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Anmerkungen
ОглавлениеH.-G. Gadamer: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, 2. Aufl., Tübingen 1965. Ich zitiere im Folgenden diese Zweitauflage, deren Text nicht mehr geändert wurde, und füge die Seitenzahlen gleich in den Text ein.
Gadamer hat in seiner späteren Selbstkritik selbst betont, man müsse im Dialog „den anderen verstehen, wie er es gemeint hat“. Zwischen Phänomenologie und Dialektik. Versuch einer Selbstkritik, Ges. Werke 2, 18. Warum sollte das nicht auch für Texte gelten?
F. D. E. Schleiermacher: Ueber den Begriff der Hermeneutik, mit Bezug aufF. A. Wolfs Andeutungen und Asts Lehrbuch. In: ders.: Hermeneutik, hrsg. von H. Kimmerle, Heidelberg 1959, 131.
Nicht in seiner „Theorie der hermeneutischen Erfahrung“ (250–360), sondern erst bei seiner Anknüpfung an W. von Humboldt kommt Gadamer etwas ausführlicher auf dieses Problem zu sprechen (418). Dass die Möglichkeit, eine Fremdsprache zu lernen, aber nur die Kenntnis der eigenen Sprache voraussetzt, leuchtet nicht ein. Humboldt nahm plausibler eine gemeinsame menschliche Vernunft im Hintergrund der Sprachen an.
F. Wieacker: Notizen zur rechtshistorischen Hermeneutik. Nachrichten der Ak. d. Wiss. Göttingen, phil.-hist. Kl., Göttingen 1963, 1–22.
F. D. E. Schleiermacher: Hermeneutik und Kritik mit besonderer Beziehung auf das Neue Testament, hrsg. von F. Lücke. Sämtl. Werke, 1/VII. (1838) 265ff. A. Boeckh: Enzyklopädie und Methodenlehre der philologischen Wissenschaften (1. Hauptteil), hrsg. von E. Bratuscheck, Darmstadt 1966, 169ff. E. D. Hirsch: Validity in Interpretation, Yale University 1967, dt. Ausg.: Prinzipien der Interpretation, München 1972, bes. 179ff., 263ff. Auch bei Dilthey trat zur Hermeneutik die Kritik hinzu: Beiträge zum Studium der Individualität, Ges. Schriften V, 262.
Darin besteht Heideggers und Gadamers Historismuskritik. Siehe dazu: G. Scholtz: Zum Historismusstreit in der Hermeneutik. In: Historismus am Ende des 20. Jahrhunderts, hrsg. von G. Scholtz, Berlin 1997, 192–214.
1 Thess 5, 21.
Gadamers Auffassung wird nicht überzeugender, wenn er sich später vorsichtiger ausdrückt und sagt, durch das Verstehen werde aus dem Gemeinten ein „Gemeinsames“ (19). Hätte er aber mit dem Gedanken Ernst gemacht, die Überlieferung sei nicht nur Vorbild, sondern auch „Abschreckung“ (266), er hätte m. E. das ganze Buch umarbeiten müssen.
W. Dilthey: Das musikalische Verstehen. In: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften, Ges. Schr. VII, 220ff.
Zu Diltheys Lebensbegriff siehe F. Rodi: Die Verwurzelung der Geisteswissenschaften im Leben. Zum Verhältnis von „Psychologie“ und „Hermeneutik“ im Spätwerk Diltheys. In: Kultur verstehen. Zur Geschichte und Theorie der Geisteswissenschaften, hrsg. von G. Kühne-Bertram u. a., Würzburg 2003, bes. 77.
So z. B. bei G. F. Meyer: Versuch einer allgemeinen Auslegungskunst, Halle 1757, §§ 3, 4, 7.
Schon die Fachvertreter im Einflussbereich Gadamers haben deshalb die Besonderheit von Musik und bildender Kunst betont. Th. Georgiades: Nennen und Erklingen. Die Zeit als Logos, Göttingen 1985. G. Boehm: Zu einer Hermeneutik des Bildes. In: Seminar: Die Hermeneutik und die Wissenschaften, hrsg. von H.-G. Gadamer, G. Boehm, Frankfurt a. M. 1978, 444–471.
Der Aufbau, a. a. O. (Anm. 10) 207ff.
Beiträge zum Studium der Individualität, Ges. Schriften V, 277.
Schon aus den Theorien der Sympathie des 18. Jh., wo Sympathie – wie bei D. Hume – „die soziale Praxis des Austausches von Gefühlen und Gesinnungen“ bedeutete, lässt sich mehr über das Ausdrucksverstehen lernen als aus „Wahrheit und Methode“. A. von der Lühe: Sympathie II. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie X, bes. 757. Das enge Verhältnis zum neueren Begriff der Einfühlung, ebd. 759f.
A. Boeckh, a. a. O. (Anm. 6) 15 ff., 93ff. J. G. Droysen: Historik. Vorlesungen über Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte, hrsg. von R. Hübner, 6. Aufl., Darmstadt 1971, 149ff., 339.
