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4 Ägypten und Salomo

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Wiederum in ambivalenter Gestalt begegnet Ägypten in den Salomo-Erzählungen 1 Kön 3–11. Einerseits ist Ägypten die herausragende Macht unter weiteren politischen Größen, mit denen Salomo durch die Heirat einer Königstochter eine politische Verbindung eingeht. 1 Kön 3,1 notiert, dass Salomo (aktiv und Subjekt der Handlung) sich mit dem Pharao (passiv und Objekt) verschwägert: „(…) er nahm die Tochter des Pharao und brachte sie in die David-Stadt“. Die Notiz suggeriert eine Machtkonstellation, die Salomo die dominierende Rolle gegenüber dem ägyptischen Staat und Hof zuschreibt. Während die Stelle, auf die noch der Hinweis folgt, dass Salomo JHWH liebt (1 Kön 3,3), das Portrait eines großartigen, außenpolitisch bedeutsamen und seinem Gott JHWH Gehorsam zollenden Königs entwirft, ändert sich die Konstellation am Ende der Ära Salomos dramatisch: Salomo liebt nunmehr die fremden Frauen, allen voran die ägyptische Königstochter, und diese haben seine Liebe zu JHWH zunichte gemacht. Die Pharaonentochter als Repräsentantin Ägyptens ist hier – ganz im Gegensatz zu 1 Kön 3,3 – nicht mehr prima inter pares (1 Kön 11,1), vielmehr führt sie nunmehr die Liste der „fremdländischen“ Frauen an, die einmal mehr das Klischee von der verführerischen Frau, mit der der Umgang letztlich zur Apostasie vom JHWH-Glauben führt, bestätigt.

Geradezu sperrig wirkt die Notiz, der Pharao habe die Stadt Gezer verbrannt und sie seiner Tochter, der Frau Salomos, geschenkt, wobei Salomo die Stadt dann wiederaufgebaut habe (1 Kön 9,16). Der in Gezer nachweisbare Zerstörungshorizont könnte mit der genannten ägyptischen Kampagne in Beziehung stehen (VAN DER VEEN 2006). Unabhängig von der offenen Frage nach dem historischen Hintergrund von 1 Kön 9,16, will die Stelle als eine gegenüber Ägypten freundlich eingestellte historische Reminiszenz verstanden werden: Der ägyptische Feldzug richtet sich nicht gegen Israel, sondern gegen die Kanaanäer, und die Eroberung und Zerstörung der Stadt geschieht zum Vorteil Salomos.

Mit Ägypten begegnet somit in 1 Kön 3–11 einerseits das Motiv der neutralen Großmacht, deren Beziehung zu Israel den Glanz der Ära Salomos betont, deren Repräsentantin in Gestalt der fremden Frau aber schließlich die Ursache des Abfalls von JHWH darstellt.

Erzählerisch geschickt wird zudem gegen Ende – in Rückprojektion auf die Zeit Davids – der Geschichte Salomos das Bild Ägyptens auch in politischer Hinsicht eingetrübt. Der Pharao erweist sich nicht mehr als Bündnispartner Israels, vielmehr gewährt er dessen Feinden Schutz und Asyl (1 Kön 11,17f.–20). Allerdings endet auch die Ära Salomos mit einem Dissens zwischen ihm und dem Pharao. Ägypten ist das Refugium Jerobeams (1 Kön 11,40), der nach dem Tod Salomos die Herrschaft über das Nordreich an sich bringt und somit die von JHWH initiierte Reichsteilung realisiert.

Wörterbuch alttestamentlicher Motive

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