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a) Irische Missionare

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Einer der ersten irischen Mönche, der zusammen mit einigen Gleichgesinnten diesen Weg einschlug, war Columban der Jüngere (ca. 543 – 615). Wie sein älterer Namensvetter war auch er aus vornehmer adeliger Familie und wie dieser traf er seine Entscheidung zur Pilgerschaft nicht aus jugendlicher Abenteuerlust, sondern im vorgerückten Alter von fast 50 Jahren, nachdem er bereits mehrere Jahrzehnte in dem großen und einflussreichen Kloster Bangor im Nordosten Irlands verbracht hatte. Um 590 brach er mit einer Gruppe von Schülern auf, überquerte das Meer und erreichte das fremde Frankenreich. Seine beiden ersten Klöster gründete er in den Vogesen im heutigen Department Haute-Saône auf römischen Ruinen, zunächst Anagrates 591 auf den Resten einer Festung und, nachdem Anagrates schnell zu klein geworden war, ein oder zwei Jahre später, 592 / 93 das Kloster Luxeuil, das bald eine große Ausstrahlungskraft gewinnen sollte.

Columban unternahm diese Schritte im fremden Land nicht ohne königliche Zustimmung. Der merowingische König Childebert II. (575 – 96), der in diesem Teil des Frankenreiches herrschte, gewährte dafür seine Erlaubnis und Unterstützung. Columban geriet jedoch mit der Gründung von Klöstern nach irischer Prägung in Opposition zur fränkischen Kirchenorganisation. Weniger problematisch, wenn auch sicherlich irritierend, war wahrscheinlich der Umstand, dass die irischen Klöster einer anderen Berechnung des Osterdatums folgten, das höchste christliche Fest also von den irischen Mönchen und den fränkischen Christen an verschiedenen Tagen gefeiert wurde. Schwerer dürfte es ins Gewicht gefallen sein, dass die irischen Mönche die Aufsicht ihres Klosters durch einen fränkischen Bischof verweigerten und darüber hinaus durch die Ausübung der Laienseelsorge in die Kompetenzen der weltkirchlichen fränkischen Kleriker eingriffen. Trotzdem genoss Columban auch noch unter Theuderich II. (587 – 612 / 13), dem Nachfolger Childeberts, königlichen Schutz. Unter Theuderich erfuhr Columban jedoch auf drastische Weise, wie sehr klösterliche und politische Geschicke miteinander verwoben sein konnten und dass seine monastische Existenz weit weniger von seinen geistigen Idealen als vom Wohlwollen seines herrschaftlichen Beschützers abhing. Als er sich nämlich weigerte, quasi als Gegenleistung für den königlichen Schutz die unehelichen Söhne Theuderichs zu segnen und sie durch diesen Akt für königsfähig zu erklären, zog er sich den Zorn des Königs und im Weiteren auch der einflussreichen Königingroßmutter Brunhild († 613) zu.

Columbans konsequente, aber politisch eher ungeschickte Haltung bedeutete für ihn und seine Gefährten die Verbannung aus dem Frankenreich. Sie folgten weiterhin dem Ideal der selbstgewählten Heimatlosigkeit und zogen zunächst in die noch heidnische Gegend am Bodensee. Ihre Missionsbemühungen dort waren aber offenbar so wenig erfolgreich – noch dazu gewann König Theuderich auch in diesem Gebiet an politischem Einfluss –, dass Columban mit den meisten seiner Anhänger kurze Zeit später über die Alpen nach Italien zog und dort das Kloster Bobbio gründete, das sich zu einem wichtigen geistlichen Zentrum in Norditalien entwickelte.

Columbans Schüler Gallus, der ihn von Irland bis an den Bodensee begleitet hatte, durfte, so berichtet die Vita, seinen Lehrer nach einem heftigen Streit nicht weiter begleiten. Weiterhin lässt sie vermuten, dass Gallus an einer schweren Krankheit litt, die ihm einen sofortigen Aufbruch gemäß Columbans Befehl unmöglich machte. Dieser – in dessen Regel die Demut und der strikte, bedingungslose Gehorsam gegenüber dem Älteren an oberster Stelle stand – sei daraufhin so sehr erzürnt gewesen, dass er dem Kranken untersagte, bis zu seinem Lebensende je wieder die Messe abzuhalten. Gallus blieb also zurück, lebte in einer Klause und predigte trotz des Verbots des ehemaligen Lehrers vor nichtchristlichen Zuhörern. Er scheint auf Dauer erfolgreicher gewesen zu sein als Columban, denn zwei Generationen nach seinem Tod (ca. 650) wurde um 720 in der Nähe seiner ehemaligen Klause ein Kloster gegründet, das seiner Fürsprache anempfohlen wurde. Das Kloster St. Gallen stellte sich in die irische Klostertradition und wuchs zu einem der bedeutendsten, reichsten und bildungsmächtigsten Klöster heran, das weit über die Bodenseeregion hinaus ausstrahlte und dessen Bücherbestand schließlich zu den umfangreichsten der europäischen Klosterwelt im Mittelalter zählte.

Columban und Gallus blieben nicht die einzigen irischen Mönche, die auf dem Kontinent tätig waren. Ihnen folgten zahlreiche andere, die im 7. Jahrhundert sowohl im Zentrum des Frankenreiches als auch an dessen östlicher Peripherie als Missionare und Klostergründer auftraten. Einer der bekanntesten Iren, die im heutigen deutschsprachigen Raum wirkten, war ohne Zweifel Kilian († 689), der in Thüringen und, ausgestattet mit päpstlicher Predigterlaubnis zur Verbreitung des christlichen Glaubens, im ostfränkischen Gebiet um Würzburg agierte. Wie Columban fiel auch er, folgt man seiner Vita, einer familienpolitischen Herrschaftsvorstellung zum Opfer. Während Columban jedoch ein an ihn herangetragenes Anliegen abgewiesen hatte, intervenierte Kilian ungefragt und forderte wegen zu enger Verwandtschaftsverhältnisse die Auflösung der Ehe des herrschenden Herzogs, dessen Frau zuvor seine Schwägerin gewesen war – diese Einmischung kostete ihn den Kopf.

Klöster und Orden im Mittelalter

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