Читать книгу Hitlers militärische Elite - Группа авторов - Страница 21

SAMUEL W. MITCHAM, JR. Generalfeldmarschall Fedor von Bock

Оглавление

Fedor von Bock, Sohn des preußischen Generals Moritz von Bock, wurde am 3. Dezember 1880 in Küstrin/Neumark geboren. Von Jugend auf war es sein einziger Wunsch, Soldat zu werden und in die höchsten Ränge des Heeres aufzusteigen; sein Leben lang verachtete er praktisch alles, was nicht preußisch oder militärisch war. Er entwickelte sich zu einem allzu ernsten, höchst ehrgeizigen, arroganten, eigensinnigen und humorlosen jungen Mann. Ein Offizier erinnerte sich an seine „stechenden grauen Augen, (…) die einen durchbohrten und deren prüfender Blick durch keine freundliche Maske gedämpft wurde (…); seine kühle Distanziertheit würde ebensogut zu einem Scharfrichter passen.“1

Bock stürzte sich mit dem Eifer eines Fanatikers in den Soldatenberuf. In den Kadettenanstalten von Potsdam und Groß-Lichterfelde erzogen, wurde er 1899 Leutnant im 5. Preußischen Garde-Regiment zu Fuß in Spandau, in dem er acht Jahre später zum Regimentsadjutanten aufstieg. Bald darauf wählte man ihn für die Kriegsakademie aus. 1912 wurde er Hauptmann im Großen Generalstab.2

Fedor von Bock war für die militärische Laufbahn begabt, aber er war nicht brillant. Schon als junger Offizier war er bekannt für sein seriöses Auftreten, seine Zielstrebigkeit, seine aristokratische Haltung und seine Begeisterung, wenn es um Beruf und Karriere ging. Diese Eigenschaften, zusammen mit seinem unbestreitbaren physischen Mut, brachten ihm schließlich den höchsten militärischen Rang ein.

Obwohl Hauptmann von Bock im August 1914 unbedingt an die Front wollte, wurde er zunächst im Generalstab des Gardekorps verwendet; 1916 erfolgte die Beförderung zum Major.3 Im gleichen Jahr erhielt er endlich ein Truppenkommando als Bataillonskommandeur im 4. Preußischen Garde-Regiment zu Fuß. Er führte sein Bataillon in den Schlachten an der Somme und bei Cambrai mit geradezu fanatischem Mut. So bekam er schließlich den höchsten preußischen Orden, den „Pour le mérite“. Normalerweise wurde diese Auszeichnung für „hervorragenden“ Mut verliehen; Bocks Mut wurde in der lobenden Erwähnung als „unglaublich“ bezeichnet.4

Dann wurde er zum 1. Generalstabsoffizier (Ia) der 200. Infanteriedivision ernannt. Bock war bei fast allen seinen Offizierskameraden unbeliebt, hauptsächlich wegen seiner Schroffheit und weil er ihre Ideen sich selbst zuschrieb.5 Trotz dieser internen Reibereien hielt sich die Division gut und galt als „eine der besten Divisionen im deutschen Heer“.6 Während der letzten anderthalb Jahre des Krieges war Bock Ia-Offizier im Generalstab der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Die Niederlage von 1918 traf ihn als überzeugten Soldaten schwer.

Nach dem Waffenstillstand wurde Bock Mitarbeiter des Chefs der Heeresleitung, General Hans von Seeckt. Als Chef des Stabes des Wehrkreiskommandos III in Berlin war er während der frühen zwanziger Jahre in die Aktivitäten der ‘Schwarzen Reichswehr’ verstrickt – einer Geheimorganisation illegaler militärischer Verbände, die sich als freiwilliger Arbeitsdienst tarnte. Im Herbst 1923 geriet diese Organisation außer Kontrolle, und Seeckt mußte sie mit Gewalt zerschlagen. Im darauffolgenden Prozeß sagte Oberstleutnant von Bock als Zeuge aus, er habe von der ‘Schwarzen Reichswehr’ nicht gewußt. Das war natürlich eine Lüge, aber man ließ sie ihm wie auch anderen Offizieren (z.B. Kurt v. Hammerstein und Kurt v. Schleicher) durchgehen. Die Linkspresse warf Bock auch vor, in mehrere „Fememorde“ verwickelt zu sein, konnte aber ihre Behauptungen nie beweisen.

