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Assur 1 Biblischer Befund

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Der Name begegnet im AT als Ašûr, was vielleicht auf babylonische Vermittlung schließen lässt (die neuassyrische Aussprache lautete Assur). Er ist im AT ca. 140 mal bezeugt, wobei sich die Belege auf 19 verschiedene biblische Bücher verteilen (vgl. CLINES 1993, 412f.). D abei können mit dem Namen Assur mehrere Bedeutungsebenen verbunden sein. In der Regel wird damit das Land Assur, also Assyrien, bezeichnet (König von Assur). Teilweise schließt dies auch das Gentilizium Assyrer mit ein (etwa Jes 10,5f.). Die → Stadt selbst ist vielleicht einmal Gen 2,14 genannt, doch bleibt auch in diesem Fall eine Interpretation als Land Assur möglich (FRAHM 2011, 271). Einen Sonderfall stellt die Völkertafel Gen 10 dar. Assur wird dort zwei Mal erwähnt. In beiden Fällen repräsentiert Assur wohl einen „heros eponymos“ und damit eine mythische Figur. In Gen 10,22 tritt er gemeinsam mit seinen Brüdern als einer der Söhne Sems auf: „Die Söhne Sems sind: Elam, Assur, Arpachsad, Lud und Aram“. Schwieriger zu deuten ist Gen 10,8–11. Konventionell wird die Stelle zwar als ein Verweis auf Assyrien verstanden, doch sprechen grammatikalische Gründe für eine andere Interpretation: „Kusch aber zeugte Nimrod; der war der erste, der Macht gewann auf Erden. … Der Anfang seines Reiches war Babel, Erech und Akkad, alle im Lande Sinear (Babylonien). Von diesem Lande (Sinear) zog Assur aus und baute Ninive und Rehobot-Ir und Kelach“ (vgl. FRAHM 2011, 269f.). Die Stelle verdient Beachtung, weil Assur damit als ein aus Babylonien (→ Babylon) stammender Heros vorgestellt wird, der in Assyrien neue Städte gründet, wie auch Babylonien als die eigentlich erste politische Reichsbildung figuriert. Dies widerspricht etwas dem Bild, das die klassische Überlieferung bietet und bei der Assyrien in der Regel als erste Großreichsbildung der Weltgeschichte gilt, gleichzeitig Assyrien und Babylonien aber keine klar geschiedenen Begrifflichkeiten darstellen (ROLLINGER 2011a und 2013). Ob man hierin einen Einfluss des in der Antike wenig rezipierten Geschichtswerks des Berossos (um 280 v. Chr.) erkennen mag, der das Primat Babyloniens verfocht, kann man diskutieren, wenn man für einen extremen Spätansatz eintritt (HAUBOLD/LANFRANCHI/ROLLINGER/STEELE 2013). Jedenfalls scheinen die in Gen 10,10 genannten Städte Babel, Uruk und Akkad gerade in nachassyrischer Zeit als urbane Sinnbilder babylonischer Geschichte betrachtet worden zu sein. Nur auf den ersten Blick mag es überraschen, dass der in den Inschriften der neuassyrischen Könige so prominente Reichsgott Assur in den Büchern des AT keine Erwähnung findet. Mit weitestgehender Missachtung wurden auch die großen Götter Babyloniens und Ägyptens gestraft. Der in 2 Kön 19,37 genannte Gott Nisroch, in dessen Tempel Sanherib von seinen Söhnen Adrammelech und Sarezer ermordet wird, könnte ein Schrein des Nusku, des Sohnes des Mondgottes Sîn, gewesen sein (FRAHM 2011, 272–275). Bei Adrammelech handelt es sich im Übrigen um eine verballhornte Namensform des aus Keilschriftquellen bekannten Prinzen Urda-Mullissi (PARPOLA 1980).

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