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Erste „Eiszeitjäger“ vor 500.000 bis 400.000 Jahren

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Elster-Kaltzeit

Vor etwa 500.000 Jahren, ausgerechnet in der Zeit des ersten großen Eisvorstoßes (Elster-Kaltzeit), der weite Teile Mittel- und Osteuropas mit Inlandgletschern bedeckte, gibt es Hinweise auf die Besiedlung der Kältesteppen, die sich während der Kaltzeiten nördlich der eurasischen Hochgebirge ausbreiteten. In einem breiten Gürtel war vom Atlantik bis zum Chinesischen Meer die Lößsteppe verbreitet. Es war die Graslandschaft eines Trockenklimas. Bäume und Sträucher gab es wegen der Trockenheit nur am Ufer der Flüsse und Seen. Die Lößsteppe war wildreich; es gab Steppenelefanten und Steppennashörner (Dicerorhinus hemitoechus), Pferde-, Wisent- und Rentierherden. Der große Temperaturunterschied zwischen warmen Sommern und bitterkalten Wintern führte zu jahreszeitlichen Wanderungen der Tiere, nach denen sich die Jagd richten konnte. Für eine Jägerbevölkerung war dieses Biotop günstig, vielleicht günstiger als die Umweltverhältnisse in den Warmzeiten. Das Leben in den kaltzeitlichen Steppen erforderte jedoch warme Kleidung und schützende Behausungen. Der Besitz des Feuers war unabdingbar und ist für diese Zeit auch unumstritten.

Kärlich

An der Basis des Schichtpakets Kärlich H entdeckte man im Löß Steinartefakte und Tierknochen. Am Rande einer Bachrinne und überdeckt von vulkanischen Ablagerungen mit einem Alter von etwa 460.000 Jahren wurde ein von den Abbaumaschinen weitgehend zerstörten Fundplatz untersucht. Erhalten waren ein Stoßzahn und ein Oberschenkelknochen vom Steppenelefanten sowie eine Konzentration von etwa sechzig Steinartefakten aus Quarz und Quarzit. Es handelt sich um Kerne und Abschläge, die beim Quarz in bipolarer Technik hergestellt wurden. Einige Abschläge haben retuschierte Kanten, und ein auf Ober- und Unterseite behauenes Quarzartefakt erinnert an einen Faustkeil. Ausgrabungen in diesem Fundhorizont ergaben an verschiedenen Stellen der großen Grube vorwiegend aus Quarz gearbeitete Artefakte, aber keine Knochen und keinen interpretierbaren Siedlungsbefund. Die älteste Fundschicht im Tagebau Schöningen (13 I) bei Helmstedt gehört anscheinend auch in ein kaltzeitliches Milieu. Darauf weisen zumindest ein Stoßzahn und andere Reste vom Steppenelefanten hin. Andere Jagdbeutereste stammen von Rind, Pferd und Hirsch. Bei den Feuersteinartefakten aus dieser Schicht handelt es sich um kleine Abschläge, teilweise mit gebuchtet oder gezähnt retuschierten Kanten. Die Verwendung des Feuers ist hier durch mehr als hundert brandrissige (craquelierte) Feuersteinstücke, meist natürliche Trümmerstücke, belegt. Einen weiteren Hinweis zum Aufenthalt von Menschen in einem kaltzeitlichen Klima gibt es im Globe Pit bei Little Thurrock (England). Hier wurden in dem während einer Kaltzeit gebildeten Schotter der Themse Abschläge und Kerne gefunden, die möglicherweise in eine etwas spätere Kaltzeit vor etwa 420.000 Jahren gehören.

Caune de I’Arago

Mit Abstand am wichtigsten sind jedoch die Funde und Befunde aus der Caune de l’Arago bei Tautavel in Südfrankreich. In jahrzehntelanger Arbeit wurden in dieser Höhle detaillierte Informationen zu Stratigraphie und Umwelt, zur Jagd und zur Lebensweise und zu den Menschen selbst gewonnen. Die Menschen haben sich in der ursprünglich mehr als 100 m langen und 10 m breiten Höhle oberhalb des Verdouble über einen langen Zeitraum hinweg wiederholt aufgehalten. Intensive Siedlungsreste stammen aus der vor ca. 450.000 Jahren gebildeten Schicht G. In einem kalten Trockenklima wurden in der Steppenlandschaft vor allem Ammon-Schafe (Ovis ammon antiqua), Wisente, Moschusochsen (Praeovibos priscus) und Pferde, seltener Rentiere und Hirsche gejagt. Die Knochenoberflächen tragen oft Schnittspuren vom Zerlegen und Entfleischen. Außerdem sind die Knochen zur Gewinnung des Knochenmarks zerschlagen worden. Die Steinartefakte sind meist aus Quarz, der auf einer Steinunterlage in bipolarer Technik zerlegt wurde. Vor allem handelt es sich um kleine Abschläge und Trümmerstücke. Außerdem gibt es Geröllgeräte sowie einige Faustkeile aus Quarzit und Schiefer. Aus dieser Schicht stammen mehrere Menschenreste von Männern, Frauen und Kindern, die als Ante-Neandertaler oder Homo heidelbergensis klassifiziert werden. Während Schicht G einen längeren oder wiederholten Aufenthalt größerer Menschengruppen belegt, illustriert der Fundhorizont L einen kurzen Aufenthalt einer Gruppe von Rentierjägern. Außer Rentieren wurden auch einige Ammon-Schafe erlegt. Die Tierknochen sind meist nicht zur Markgewinnung zerschlagen; anscheinend wurden die Tiere zerlegt und entfleischt; der Fleischvorrat sowie sicher auch die Felle wurden wohl mitgenommen. Die wenigen Steinartefakte dieses Fundhorizontes bestehen aus Quarz, der in den Schottern des Verdouble vorkommt, sowie einigen erst in größerer Entfernung auffindbaren Silices. Außer Abschlägen besteht das Inventar aus wenigen Geröllgeräten. Schließlich gibt es in dem Zwischenhorizont FG Hinweise auf einen noch flüchtigeren Aufenthalt einer kleinen Menschengruppe, bei dem Moschusochsen, Ammon-Schafe und Pferde erlegt wurden.

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