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BERLIN

Die Welt kauft in dieser Stadt

Berlin zieht viele internationale Investoren an. Dadurch sind mittlerweile auch Stadtteile außerhalb des Zentrums attraktiv.

Es sind gute Zeiten für Menschen, die mit dem Bau oder dem Verkauf von Berliner Wohnungen ihr Geld verdienen. "Die Berlin-Rallye ist noch nicht vorbei", freut sich der Wohnungsmakler Nikolaus Ziegert. "Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen ist enorm groß", konstatiert Philipp C. Tabert vom Immobilienunternehmen Winters & Hirsch. Und Michael Ries von der Pantera AG, die mittlerweile jede vierte Wohnung an einen Kunden mit Wohnsitz im Ausland veräußert, wird geradezu pathetisch: "Die Welt schaut auf Berlin."

Ist das alles Zweckoptimismus mit dem Ziel, das Geschäft anzukurbeln?

Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Nach den Statistiken des Verbands Deutscher Pfandbriefbanken haben die Preise für Eigentumswohnungen im Jahr 2012 um 9,1 Prozent angezogen, während die Mieten um 8,2 Prozent gestiegen sind. Sprich: Käufer zahlen mehr, bekommen aber auch mehr. Von Blase also keine Spur.

Das hängt mit dem knapper werdenden Angebot zusammen: Laut einer Untersuchung der Beratungsunternehmen Empirica und CBRE stehen nur noch gut zwei Prozent aller Wohnungen in Berlin leer.

Von der Entwicklung profitieren vor allem die Innenstadt, die durch den S-Bahn-Ring begrenzt wird, sowie der als Wohnort traditionell beliebte Südwesten. Weil dort die Preise stark gestiegen sind, stehen Kapitalanleger allmählich vor einem Problem. "Sie müssen sich fragen, ob die Rendite noch ausreicht", sagt Jürgen Kriegisch von der Maklerfirma Part-B Immobilien. Er schaut kritisch auf die hohen Preise beispielsweise in Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain. Experte Kriegisch empfiehlt, auch andere Bezirke näher zu betrachten, und gibt Investoren einen überraschenden Tipp: "Reinickendorf, Spandau und andere Randlagen stehen am Anfang ihrer Entwicklung."

Tatsächlich, das zeigen Zahlen des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), ist in den Randlagen der Leerstand besonders deutlich zurückgegangen. "Im Endeffekt ist ganz Berlin ein Trendviertel", sagt Maren Kern, die Chefin des Verbands BBU, dessen Mitgliedsunternehmen 40 Prozent der Berliner Mietwohnungen verwalten. Auch André Adami, Niederlassungsleiter Berlin des Beratungsunternehmens Bulwien Gesa, rät, sich nicht auf das Stadtzentrum zu beschränken: "Alle Lagen, die nicht weiter als 500 Meter von einem S- oder U-Bahnhof entfernt sind, sollten von Investoren stärker beachtet werden."

Eine andere Meinung vertritt Makler Nikolaus Ziegert. "Kapitalanleger sollten sich vor allem innerhalb des S-Bahn-Rings und darüber hinaus vielleicht noch in Zehlendorf und Steglitz umsehen." Seine Begründung: "Wenn sich das Geschehen wieder entspannt, werden Abstriche bei der Lage sofort bestraft."

Entspannen könnte sich das Geschehen vor allem deshalb, weil der Wohnungsneubau anzieht. Bis 2020 will der Senat jährlich 11 500 neue Wohnungen gebaut sehen und dafür erstmals seit Jahren wieder ein Förderprogramm auflegen. Bereits 2012 genehmigten die Behörden den Bau von gut 9 900 Wohnungen, über ein Drittel mehr als 2011. Unübersehbar sind die Baustellen im Stadtbild: in Seitenstraßen des Kurfürstendamms, auf dem ehemaligen Mauerstreifen in Mitte, im Umfeld des Neubaus des Bundesnachrichtendienstes, aber auch außerhalb der traditionell begehrten Lagen - etwa in Lichtenberg, in Karlshorst und im Umfeld des Wissenschaftsparks Adlershof.

Allerdings will der Berliner Senat nicht nur den Wohnungsbau fördern, sondern auch Mietsteigerungen begrenzen. So hat er sofort von der neuen gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch gemacht, den Mieterhöhungsspielraum innerhalb von drei Jahren auf 15 Prozent zu deckeln. Zudem hat die Landesregierung angekündigt, teils Ferienwohnungen zu verbieten und den Bestand landeseigener Wohnungen deutlich zu erhöhen.

Mieten und Preise werden nach Ansicht vieler Experten trotzdem weiter steigen. Beflügelt wird diese Hoffnung der Eigentümer vor allem von dem noch immer niedrigen Preisniveau der Hauptstadt.

Der neue Mietspiegel weist einen Durchschnittswert von gerade mal 5,54 Euro pro Quadratmeter aus - in München ist er fast doppelt so hoch. Auch seien die Kaufpreise "im Vergleich zu anderen Hauptstädten sehr günstig", sagt Thomas Zabel vom Maklerunternehmen Berlin Capital Investments.

Im Übrigen, berichtet Zabel, sei jeder ausländische Kaufinteressent, der zum ersten Mal nach Berlin komme, begeistert von der Stadt. Nicht nur Zabel ist deshalb überzeugt davon, dass der Aufschwung auf dem Berliner Wohnungsmarkt noch nicht vorbei ist. "Die Stadt", sagt BBU-Chefin Maren Kern, "ist ein Mekka der Kulturszene und der Start-ups und deshalb gerade für junge Menschen enorm attraktiv."

Die Folge: "Der Zuzug wird mindestens für die nächsten zehn Jahre anhalten."

BERLIN IN ZAHLEN

Berlin ist mit knapp 3,3 Millionen Einwohnern laut Zensus 2011 die größte deutsche Stadt. 2011 und 2012 gewann die Stadt jeweils rund 40 000 Einwohner hinzu. Bis zum Jahr 2030 erwarten die Statistiker einen Bevölkerungszuwachs von 250 000 Personen gegenüber dem Stand von 2011. Untypisch für eine Hauptstadt ist die schwache wirtschaftliche Verfassung. Berlin weist mit 11,8 Prozent die höchste Arbeitslosenquote aller Bundesländer auf, die Kaufkraft ist ebenfalls unter Bundesdurchschnitt.

Trendviertel 2013

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