Bocks spätere Karriere in der Reichswehr war weniger umstritten. 1924 wurde er Bataillonskommandeur, 1926 Regimentskommandeur, 1929 Divisionskommandeur und 1931 Befehlshaber des Wehrkreises II in Stettin. In diesen Jahren stieg er vom Oberstleutnant zum Generalleutnant auf.

Bock war kein Anhänger, aber zweifellos auch kein Gegner des Nationalsozialismus. Uneingeschränkt unterstützte er die Militärpolitik Hitlers; seine Außen- und Innenpolitik war ihm weitgehend gleichgültig. Für den ‘Führer’ und seine NS-Freunde war eine solche Einstellung akzeptabel. Als viele Standesgenossen und Kameraden Bocks entlassen oder in den Ruhestand geschickt wurden, äußerte er keinerlei Protest, um ihnen zu helfen. So betrachtete ihn Hitler immer mehr als williges Werkzeug. 1935 wurde Bock als General der Infanterie zum Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos 3 (in Dresden) ernannt und im März 1938 zum Generaloberst befördert.

Im selben Jahr wurde er Oberbefehlshaber der rasch aufgestellten 8. Armee und erhielt den Auftrag, Österreich zu besetzen; dann sollte er Verbände des früheren österreichischen Heeres in die Wehrmacht eingliedern. In Wien zeigte Bock unverhüllt seine Verachtung für alles Österreichische, einschließlich der k.u.k. Kriegsorden, die er als „Alteisen“ bezeichnete. Bald mußte Hitler ihn nach Dresden zurückversetzen, doch schon im Herbst 1938 befehligte Bock einen Teil der Truppen, die das Sudetenland besetzten. Dann wurde er als Oberbefehlshaber des Heeresgruppenkommandos 1 nach Berlin berufen.7

Im Spätsommer 1939 wurde Bocks Hauptquartier in Heeresgruppe Nord umbenannt und auf rund 630.000 Mann verstärkt; ihr Angriffsziel war, Nordpolen zu überrollen. Bock freute sich über diesen Auftrag, denn die Polen mochte er noch weniger als Süddeutsche oder Österreicher. Er fiel in den Polnischen Korridor ein und stieß bis Brest-Litowsk in Ostpolen vor, wo er der Roten Armee die Hand reichte. Gegen die Greueltaten, die die Einsatzgruppen des SD in seinen rückwärtigen Gebieten begingen, protestierte er nicht. Ende Oktober hatte Bocks Hauptquartier alle seine Aufgaben erfolgreich erfüllt und war auf dem Weg zur Westfront.

Nach dem ursprünglichen deutschen Aufmarschplan sollte Bocks Heeresgruppe (die jetzt Heeresgruppe B hieß) den deutschen Hauptangriff führen. Dieser Plan war jedoch ein einfallsloser Aufguß des alten Schlieffen-Planes, der 1914 gescheitert war. Bock kritisierte ihn in einer Denkschrift scharf, und Hitler pflichtete ihm bei. Als General Erich von Manstein – der Chef des Stabes der Heeresgruppe A – eine weit bessere Lösung vorschlug, übernahm sie der ‘Führer’. Abermals vertraute er Bock eine untergeordnete, jedoch äußerst wichtige Aufgabe an: Er sollte durch die Niederlande so kraftvoll vorstoßen, daß die Alliierten dies für den Hauptangriff halten würden. Niemand kann bezweifeln, daß Bock einen glänzenden Erfolg errang. Seine beiden verhältnismäßig schwachen Armeen überrollten die Niederlande und den größten Teil Belgiens, erledigten die Überreste der französischen Hauptarmee bei Dünkirchen und machten dabei Zehntausende von Gefangenen. Dann wurden Bocks Truppen nach Süden verlegt, wo sie Westfrankreich überrollten, bis zur spanischen Grenze vorstießen und dabei die Reste des französischen Heeres besiegten. Nach der Kapitulation von Paris wurde Bock – wie einige andere Oberbefehlshaber – am 19. Juli 1940 von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert.