W. Dilthey: Einleitung in die Geisteswissenschaften, Ges. Schr. I, 96ff. Siehe insges. F. Rodi: Pragmatische und universalhistorische Geschichtsbetrachtung. Anmerkungen zu Diltheys Skizzen einer Historik. In: Dilthey und Yorck, hrsg. von J. Krakowski, G. Scholtz, Wrocław 1996, 119–134. Gadamer macht sich seine Dilthey-Kritik zu leicht. Wenn er (228) aus Diltheys Notizen einen Satz zitiert, dem zufolge die Geschichte einen Sinn hat, so geht aus der Fortsetzung des Dilthey-Textes hervor, dass dieser Sinn nicht vorgegeben, sondern vom geschichtlichen Menschen erst erzeugt wird. Der Aufbau, a. a. O. (Anm. 10) 291.
L. von Ranke: Ueber die Verwandtschaft und den Unterschied der Historie und der Politik. Sämtl. Werke XXIV (1872) 280–293, bes. 288.
Leitend für die Geschichtswissenschaft sollen die „sittlichen Mächte“ sein (a. a. O. 348ff.). Gegen eine poetische Darstellung hat er sich ausdrücklich zur Wehr gesetzt (a. a. O. 273, bes. 416ff.).
F. D. E. Schleiermacher: Kurze Darstellung des theologischen Studiums, hrsg. von H. Scholz, 4. Aufl., Darmstadt 1961, 15. Es ist dabei in Erinnerung zu behalten, dass Schleiermachers Ethik in ihrem Kern eine Sozialethik und Kulturtheorie war.
A. a. O. (Anm. 2) 20f.
R. Koselleck: Vom Sinn und Unsinn der Geschichte. In: Historische Sinnbildung. Problemstellungen, Zeitkonzepte, Wahrnehmungshorizonte, Darstellungsstrategien, hrsg. von K. E. Müller, J. Rüsen, Reinbek b. Hamburg 1997, 79–98. Dass man begründet in einem ganz anderen Sinn vom Sinn der Geschichte sprechen kann, zeigt im selben Band J. Rüsen: Was heißt: Sinn der Geschichte? Ebd. 17–48.
Der Autor hat später die Auskunft gegeben, der Satz „Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache“ enthielte, „dass das, was ist, nie ganz verstanden werden kann“. Text und Interpretation, Ges. Werke 2, 334. Aber das passt nun schlecht zur Aussage, das „Sein“ sei „Sprache“. Deshalb halte ich die Ausführungen auf jenen Seiten seines Hauptwerks für konsistenter als seine Selbstinterpretation, wenngleich ich dieser eher zustimmen könnte.
M. Heidegger: Sein und Zeit, 9. Aufl., Tübingen 1960, 149. Schon Heidegger kennt keine Unterschiede im Verstehen und Auslegen von Dingen, Artefakten und Texten, und das Verstehen der Rede eines Anderen bleibt ganz unberücksichtigt.
Es ist interessant, dass Gadamer, der sonst gern Heidegger folgt, mit dessen späterer Behauptung, zwischen Mensch und Tier klaffe ein „Abgrund“, nichts anzufangen weiß (249).
Heidegger, a. a. O. (Anm. 25) §§ 32, 33.
So z. B. E. Lévinas: Die Spur des Anderen. Untersuchungen zur Phänomenologie und Sozialphilosophie, 3. Aufl., Freiburg/München 1992, bes. 108ff. Lévinas bezieht sich nur auf Heidegger. Aber da Gadamer sich an der Leitfrage nach der „Begrifflichkeit des Verstehens“ orientiert (380), trifft diese Kritik auch ihn.
Z.B. Beiträge zum Studium der Individualität, Ges. Schr. V, 353, 379; Weltanschauungslehre, VIII, 80ff.
Deshalb konnte Dilthey z. B. am Schluss seiner Abhandlung über „Die Entstehung der Hermeneutik“ betonen, es sei deren „Hauptaufgabe“, „gegenüber dem beständigen Einbruch romantischer Willkür und skeptischer Subjektivität […] die Allgemeingültigkeit der Interpretation theoretisch [zu] begründen“. Ges. Schr. V, 331.
Ich lasse diese Unterscheidung hier unerörtert, weil sie im Hinblick auf Gadamer, für den sich aller Sinn erst in der Anwendung konkretisiert, nicht wichtig ist. Zu den Begriffen siehe U. Eco: Die Grenzen der Interpretation, München/Wien 1992, 436f. Wenn F. Schlegel und Schleiermacher forderten, es gelte, den Autor nicht nur ebenso gut zu verstehen, wie er sich selbst verstand, sondern auch besser, so ist für das Letztere der Versuch des Ebenso-gut-Verstehens die Voraussetzung. Deshalb bleibt der Horizont des Autors die Grundorientierung.
Es ist aufschlussreich, dass Gadamer zwar diese Elemente von Humboldts Sprachphilosophie vermutlich zur Kenntnis nahm (415), nicht aber an sie anknüpfte: Sie widersprechen der „Geschichtlichkeit“ des Menschen, die er zur Verstehensbedingung erklärt.
A. a. O. (Anm. 2) 4, 8f., 16.
M. Heidegger: Phänomenologische Interpretationen zu Aristoteles. Einführung in die phänomenologische Forschung. Gesamtausgabe II/61.
F. D. E. Schleiermacher: Geschichte der Philosophie, hrsg. von H. Ritter. Sämtl. Werke 3/IV-1, Berlin 1839, 15.
Briefwechsel zwischen Wilhelm Dilthey und dem Grafen Yorck v. Wartenburg 1877–1897, Halle/Saale 1923, 69.