, als er den Fehler beging, der seine Karriere beendete, praktisch keine Verbündeten mehr. Am 12. Januar 1938 heiratete der fast 60jährige Witwer plötzlich in aller Stille die 24jährige Mar garethe Gruhn; Hitler und Göring fungierten als Trauzeugen. Blomberg wußte, daß Margarethe Gruhn eine Vergangenheit hatte, er wußte aber nicht, daß sie auch für pornographische Fotos posiert hatte und im Prostituierten-Milieu bekannt war.18

Innerhalb von vierzehn Tagen gelangte Frau v. Blombergs polizeiliche Akte in die Hände Hermann Görings, der Blomberg absetzen wollte, um selbst Kriegsminister zu werden. „Blomberg hat eine Hure geheiratet!“ rief Gö ring, als er dem ‘Führer’ am 24. Januar die explosiven Dokumente überreichte. Im Gegensatz zu Göring war Hitler über diese Entwicklung der Dinge überhaupt nicht erfreut und äußerte sogar die Hoffnung, es werde nicht nötig sein, den Generalfeldmarschall zu entlassen; aber Göring überzeugte ihn, daß Blomberg gehen müsse. In diesem Punkt hatte Göring zweifellos recht: Wegen seiner NS-freundlichen Maßnahmen besaß Blomberg im deutschen Offizierskorps keinen Rückhalt mehr. Am nächsten Tag reichte Blomberg sein Abschiedsgesuch ein, und Hitler entließ den ruinierten General.19

Jodl vermerkte in seinem Tagebuch, Hitler behandle Blomberg mit „übermenschlicher Freundlichkeit“, und das war anscheinend tatsächlich der Fall. Hitler riet dem Pommern, ein Jahr lang Deutschland fern zu bleiben und schenkte ihm 50.000 Reichsmark für eine Weltreise. Er verwarf die Bildung eines Ehrengerichtes für Blomberg, wie es mehrere hochrangige Offiziere gefordert hatten, sorgte dafür, daß der Generalfeldmarschall im Ruhestand weiterhin sein volles Gehalt bekam und beriet sich sogar mit Blomberg über seinen eventuellen Nachfolger. In dieser Unterredung versetzte Blomberg – den es tief verwundete, wie rasch und einmütig das Offizierskorps sich gegen ihn gestellt hatte – seinen Offizierskameraden einen letzten, vernichtenden Schlag. Er legte Hitler nahe, den Titel des Reichskriegsministers selbst anzunehmen. Eine Woche später übernahm der ‘Führer’ tatsächlich dieses Amt.

Danach lebte Blomberg mit seiner Frau zurückgezogen und unbeachtet bis zum Kriegsende im bayerischen Bad Wiessee.20 Er war weiterhin ein Anhänger Hitlers und glaubte bis zum Schluß an den Endsieg.21 Im Krieg verlor er beide Söhne, und als die Amerikaner im Mai 1945 in Bayern einmarschierten, nahmen sie ihn fest. Selbst im Gefängnis wurde Blomberg von vielen seiner ehemaligen Kameraden ignoriert; denjenigen, die mit ihm sprachen, erzählte er früher oder später, seine zweite Ehe sei eine glückliche.

Werner von Blomberg hatte viel dazu beigetragen, den Nationalsozialismus in der Reichswehr bzw. in der Wehrmacht zu fördern, und er hatte auch mitgeholfen, Hitler dasjenige Instrument zu liefern, das er zur Führung seines Krieges benötigte. Am 14. März 1946 starb er, „ein mitleiderregender, bettlägeriger Greis“, in der Nürnberger Untersuchungshaft an Krebs.22 Er wurde ohne Zeremoniell in einem unbezeichneten Grab bestattet.23

Hitlers militärische Elite

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