Vorübergehend war Bock mit dem Kommando über Besatzungstruppen in Frankreich und der Vorbereitung der Landung in Großbritannien betraut. Als diese nicht stattfand, erhielt er von Hitler im Herbst 1940 ein neues Kommando in Polen, wo er den Aufmarsch gegen die UdSSR leiten sollte. Die Gesundheit des Generalfeldmarschalls begann allerdings nachzulassen, und in den Wintermonaten war er magenkrank.

Anfang 1941 mißbilligte Bock die geplante ideologische Verschärfung des Krieges gegen die Sowjetunion. Er ging sogar so weit, wissentlich Mitglieder der Verschwörung gegen Hitler in seinem Stab zu dulden. Diejenigen, die auf seine Unterstützung bei einem Staatsstreich gegen den Diktator hofften, wurden freilich bald enttäuscht. Bocks Einstellung war bezeichnend für allzuviele deutsche Generale im Zweiten Weltkrieg: er war bereit, sich den Verschwörern anzuschließen, falls sie erfolgreich waren, wollte jedoch nichts mit ihnen zu tun haben, falls sie scheiterten. An diesem Standpunkt hielt Bock den ganzen Krieg hindurch fest. Leutnant Fabian von Schlabrendorff schrieb später: „Obgleich auch Bock das Getriebe des Nationalsozialismus innerlich zuwider war, war er nie gewillt, jemals seine Hand gegen Hitler zu erheben. Von seinem Charakter waren die Hypotheken der Eitelkeit und des Egoismus in Abzug zu bringen. Was übrig blieb, war wenig genug.“8

Beim Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 hatte Bocks Heeresgruppe Mitte die wichtigsten Aufgaben des Feldzuges, z.B. die Einnahme von Moskau. Obwohl er in bezug auf die Chancen Deutschlands pessimistisch war, errang er anfänglich glänzende Erfolge. So waren zum Beispiel seine Panzerspitzen binnen einer Woche nach Beginn des Rußlandfeldzuges im Begriff, Minsk – immerhin 270 km hinter der russischen Grenze – einzuschließen. Als der Kessel von Minsk am 3. Juli genommen war, hatten Bocks Verbände 324.000 Gefangene gemacht und Tausende von Panzern und Geschützen erbeutet oder zerstört.9 Truppen unter seinem Oberbefehl gewannen unter anderem die Kesselschlachten von Smolensk, Roslawl und Gomel und waren Ende August nur noch 200 km von Moskau entfernt. Der Weg zur sowjetischen Hauptstadt lag offen vor ihnen, als – zu Bocks großer Empörung und unter seinen lautstarken Protesten – Hitler der Heeresgruppe Mitte vier ihrer fünf Panzerkorps entzog und den Schwerpunkt des Feldzuges nach Norden und Süden – gegen Leningrad und Kiev – verlagerte. Bock verlor dadurch seine eigentliche Angriffsspitze. Diese Umgruppierungen gaben Stalin die Zeit, die er so verzweifelt benötigte, um die Verteidigung seiner Hauptstadt zu organisieren. Man könnte durchaus sagen, daß diese Entscheidung Hitlers – mehr als irgendeine andere – ihn um den Sieg im Zweiten Weltkrieg brachte.

Nachdem Kiew Anfang September gefallen war, hofften Bock und Generaloberst Halder, der Chef des Generalstabes des Heeres, immer noch, Moskau ohne eigene Panzerspitze einnehmen zu können – obwohl die Truppen erschöpft, ihre Ausstattung unzureichend, die Panzer abgenutzt und die Wetteraussichten für einen Feldzug schlecht waren. Hitler gab grünes Licht für das Unternehmen „Taifun“.

