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6 Widergöttliche Mächte

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Wenn wir die Dämonen so verstehen, wie es heute üblich ist, nämlich als radikal bösartige Wesen, dann können wir nicht von einer alttestamentlichen Dämonologie sprechen (VAN DER TOORN 2003). Es gibt hier einen grundsätzlichen Unterschied zwischen den beiden Testamenten der christlichen Bibel. Philo von Alexandrien sah im Begriff Dämon nur einen der Namen, die den Engeln und Geistern gegeben wurden, unabhängig von Gut oder Böse (De Gigantibus 16). Erst im Zusammenhang mit der Debatte über die grundsätzliche Frage nach dem Ursprung des Bösen tauchen Begriffe wie „gefallene“ → Engel (Jes 14; Ez 28) oder → Riesen (Gen 6,2–4) auf. Dies führte zur Entwicklung einer Dämonologie. Der aus dem Hiobbuch bekannte Satan wird allmählich zum Oberhaupt eines parallel zum Gottesreich existierenden Königreiches, in dem er über Böcke und andere Dämonen wie Lilit regiert. Im 1. Jh. n. Chr. zeigt die Apokalypse des Abraham einen radikalen Dualismus, bei dem der Dämon Asasel mit Attributen wie „Herrlichkeit“ bezeichnet wird, die ihn mit Gott gleichstellen. Doch diese dualistischen Tendenzen wurden durch den Einfluss von Genesis 2–3 und der „deuteronomistischen“ Texte, die den Ursprung des Bösen auf der Erde finden – entweder beim ersten Menschenpaar oder im ungehorsamen Benehmen Israels (BORGONOVO 2009, 33) – zurückgedrängt. So sucht das Jubiläenbuch einen Mittelweg zwischen den Riesen des „Wächterbuch“ der Henoch-Literatur (äthiopisches Henochbuch 6–36) und den biblischen Texten. In diesem Buch wird ein Zehntel der Dämonen berechtigt, auf der Erde vor dem Satan zu bleiben. Sie sind Agenten der göttlichen Gerechtigkeit und sollen böse Männer vernichten (Jub 10, 8–9). Nach Jub 10,13–14 hat Noah seinem Sohn Sem ein Buch übergeben, in dem alle Arten von medizinischen Pflanzen aufgezeichnet sind, die den Menschen vor Dämonen schützen sollen. Die Nationen haben ausschließlich himmlische Weisheit erhalten, aber in der Form des verderblichen Wissens über Weissagung, das die Menschheit von den gefallenen Engeln empfangen haben (Jub 8,3–4; 11,9).

Zusammenfassend kann man also sagen, dass in der Hebräischen Bibel die Dämonen entweder an verlassenen Orten weit weg von menschlichen Behausungen wohnen – wo sie praktisch unschädlich sind – oder sie werden von JHWH in seinen Dienst gestellt.

Wörterbuch alttestamentlicher Motive

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