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Eine Mauer ist eine Mauer

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Papa saß am Frühstückstisch und schaufelte sich gelierte Gulaschsuppe aus einer Konservendose mit Butterkeksen rein.

„Wo kommst du denn jetzt her?“, fragte er mich.

„Aus Berlin“, sagte ich und schaute auf sein Frühstück. „Das weißt du doch. Was isst du denn da?“

„Gar nicht schlecht. Nahrhaft und schnell zubereitet. Habe ich im Keller gefunden“, sagte er. „Berlin? Hast du die Mauer gesehen?“

„Ja, wir waren in Kreuzberg. Kathrin hat vor die Mauer gekotzt.“

„Ich würde sie auch gerne mal sehen“, sagte Papa.

„Es ist nur eine Mauer.“

„Ist es nicht“, sagte Papa. „Aber fünfhundert Kilometer, nur um sie anzuschauen, ist auch Quatsch.“

„Wir können doch mal zusammen nach Berlin“, sagte ich. „Wenn Mama wieder da ist.“

Papa schaute auf seine Knie.

„Papa.“

Er schaute immer noch auf seine Knie.

„Was ist mit Mama?“

„Sie kommt schon wieder“, sagte er.

„Was ist mit der anderen Frau?“

Er schaute mich an.

„Tut mir leid, dass wir dich da nicht rausgehalten haben.“

„Und jetzt?“

„Abwarten.“

„Was würdest du tun, wenn Mama einen anderen Freund hätte.“

Er schaute mich komisch an, sagte lange nichts.

„Ich würde versuchen, sie wiederzugewinnen.“

„Könntest du Mama mit einem anderen teilen?“

„Nie.“

„Und Mama? Sie findet das anscheinend auch nicht gut, wenn du was mit einer anderen hast.“

„Nee.“

„Das wusstest du auch vorher.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Ja, schon.“

„Ich finde das nicht schlimm“, sagte ich. „Ich wäre gerne nie eifersüchtig. Das wäre doch toll, ein Leben jenseits von allem Besitzanspruch und aller Eifersucht.“

„Ja“, sagte Papa. „Ein interessanter Gedanke.“

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