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1 Ägypten und die Erzeltern
ОглавлениеIn den parallel gestalteten Erzählungen von der → Gefährdung der Erzmutter in Gen 12,10–20; 20; 26 wird in Gen 12,10–20 Ägypten als Refugium der Erzeltern benannt (ansonsten noch die Philisterstadt Gerar). Der Exilort wird jeweils als sehr positiv dargestellt.
Abrahams Befürchtung, in Ägypten herrsche Chaos und Rechtlosigkeit, eine schöne ausländische Frau werde von den Ägyptern als Konkubine gehalten, deren Mann werde getötet werden (Gen 12,12), bewahrheitet sich nicht. Zwar wird Sara, nachdem sie sich, auf Abrahams Aufforderung hin, als dessen Schwester ausgibt, an den Hof des Pharao gebracht. Doch erweist sich der ägyptische Herrscher als nachsichtig, als der Schwindel infolge der Intervention JHWHs auffliegt. Abraham kann den angesammelten Reichtum behalten und das Land zusammen mit seiner Frau wieder ver lassen. Während die Erzählung Ägypten einen ausschließlich positiven Anstrich verleiht, erfährt Abraham eine ambivalente Charakterisierung. Seine zunächst nachvollziehbare Befürchtung, er könne wegen Saras Schönheit in Lebensgefahr geraten, steht in einem Spannungsverhältnis zur zweiten Begründung für die Täuschung: „(…) damit es mir gut gehe um deinetwillen“. V. 16 unterstreicht, dass der Pharao Abraham „um ihretwillen“ gut behandelte; das andere Ziel Abrahams, am Leben zu bleiben, wird hier gar nicht mehr erwähnt. Die Erzählung lässt sich durchaus so lesen, dass Abraham unterstellt wird, er wolle sich bereichern. (Dieser Gedanke ist schon vom Midrasch Bereschit Rabba gehegt worden.) Das in Gen 12,10–20 skizzierte Bild Ägyptens entspricht damit der Intention der Genesis, die Nachbarkulturen Israels in einem neutralen, wenn nicht gar positiven Licht darzustellen.