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6 Exilserfahrungen

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Die oben bereits erwähnten Ratschläge Jeremias, sich in der Gola einzurichten und um des eigenen Überlebens willen das „Heil der Stadt“ Babylon zu suchen (Jer 29,5–7), und damit auch Nebukadnezzar als „Knecht Gottes“, als von Gott eingesetzten Herrscher, zu akzeptieren (Jer 27; vgl. Dan 2,37–38; 4,17–19), verwundern auf den ersten Blick (vgl. aber auch Kyros als „Messias“ in Jes 44,28; 45,1–7 sowie als „Knecht Gottes“ und Heilsherrscher in Jes 42,1–9; 49,1–6). Sie stehen aber in Einklang mit dem unerschütterlichen Vertrauen des Autors in Gott, der alles zum Guten lenkt, zumal die Herrschaft Babylons auf 3 Generationen (Jer 27,7) bzw. 70 Jahre (Jer 25,11; 29,10) begrenzt bleibt (zum Ende der Herrschaft Babylons vgl. auch Esra 1; Dan 6). Die politische Akzeptanz der Fremdherrschaft, zu der Jeremia auffordert, verhindert jüdischerseits nicht die Kritik an babylonischen Einrichtungen und Vorstellungen (Astrologie, Mantik usw.), denn allein der Gott Israels entscheidet über den Gang der Geschichte (Jes 41,1–7.21–29), und die babylonische Kultpraxis (Bilderdienst → Bild) ist einfach nur „lachhaft“ (KRATZ 2008, 563–566). Zusammen mit den verzerrten Bildern der griechisch-römischen Tradition (ROLLINGER 2008) hat diese biblische Polemik – bis zur Entdeckung der indigenen Zeugnisse – unser Bild vom babylonischen Kultvollzug bestimmt; erst durch die Forschungen der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie ist es in Frage gestellt worden (GRONEBERG 2004; MAUL 2008), ohne dass allerdings außerhalb der akademischen Welt die gängigen Stereotype wirklich haben ersetzt werden können.

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