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3 Ägypten und Exodus
ОглавлениеDer Einstieg des Exodusbuches in das Thema Ägypten erfolgt zunächst in subtiler Anknüpfung an die Josefsgeschichte. Der „gute“ Pharao Josefs stirbt (Ex 1,8), der neue, „böse“ Pharao sieht sich mit der Situation konfrontiert, dass die Nachkommen Jakobs das ganze Land Ägypten bevölkern (Ex 1,7). Sogleich wird beschlossen, den Israeliten schwere Arbeit aufzuerlegen, um so einen Aufstand, eine Koalition mit den „Hassern“ Ägyptens zu verhindern, dem ein kollektiver Auszug aus dem Land folgen könnte (Ex 1,10). Schon an dieser Stelle zeigt sich die tiefe Ambivalenz, in die sich der Pharao und Ägypten immer tiefer verstricken. Statt Israel seinen Auszugswunsch zu erfüllen und so eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden, versteift sich der Pharao in seiner Weigerung – die schließlich in der Katastrophe endet. Zunächst geriert sich Ägypten als eine geradezu totalitär anmutende Staatsmaschinerie, die die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft gnadenlos ausbeutet und zu vernichten trachtet: Israel wird durch Arbeit das Leben verbittert (Ex 1,14), der Befehl zum Genozid wird erlassen (Ex 1,15.16.22), die Bitte um eine dreitägige Befreiung von der Arbeit wird abgelehnt (Ex 5,1–3), zudem wird mit der Einstellung der Materialzuteilung bei gleichbleibender Arbeitsnorm der Druck auf Israel weiter erhöht (Ex 5,8–13), schließlich werden sogar die Aufseher dafür, dass Israel die übermäßige Norm nicht mehr erfüllen kann, körperlich gezüchtigt (Ex 5,14). Da es sich bei den Aufsehern offensichtlich um Hebräer handelt (Ex 5,16–19), die von den Ägyptern instrumentalisiert wurden, scheint jegliche zwischenmenschliche Solidarität verschwunden zu sein. Die Erzählstrategie zielt offensichtlich darauf ab, den Leser mit dem Motiv der gnadenlos unterdrückenden Fremdmacht zu konfrontieren. Allerdings erscheint ab jetzt in immer häufigerer Folge, was bereits in Ex 3,19 angeklungen ist: JHWH ist es selbst, der die Ägypter immer tiefer in den Strudel von Verstockung und schuldhafter Verstrickung hinein treibt. Mit dem Ägypten des Exodus taucht das Motiv der feindlichen Macht auf, die von Gott selbst auf diese Rolle festgelegt und von ihm zur Errettung seines erwählten Volkes vernichtet wird.