Читать книгу Bankster - Gudmundur Oskarsson - Страница 8
ОглавлениеNeunzehn Minuten später
– Hallo.
– Hi Liebster, hier ist Mama.
– Hi.
– Ich habe mit deinem Vater gesprochen und wollte kurz einen Ton von dir hören.
– Wie gefällt dir dieser hier?
– Weiß ich nicht – noch nicht. Wie geht es dir?
– Papa hat dir wahrscheinlich schon alles gesagt.
– Ich weiß nicht.
– Wir wollen es hoffen, ich will das nicht alles noch mal erzählen.
– Das war auch nicht meine Absicht, ich wollte nur meinen Jungen hören.
– Okay.
– Und wie geht es dir?
– Normal halt, glaube ich – gemessen an allem.
– Ja?
– Betäubt und – anders kann ich das Gefühl nicht beschreiben. Das ist ein sehr unklarer Zustand.
– Gefühle, wahrscheinlich viele unterschiedliche Gefühle.
– So wird es sein.
– Und es ist wichtig, dass du ihnen Zeit gibst, bevor du wieder so viel von dir verlangst.
– Das sollte ich tun. Zeit werde ich wohl demnächst im Überfluss haben.
– Aber denk daran.
– Wie ich schon sagte.
– Gut, mein Lieber. Dein Vater hat gesagt, dass du Geldsorgen hast.
– Frag mich doch selbst, Mama.
– Hast du?
– Nein, ich denke nicht, nicht besonders. Sie sind halt Teil des Gesamtsorgenpakets. Aber jetzt mache ich mir Sorgen, weil du dich um mich sorgst. Das will ich wirklich nicht.
– Deine Mama denkt an dich, und du erlebst schlimme Dinge, natürlich werde ich unruhig.
– Trotzdem … ich komme schon zurecht, Mama.
– Das ist gut zu hören.
– …
– Aber wäre es nicht schön, Leber- und Blutwurst in den Süden zu bekommen, ein paar Würste? Es ist schon einige Jahre her, seit ich euch zuletzt was geschickt habe.
– Wir haben genug zu essen, Mama. Harpa hat noch einen guten Job und – sieh mal, wir sind nicht drauf und dran zu sterben.
– Das weiß ich, aber meinst du nicht, dass es schön wäre, für einige Mahlzeiten Blutwurst zu haben? Man kann auch Innereien bei Kerzenschein essen.
– Harpa und ich haben schon das eine oder andere Mal Pâté de Foie gras gegessen, auch bei Kerzenschein.
– Was?
– Pâté de Foie gras, Gänseleberpastete.
– Ach so. Die Aussprache war ein bisschen speziell, mein Markús. Hat sich dein Französisch schon verabschiedet?
– Es hat mich nie richtig begrüßt.
– Jæja, lass uns nicht über Französisches reden.
– Und auch nicht über Blutwurst, Mama.
– In Ordnung. Man ist einfach so durcheinander.
– Aber mach dir wegen mir keine Sorgen, mach das – auf keinen Fall. Das zieht mich dann erst recht runter.
– …
– Wie läuft es denn beim Unterricht mit den Kindern?
– Sie lernen.
– Papa meint, dass ich besser Isländisch studiert hätte. Lehrer werden anscheinend immer gebraucht.
– So ein Unsinn! Man muss immer seiner Überzeugung folgen, und das hast du gemacht und dich dabei gut angestellt. In schweren Zeiten sollte man sich davor hüten, Dinge im Nachhinein zu bedauern, das macht die Zukunft noch schwieriger.
– Du hast dir wohl Doktor Phil angesehen?
– Doktor was?
– Genau den.
– Nein, wen?
– Nichts, war nur ein Scherz.
– …
– Aber jæja, jetzt hast du wirklich einen Ton von mir gehört, Mama, hast dir milde Misstöne angehört und kannst dich jetzt ruhig entspannen.
– Dir geht es also einigermaßen, mein Lieber?
– Ja.
– Deine Mama ist richtig froh, das zu hören.
– …
– …
– …
– Markús?
– …
– …
– Ich bin so müde, erstaunlich, wie lange ich es am Telefon ausgehalten habe.
– Jæja, dann ruh dich mal aus.
– Ja.
– Und ruf vielleicht mal deine Schwester an. Ich habe heute Morgen mit ihr gesprochen, und sie hat sich Sorgen um ihren Bruder gemacht.
– Das werde ich tun.
– …
– Ich rufe sie heute Abend an.
– Gut. Und Gott behüte dich, mein Lieber.
– Noch bin ich nicht eingeschlafen.
– Ganz unabhängig davon.
– Okay, dich auch.
– …
– …
– Tschüss, mein Lieber.
– Bye.