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Salsamann dachte nicht lange nach, sondern beschloss, sich gleich vierzehn neue Eistüten zuzulegen, nachdem ihm dieses schreckliche Missgeschick widerfahren war. Den ganzen Pelz hatte er sich vollgesaut. Meine Güte! Was sollte seine Frau dazu sagen? Und Hunger hatte er. Ja, Hunger. Doch zuerst war der Eismann dran. Nach der Meinung des Waschbären war es schließlich unverantwortlich, Eis mit solch minderwertigen Eigenschaften zu verkaufen. Was soll denn das bitte für Eis sein, das einfach schmilzt, wenn man mal drei Stunden in der Sonne einpennt! In seinem geistigen Unrat forschte der Salsamann nach einer angemessenen Lösung des aufkeimenden Konfliktes. Er betrachtete lange seine durchweg kräftigen Pranken und nickte zufrieden. Vielleicht konnten ihm nun endlich seine neu erworbenen Fähigkeiten aus dem Rhetorikkurs weiterhelfen.

„Werter Herr, ich habe Anlass zur Beschwerde“, eröffnete der Waschbär sein Plädoyer.

„Nun ja, das ist offensichtlich. Wer hat Ihnen denn bloß die Haare geschnitten? Ich könnte Ihnen ja weiterhelfen. Wissen Sie, eigentlich wollte ich ja immer Friseur werden, aber meine Eltern meinten, ich könnte mit diesem Beruf meinen Titel besudeln. Sehen Sie das Schild an meinem Eisstand?“

„Sehr gutes, leckeres Eis“, las der Salsamann laut vor, dem bei der Erwähnung des Wortes „Friseur“ unweigerlich das Wort „Kamm“ in den Sinn gekommen war. Beweis genug dafür, dass Geistesblitze zuweilen einschlagen, wo sie wollen.

„Ja ja, lesen Sie weiter.“

„Graf Thorsten de Clary von der Champagne.“

„Ganz recht, das bin ich“, verkündete der Eismann nicht ohne Stolz und rückte sich seine Eismütze mehr als kokett zurecht. „Stellen Sie sich das Schild jetzt mal an einem Friseursalon vor. Unmöglich! Friseursalon Graf Thorsten de Clary von der Champagne. Meinen Sie nicht, dass das irgendwie anzüglich klingt?“

„Was?“

„Welch höfliche Reaktion. Doch genug von mir. Wollten Sie sich nicht beschweren?“

„Und ob! Nu guck!“, fiel dem Bären wieder ein und deutete auf den vollgesauten Pelz.

„Ah, ja! Bedauere, aber das sieht mir nicht nach einem Garantiefall aus.“

„Sie verkaufen Eis mit Garantie?“

„Haben Sie denn eins ohne gekauft?“, gab der Eismann zurück.

„Nun, ähm, ja. Zumindest unbewusst.“

„Aha! Keine Garantie haben, aber sich beschweren wollen. Abgesehen davon spricht mich dieses Hinweisschild frei von jeglicher Verantwortung.“

Nur schwer gelang es dem Waschbären, die in Fraktur verfassten Lettern auf dem Hinweisschild als „Eis nicht zur äußerlichen Anwendung bestimmt“ zu entziffern.

Während der Salsamann dem Eismann höflich mit der Faust drohte, schlenderte Jimmy lässig den Badestrand entlang. Er ließ sich sein Eis vorzüglich schmecken. Ohnehin war der Tag für ihn bislang vorzüglich gelaufen. Er erwachte zwar ohne kaiserliche Würden, doch hatte er seit langem wieder einen Auftrag angenommen, der seine Arroganz nicht unterforderte. Unerwarteterweise stattete ihm Loretta Kandt in der Früh gegen fünfzehn Uhr einen Besuch ab, über den Jimmy zunächst geteilter Meinung war. Schließlich hatte er das Schild „Zutritt nur für schöne Frauen“ ja nicht umsonst an seiner Bürotür angebracht. Und bei allem Respekt, den Geld mit sich bringt, schön war sie nicht. Viel eher war sie das Gegenteil von Eleganz. Doch Schönheit ist selten wahr und Wahrheit nicht immer schön. Geld hingegen ist meistens eins von beiden. Da auch ein Privatdetektiv nicht nur von Luft und Liebe leben kann, Jimmy hatte gerade mal vier Tage durchgehalten, fügte er sich der vorangegangenen Weisheit. Loretta Kandt in der Früh gegen fünfzehn Uhr war als Teilzeitmäzen durchaus geeignet, und so besprach man beim gemeinsamen Teeplausch den Auftrag, um den er sich kümmern sollte. Nebenbei ein Buch lesend, wiederholte er auf Lorettas skeptische Nachfrage hin, die Botschaft, die er weitergeben sollte.

„Willst du dich den Schwarzalben würdig erweisen, musst du jegliche Reinigung meiden. Mit speckigem Glanz dien’ ihrem Tand. Unterjoche die Luft mit deinem Geruch.“

Loretta schlug Jimmy die Fantasylektüre aus den Pfoten und erklärte ihm ihr Anliegen erneut.

Mokka Noir

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