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Vorwort von Alejandro Sabella

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Nach der Copa América in Argentinien wurde ich im Juli 2011 zum neuen Trainer der argentinischen Nationalmannschaft ernannt. Die Nationalelf stand vor einem Umbruch, obwohl sie in diesem Turnier kein Spiel verloren hatte: In der Gruppenphase hatte sie gegen Costa Rica gewonnen, dann zweimal unentschieden gespielt, und auch das Viertelfinalspiel gegen Uruguay stand nach 90 Minuten unentschieden. Erst beim anschließenden Elfmeterschießen verlor Argentinien und schied aus.

Die Erwartungen an einen neuen Trainer sind immer hoch. Die Mannschaft war an einem Tiefpunkt angelangt, sie hatte das Finale verpasst und die Erwartungen nicht erfüllt. Ihre Zukunft schien ungewiss. Aber trotzdem waren die Spieler bereit, nach vorne zu blicken.

Mein erstes Gespräch mit Leo führte ich in Barcelona, kurz nachdem ich mein Amt angetreten hatte. Ich reiste durch Europa, um mit allen in Frage kommenden Spielern zu sprechen. Zuerst nach Portugal, dann nach Barcelona. Ich kannte Leo zwar noch nicht persönlich, aber dennoch wollte ich ihm vorschlagen, die Kapitänsbinde zu übernehmen. Ich wollte unbedingt, dass er Kapitän wird und das Team führt.

Im Anschluss an unser Gespräch, an dem auch Javier Mascherano, der bisherige Mannschaftskapitän, teilgenommen hatte, fuhr ich weiter nach Italien. Leo und Javier sollten sich in Ruhe beraten und mir ihre Entscheidung bei Gelegenheit mitteilen. Ich glaube, es war Javier, der schließlich anrief, um zu sagen, dass Leo bereit sei.

Das nächste Mal trafen wir uns in Asien zu Freundschaftsspielen gegen Venezuela (in Indien) und gegen Nigeria (in Bangladesch). Entscheidend aber wurde das Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gegen Kolumbien. Das Spiel fand in Barranquilla bei brütender Hitze statt. Nach einem Schuss von Dorlan Pabón, der unglücklich an Mascherano abprallte, stand es aus argentinischer Sicht zunächst 0:1, bevor Messi ausgleichen konnte und Agüero schließlich für den 2:1-Endstand sorgte.

Beim Fußball gibt es immer wieder besondere Spiele, die einen weiterbringen. Das Spiel in Kolumbien war so ein Spiel. Die Mannschaft wuchs hier, in der Hitze Barranquillas, zu einem eingeschworenen Team zusammen. Nur wenn Spieler sich blind vertrauen, können sie Schwächen ausgleichen und so extrem viel mehr bewirken. Auch für Leo selbst war es ein entscheidendes Spiel, denn von da an wurde er in Argentinien mit anderen Augen gesehen.

Ein weiterer Meilenstein für ihn war das Spiel gegen die Schweiz, bei dem ihm ein Hattrick gelang. Für sein Team Barcelona hatte er das schon einige Male geschafft, aber für Argentinien war es die Premiere. Im selben Jahr schoss er drei weitere Tore, und zwar gegen Brasilien … Also, aus Sicht des Trainers würde ich sagen, das Spiel gegen Kolumbien hat unserem Selbstvertrauen den entscheidenden Kick gegeben.

Im Großen und Ganzen ist Leo ein sehr ruhiger Mensch. Ein Team führen kann er deswegen, weil er ganz einfach ein sehr guter Spieler ist, der von jedem anderem Spieler voll akzeptiert wird.

Ich lasse meinen Spielern gern gewisse Freiheiten, und das gilt besonders auch für Leo. Sie haben schon genug Druck. Kapitän zu sein, bedeutet noch mal mehr Verantwortung, aber Leo weiß und akzeptiert das. Das Kapitänsamt hat ihm nämlich geholfen, reifer zu werden, sich weiterzuentwickeln. Das wiederum half seinen Mannschaftskollegen und dem ganzen Team.

Nichts von Leos Teambesprechungen oder privaten Unterredungen dringt nach außen, die Stimmung in der Gruppe ist gut, die Gelassenheit wirkt sich auf den Job und darüber hinaus aus. Auch das ist immens wichtig.

