Читать книгу re:publica Reader 2013 – Tag 3 - Группа авторов - Страница 4
re:publica „Eine Bedrohung unserer Lebenswelt“ Mitorganisator Markus Beckedahl über drei Tage re:publica, das Top-Thema Drosselkom und die Verwunderung über die mediale Berichterstattung.
ОглавлениеSpeaker: Markus Beckendahl
Autor: Martin Moser
Du hast monatelang auf die re:publica hingearbeitet. Hattest du einen Lieblings-Moment in den drei Tagen?
Einen einzelnen Moment nicht. Woran ich mich aber nach jeder re:publica gerne erinnere ist, dass ich unheimlich viele Freunde und Bekannte wieder getroffen habe und andere neu kennengelernt habe. Eigentlich hätte ich gerne mehr Zeit gehabt, mit allen zu reden. Vielleicht muss man die re:publica einfach doppelt so lange machen.
Was würdest du dir für das kommende Jahr wünschen?
Wir wissen nicht, ob wir groß etwas verändern müssen. Natürlich versuchen wir jede re:publica einzigartig zu machen mit einem Programm, das so vielfältig ist, wie es nur irgendwie geht. Uns ist schon bewusst, dass die unterschiedlichsten Charaktere hier zusammenkommen.
Kann man das Publikum der re:publica einordnen?
Das fällt mir extrem schwer, weil die re:publica so vielfältig wie kaum eine andere Konferenz ist. Hier kommen Aktivisten mit Wissenschaftler und Managern, Öffentlichkeitsarbeiter mit Journalisten und Ärzten zusammen. Alle eint die Liebe zur Kommunikation und eine positive Sichtweise auf das Internet. Aber trotzdem auch eine reflektierende Auseinandersetzung mit dem, was da passiert.
Was war bei den Besuchern besonders beliebt?
Sascha Lobo ist immer ein Publikumsmagnet. Die Hälfte kritisiert uns, dass er wieder da ist. Die andere Hälfte sitzt bei Sascha Lobos Vortrag.
Warst du selber da?
Ich hab ihn mir eine Viertelstunde angehört und stand dann lieber wieder draußen und hab mit Leuten geredet. Ich hab mir gedacht: Wenn er gut ist, kann ich ihn mir später auch auf Video anschauen.
Viele Medien haben über die re:publica berichtet. Im Internet gab es einen Live-Stream. Wie hat man die re:publica von außen wahrgenommen?
Wir sind ein bisschen verwundert über die Superlative, die uns hier in der Medienberichterstattung beigemessen werden. Auf einmal sind wir laut Tagesschau die bedeutendste und wichtigste Internetmesse Deutschlands – wo wir schon dachten, da kriegen wir Ärger mit der Cebit. Wir sitzen da ein bisschen mit offenem Mund und haben fast Angst, dass das der Höhepunkt war. Je höher man geschrieben wird, umso tiefer kann man in den nächsten Jahren fallen.
Die Besucherzahlen steigen von Jahr zu Jahr. Läuft die re:publica Gefahr, Mainstream zu werden?
Die ersten re:publicas waren noch von der Debatte Blogger vs. Journalisten überlagert. Das war für viele Journalisten so, als gehe man in den Zoo. Wir haben uns jetzt nicht so viel geändert in den Jahren. Vielleicht hat sich die Welt da draußen mehr verändert als wir uns. Dass auf einmal das, was wir hier machen, auch mainstreamiger geworden ist.
Welches Thema hat sich am stärksten nach außen hin durchgesetzt?
Die Drosselpläne der deutschen Telekom. Netzneutralität war das Top-Thema der re:publica, das alles überlagert hat. Im Moment ist das auch die wichtigste internetrelevante politische Debatte.
Konnte die re:publica einen Beitrag zur Drosselkom-Debatte leisten?
Ja, hier sind irrsinnig viele Multiplikatoren, die sich darüber ausgetauscht haben. Wir haben es auch geschafft, eine Medienöffentlichkeit herzustellen und auf unsere Argumente hinzuweisen. Wir sind Blogger, wir sind Podcaster, wir sind diejenigen, die Start-ups bauen. Wir sind darauf angewiesen, dass ein freies und offenes Internet funktioniert. Deswegen sehen wir potentielle Eingriffe in diese Welt äußerst kritisch. Das ist eine Bedrohung unserer Lebenswelt.
War das Konsens bei den Leuten?
Es gab eine Debatte in der ein Vertreter der deutschen Telekom saß. Der sah das natürlich anders. Ich gehe mal davon aus, die überwiegende Mehrheit der anderen 5000 Teilnehmer hatte eine andere Position.
Nach drei Tagen ist nun die re:publica für dieses Jahr zu Ende. Welchen Nutzen konnte man aus der re:publica ziehen?
Im Idealfall hatte man als Besucher eine schöne Zeit, hat viel gelernt und wurde inspiriert – und vor allem eins: Man hat neue Kontakte geknüpft.