Als die Heeresgruppe Mitte am 7. Oktober 1941 die Offensive wiederaufnehmen konnte, standen ihr fast 2 Millionen Russen gegenüber. Trotzdem gelang es Bock, in der Doppelschlacht von Vjasma und Brjansk, die man als „die vollkommenste Umfassungsschlacht der Weltgeschichte“ bezeichnet hat,10 81 sowjetische Divisionen zu vernichten. Als die Schlacht am 17. Oktober beendet war, hatte Bock 663.000 Russen gefangengenommen und 1242 Panzer und 5412 Geschütze erbeutet oder vernichtet.11 Aber 110 km vor Moskau hielten die Truppen Bocks, völlig erschöpft, an. Inzwischen hatten sich die russischen Straßen durch starken Regen und Schneefall in Schlammflüsse verwandelt; motorisierte Nachschubkolonnen konnten kaum 8 km pro Tag zurücklegen. Außerdem besaßen die deutschen Truppen keine Winterbekleidung und litten schrecklich. Rundstedt und Leeb, die beiden anderen Heeresgruppen-Oberbefehlshaber an der Ostfront, appellierten an Hitler, zur Defensive überzugehen; aber Bock bestand eigen sinnig darauf, den Vorstoß wiederaufzunehmen, sobald die Erde gefroren und damit die Zufuhr von Lebensmitteln und Munition wieder möglich war.

Am 15. November trat Bock erneut zum Angriff an. Ohne Winteruniformen kämpften sich die Soldaten bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad vorwärts. Obwohl 70 Prozent ihrer Fahrzeuge infolge von Kälte, Pannen und Überbeanspruchung lahmgelegt waren, kamen deutsche Truppen bis auf 30 km an den Kreml heran, konnten aber die Stadt Moskau nicht einnehmen. Am 6. Dezember begann Stalin eine massive Gegenoffensive, und bald zeigte sich, daß Bock durch seinen Eigensinn seine ganze Heeresgruppe schwer gefährdet hatte. Die Kampfverbände standen am Ende einer langen, dünnen Nachschublinie, mehrere Divisionen meldeten täglich 1000 Ausfälle durch Erfrierungen, und viele Einheiten lebten tagelang nur vom Fleisch ihrer geschlachteten Pferde. Trotz Hitlers Befehlen, die Stellungen um jeden Preis zu halten, wurde die Heeresgruppe Mitte in schweren Kämpfen langsam zurückgedrängt. Bald war die 9. Armee in Gefahr, eingeschlossen zu werden; überall waren die Verluste erschreckend.

Fedor von Bock hatte seine erste Niederlage erlitten – und zwar eine schwere. Als die Katastrophe über seine Front hereinbrach, nahm Bock Verbindung mit Oberst Rudolf Schmundt, dem Wehrmachtsadjutanten Hitlers, auf. Er klagte über seinen sich verschlechternden Gesundheitszustand, besonders seine Magengeschwüre, und bat Schmundt, das dem ‘Führer’ zu melden. Zwei Tage später, am 18. Dezember 1941, rief der Chef des OKW, Generalfeldmarschall Keitel, Bock an, um ihm mitzuteilen, Hitler empfehle ihm einen längeren Genesungsurlaub. Bock ergriff diese Gelegenheit. Noch am selben Tag wurde er durch Generalfeldmarschall von Kluge abgelöst. Hitler machte jedoch nicht Bock, sondern Brauchitsch für das Scheitern vor Moskau verantwortlich, und die Ablösung Bocks war nicht endgültig.

Tatsächlich dauerte Bocks Beurlaubung nur einen Monat. Am 17. Januar 1942 erlag Generalfeldmarschall von Reichenau, der Rundstedt als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd abgelöst hatte, einem Schlaganfall. Am nächsten Tag berief Hitler den auf wundersame Weise genesenen Bock ins Führerhauptquartier und ernannte ihn zum neuen Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd. Der neue Befehlsbereich, den Bock am 20. Januar übernahm, war bald einem schweren sowjetischen Angriff ausgesetzt, aber die Lage war bei weitem nicht so ernst wie im Dezember bei der Heeresgruppe Mitte. Im März 1942 war die Offensive der Roten Armee an allen Frontabschnitten abgewehrt, und beide Seiten begannen, Nachschublinien für die Frühjahrskämpfe aufzubauen.