Der Mix aus Gelassenheit und guter Stimmung ist das, was Messi ausmacht. Leo muss sich wohlfühlen, und vor allem muss er sich frei fühlen. Er braucht Handlungsspielraum, um genau das tun zu können, was auf dem Spielfeld in einer bestimmten Situation getan werden muss. Um ehrlich zu sein: Ich bespreche mit ihm nur das Nötigste. Ich will keinen zusätzlichen Druck auf ihn ausüben. Wenn man über Messi spricht, dann muss man auch über seine Entwicklung reden, denn es ist zwar nicht einfach, an die Spitze zu gelangen, aber noch schwieriger ist es, sich dort zu halten. Viermal Weltfußballer zu werden, ist eine unglaubliche Leistung. Einen Ballon d’Or zu ergattern, ist schon eine Kunst, aber vier in Folge sind ein eindeutiger Beleg dafür, dass ein Spieler kontinuierlich Fortschritte macht, nie stehen bleibt. In den letzten Jahren ist Messi gereift und hat seine Fertigkeiten immer noch weiterentwickelt. Ich glaube, seine Berufung zum Mannschaftskapitän der argentinischen Nationalmannschaft hat ihm dabei sehr geholfen.

2012 war ein wunderbares Jahr für ihn. Aber was soll ein Fußballspieler machen, wenn er seinen Höhepunkt erreicht hat? Soll er sich ab jetzt auf diesem Erfolg ausruhen? Ich halte es für wichtig, dass man auch dann weiter an sich arbeitet. Kein Spieler ist so gut, dass er auf weiterführenden Rat verzichten könnte.

Um seine Rolle als Spieler für die Mannschaft zu verdeutlichen, muss man sich nur das Eröffnungsspiel der Liga 2013/14 in Erinnerung rufen, das Barcelona gegen Levante 7:0 gewann. Wenn Leo dem Gegner den Ball abnehmen will, dann macht er das mit aller Entschlossenheit, bis er sein Ziel erreicht. In diesem Spiel führte diese Entschlossenheit zum dritten Tor. Es sind ihm sogar schon Kopfballtore gelungen, als ob er das schon immer gemacht hätte. Er wird einfach immer besser, und zwar je auswegloser die Situation zu sein scheint.

Bei Barca spielt er in der Mitte, eine Position, die er auch im Nationalteam einnimmt. Hier kommt Leo an mehr Bälle, und je mehr Bälle er bekommt, desto besser ist es für die Mannschaft. Links oder rechts außen wäre er vergeudet. Higuain, Agüero und Di Maria als Flügelspieler bearbeiten die Außenbahnen, sodass Leo als Mittelstürmer entscheiden kann, wohin er das Spiel lenken möchte. Mit diesen Spielern an seiner Seite ist Leo noch stärker, und sie sind es umgekehrt auch. Ich halte zudem alle Spieler an, sich auf den Ballgewinn zu konzentrieren, bereits vorne zu verteidigen und so denen zu helfen, die hinten spielen. Auch Leo muss Aufgaben eines Verteidigers übernehmen, wo immer er sich im Spiel gerade befindet und welche Möglichkeiten sich ihm auch bieten.

Normalerweise spielen die besten Fußballer auch in den besten Mannschaften der Welt, und daher bestreiten sie auch die längste Saison und die meisten Fußballturniere. Das Größte für jeden Fußballer ist es, bei einer Weltmeisterschaft als Sieger vom Platz zu gehen. Einige schaffen das, andere nicht. Wir haben ein Team, das gut spielt und eine Einheit bildet. Aber es ist einfach so, dass die Mannschaft nicht dieselbe ist, wenn Messi nicht dabei ist. Am 14. August 2013 spielten wir gegen Italien. Es war ein gutes Spiel, obwohl Leo nicht dabei war. Wir konnten dieses Mal ohne ihn überleben. Aber dennoch ist er unersetzlich. Nein, das ist kein Widerspruch.

Messi ist der außergewöhnliche Spieler in einer außergewöhnlichen Mannschaft. Möglicherweise ist er der größte Spieler aller Zeiten.

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