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Jimmy fiel es stets schwer, sich zwischen seinen Freunden aus dem Regal zu entscheiden, doch wurde es höchste Zeit, denn sein Flachmann hatte beunruhigend an Gewicht verloren und fühlte sich erschöpft. Die exzellent bestückten Spirituosenwände des edlen Fachgeschäfts, das er zur Feier seines kürzlich gelösten Falls besuchte, machten ihm die Wahl nicht gerade einfacher. Das „Dizzy Bird“, wie sich der schick eingerichtete Laden nannte, zielte es vor allem auf betuchtere Käuferschaft ab und bemühte sich voll und ganz, den Anschein glamourösen Ruhmes zu erwecken. Dazu gehörte auch eine strikte Hausordnung, die nur wenigen Auserwählten den Zutritt gewährte. Hierzu zählten ausschließlich die besserverdienenden Unternehmer, Manager, sonstige dubiose Vermögende sowie alle Privatdetektive. In Wahrheit ging dieser exklusiven Selektion eine kluge Überlegung der besser gestellten Gesellschaft voraus. Wie in allen höheren Kreisen fanden sich auch in Lost Bottom einige Machenschaften und dergleichen, die klischeebedingt der Aufklärung durch einen Privatdetektiv bedurften. In Anbetracht der Tatsache, dass Jimmy der einzige Privatdetektiv der Stadt war, verständigte sich die High Society Lost Bottoms darauf, einfach einen edlen Schnapsladen zu gründen, in dem klischeehafte Privatdetektive kostenlos einkauften. Wozu Schmiergelder zahlen, wenn Alkohol Probleme lösen konnte. Ein lohnendes Geschäft für beide Parteien, von dem Jimmy jedoch mindestens die Hälfte vergessen hatte.

Sich mit einer Entscheidung quälend hob Jimmy seinen Flachmann auf Augenhöhe. Seit einer ganzen Weile kam ihm sein aufmunterndes Nicken nicht mehr ganz so euphorisch vor und so entschied er kurzerhand, das Problem im gemeinsamen Gespräch aufzuarbeiten.

„Was wollen wir zur Feier des Tages trinken, Flachi? Irgendwelche Wünsche?“, fragte Jimmy besorgt.

„Gin wäre schön“, hauchte der Flachmann erschöpft.

„Gin ist schön!“, verbesserte der Hase und klemmte sich unter jeden Arm eine Flasche, nachdem er die beiden großen äußeren Taschen seines Trenchcoats bereits bestückt hatte. Das übliche Schauspiel nahm seinen Lauf. Als Jimmy Richtung Kasse wankte, schenkte die Kassiererin ihm ein freundliches Lächeln, das er ganz und gar nicht zu deuten wusste. Bestimmt verbarg sich eine ungemein spannende Geschichte dahinter. Doch Jimmy hatte bereits Feierabend und konnte sich schließlich nicht um jeden Dreck kümmern. Das Wohlbefinden seines Flachmanns hatte absoluten Vorrang. Sollte die Lady in zwei Wochen noch genauso seltsam lächeln, würde er sich vielleicht darum kümmern. Vielleicht. Vielleicht würde er es aber besser sein lassen, falls er bis dahin ebenfalls wie die Kassiererin bemerkt haben sollte, dass er sich um halb neun abends im ruinierten Strandoutfit mitsamt offenem Trenchcoat den Sprit für den nächsten Tag beschaffte. Die aufgeweichte Eiswaffel, die griffbereit im Hosenbund verharrte, rundete das Bild bestenfalls ab.

„Guten Abend, Herr Risiko“, sagte sie gespielt charmant.

„Äh ja, es ist Abend. Noch dazu ein guter. Also guten Abend Frau…“ Das Namensschild suchend musterte Jimmy die junge Frau eindringlich, ohne absichtlich anzüglich zu werden. Nachdem Jimmys Blick absichtlich anzüglich geworden war, kam sie ihm zuvor.

„Tanne, Frau Tanne.“

„Aha. Nun, guten Abend Frau Tanne. Wie Sie eindeutig sehen können, habe ich zurzeit alle Hände voll zu tun“, sagte Jimmy und nickte den Ginflaschen zu. „Seien Sie doch so freundlich und schreiben Sie alles auf einen gewissen Graf Aprikose, ja? Besten Dank.“

Einen kurzen Augenblick spielte Frau Tanne mit dem Gedanken, dem Hasen ein weiteres Mal zu erklären, dass er ohnehin nichts zu zahlen brauchte. Andererseits wollte sie den überaus dämlichen Satz: „Ja ja, schon klar, Graf Aprikose zahlt ja“ und ein noch dämlicheres „Hö, hö, hö!“ nicht schon wieder hören.

Im Übrigen wunderte sich Jimmy doch sehr, dass er nie zur Kasse gebeten wurde, was in ihm die Vermutung aufkeimen ließ, dass Graf Aprikose nicht nur seiner Fantasie entsprang. Mitunter beschäftigte sich der Hase minutenlang mit der Frage, wer denn dieser spendable Graf Aprikose sei und wie viel Geld er ihm wohl inzwischen schuldete.

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