Der Generalfeldmarschall von Bock, der die Heeresgruppe Süd führte, war in mancherlei Hinsicht nicht mehr derselbe General, der sich in Polen, Frankreich und beim Unternehmen „Barbarossa“ als schneidiger Draufgänger hervorgetan hatte. Er operierte viel vorsichtiger als früher; seine Niederlage vor Moskau hatte ihn offenbar verändert. Als die Sowjets am 12. Mai plötzlich ihre Frühjahrsoffensive eröffneten (bevor Bock die Vorbereitungen für seine eigene abgeschlossen hatte), reagierte der Generalfeldmarschall nervös und wollte voreilig seine Reserven einsetzen. Hitler lehnte mehrere aufgeregte Bitten Bocks ab und ließ die Russen bis auf 20 km an Charkow herankommen, bevor er den Vorstoß der deutschen Panzer genehmigte. Das Ergebnis war ein glänzender Sieg der Deutschen. Die Heeresgruppe Süd machte 240.000 Gefangene und erbeutete oder vernichtete mehr als 1200 Panzer und 2000 Geschütze. Die deutschen Verluste betrugen nur 20.000 Mann. Hitler war jedoch verständlicherweise enttäuscht über die Nervosität, die Bock bei Charkow gezeigt hatte.12

Jetzt eröffnete der ‘Führer’ die zweite Phase seiner Frühjahrsoffensive, indem er Bock befahl, als Vorbereitung für die Angriffe gegen Stalingrad und gegen den Kaukasus den Don zu nehmen. Bock übte offen Kritik an dem Plan Hitlers, weil dieser sich zu stark darauf verlasse, daß die Flanken des deutschen Heeres beim Vormarsch durch Truppen von Verbündeten gedeckt würden, und er äußerte seine Gedanken auf die für ihn bezeichnende taktlose Weise. Trotzdem rückte Bock am 28. Juni mit 1 Million Mann vor. Sein Tempo war jedoch weit langsamer als 1941. Gegen ausdrückliche Befehle Hitlers ließ er sich bei Woronesch vom Gegner in schwere, fruchtlose Kämpfe verwickeln – und er führte diese Schlacht sogar noch weiter, nachdem Hitler ihm befohlen hatte, sie abzubrechen. Infolgedessen gelang es mehreren russischen Armeen, über den Don zu entkommen; Hitler, der auf Hunderttausende von Gefangenen gehofft hatte, war enttäuscht. Am 15. Juli enthob er Bock seines Kommandos und verwendete ihn nie wieder. Trotz dieser Demütigung stellte er sich jedoch nicht gegen Hitler.

Anfang Mai 1945, als Hitler tot und Berlin schon in russischer Hand war, erfuhr Bock, der inzwischen in Ostholstein wohnte, durch ein Telegramm Mansteins, daß Großadmiral Dönitz bei Hamburg eine neue Regierung bilde. Der ehrgeizige Feldmarschall brach sofort auf – selbst jetzt noch versuchte er, sich ein neues Kommando zu sichern. Am 3. Mai wurde sein Auto auf dem Weg zu Manstein von einem britischen Jagdbomber beschossen.13 Bock wurde schwer verletzt und starb am 4. Mai 64jährig; mit ihm kamen seine Frau und seine Tochter ums Leben. Er war der einzige Generalfeldmarschall Hitlers, der feindlichen Kugeln zum Opfer fiel.

Gewöhnlich gilt Fedor von Bock als unsympathischer Mensch. Telford Taylor schrieb über ihn: „Er verschloß sich gegenüber allem, was nicht unmittelbar mit ‘Kämpfen für den König’ zu tun hatte. […] Das friderizianische Preußentum war ihm in Fleisch und Blut übergegangen; er war ein leidenschaftlicher Nationalist, ein strenger Vorgesetzter und nur darauf aus, das Heer zu stärken und seine eigene militärische Karriere zu fördern, in der er sich mehr durch Eifer und Zielstrebigkeit als durch Intelligenz hervortat.“14 Trotz seiner keineswegs makellosen Persönlichkeit war er jedoch während der ersten drei Kriegsjahre ein fähiger Truppenkommandeur. Und er stellte sich dem ‘Führer’ als Befehlshaber mehrfach zur Verfügung, obwohl er – beispielsweise durch Generalmajor von Tresckow, seinen Neffen und 1. Generalstabsoffizier – von den Verbrechen der Nationalsozialisten und von Massakern an jüdischen Frauen und Kindern wußte. Umstritten ist, ob auch er zu seinem 60. Geburtstag im Dezember 1940 von Hitler eine Dotation in der üblichen Höhe von 250.000 Reichsmark entgegennahm, wie der ehemalige Reichsfinanzminister Schwerin von Krosigk in seinen Erinnerungen angab.

Hitlers militärische Elite

Подняться наверх