Читать книгу Drakoria - Vom Blut des Sternenwolfes - Gwain Beisemann - Страница 7

Kapitel 5 – Alte Zeiten

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Als der Abend langsam anbrach und die Sonne begann sich wieder in eine dunkelrote Halbkugel zu verwandeln fiel es Ardik auf, dass er nie in seinem Leben einen schöneren Anblick hatte genießen können. Unter ihnen rauschten immer noch die schneebedeckten Berge des Nördlichen Arkgebirges vorbei. Langsam begann Ardik tatsächlich zu frieren, trotz seiner vielen Schichten Kleidung. Der Wind peitschte gnadenlos gegen sein Gesicht, nur durch das Senken des Kopfes in Richtung von Týrs schuppigem Rücken konnte er dieser Qual entgehen. Sie hatten sich nun stundenlang unterhalten, und Ardiks Fragen waren immer noch gänzlich unerschöpflich „Und Rok hat versucht euren Streit zu schlichten?“ fragte er wissbegierig „Ja, er konnte es natürlich nicht zulassen, dass ein Krieg zwischen den Drachen ausbricht, Mutran aber, er tötete ihn und gewann dadurch erste Anhänger unter uns, Aventos war durch dieses Ereignis dermaßen erzürnt, dass er seinen eigenen Sohn zum seinem schlimmsten Todfeind erklärte, es ging alles sehr schnell. Die Berge schienen zu brennen als die beiden aufeinander trafen, der Himmel färbte sich rot, die Schriften aus jener Zeit sagen alle die Wahrheit, keine von ihnen lügt, das müsst ihr Menschen endlich erkennen. Ganze 32 meiner Brüder und Schwestern starben in dieser Schlacht, Aventos und Mutran verwundeten sich gegenseitig schwer, aber nichts was einen Drachen hätte umbringen können“ „Wie ging es weiter, wie kamen die Menschen ins Spiel“ hakte Ardik wissensdurstig nach „Es dauerte nicht lange, da erklärte der damalige König Arkasniens seine Bereitschaft zum Krieg und bestätigte seine Treue gegenüber Aventos. Mutran selbst zog die Narjen aus den dunkelsten Ecken Tarnas heran, die Zwerge und die Königreiche östlich des Dur Raknor blieben für die ersten Monate neutral, doch auch sie mussten sich schlussendlich für eine der beiden Seiten entscheiden, die Zwerge stellten sich genau wie die Arkasnier auf die Seite Aventos, der König des Reiches Euara wollte dies auch tun, wurde jedoch von einigen Verrätern an seinem Hof getötet und das Königreich schloss sich Mutrans Seite an, Mutran versprach ihnen im Falle seines Sieges Gold und Macht, vielleicht hätten sie diese ja vielleicht sogar erlangt, doch das kann niemand wissen. Matharunien spaltete sich in zwei Lager und ein Bürgerkrieg begann im Ostland, er endete nicht vor dem 30ten Winter des Krieges. Garmara war immer noch so zerstritten wie eh und je, daher schaffte Mutran es schnell sie auf seine Seite zu holen. Ich habe damals alles miterlebt, vom Anfang bis zum Ende des Krieges“ „Ihr seid fast 500 Jahre alt?“ Wollte Ardik wissen und drehte den Kopf zur Seite um nicht von einer heranziehenden Böe erwischt zu werden „Viel älter Kleiner, viel älter, ich gehöre der ersten Generation an“ „Also über 1600 Jahre“ „So ist es, wir Drachen können je nach Generation ein bestimmtes Alter erreichen, mir ist es gewährt ewig zu leben, bis zum Ende der Zeit, doch meine Brüder der achten Generation sind an ein Höchstalter von 500 Jahren gebunden“ „Ein Alter von dem ein Mensch nur träumen kann“ bemerkte Ardik scherzhaft „Sei dir da nicht so sicher, es gibt einige unter euch, welche ein genauso hohes Alter erreichen können“ Mit diesem Ausspruch besaß der Drachen nun Ardiks volle Aufmerksamkeit „Was? Wer?“ versuchte er nachzustochern „Das wirst du noch früh genug erfahren“ Ardik wusste allemal, dass er sich damit begnügen musste „Aber Mutran gehört doch der zweiten Generation an, das heißt er dürfte nur ein Alter von etwa 1000 Jahren erreichen“ „Er hat sich die Unsterblichkeit gestohlen“ Ardik konnte den tiefen Zorn in Týrs Stimme bei diesen Worten spüren, es war wie ein Feuer, welches ihn durchfuhr, wie ein heller, schwellender Blitz „In der ersten Schlacht tötete er den Drachen Merk, er war einer der ersten Generation, mit einem uralten Ritual entzog er ihm seine Macht und damit auch seine Unsterblichkeit, jeder von uns kann durch eine Klinge oder etwas ähnliches getötet werden, doch wird einem Drachen seine Macht entzogen, ist er für immer verschwunden, getilgt vom Angesicht der Erde, und dieses Schicksal musste Merk erleiden“ Týr fuhr fort „Dies ist auch der Grund warum Mutran so mächtig ist, er konnte den toten Drachen ihre Kraft entziehen und sich selber zuführen, und das hat er reichlich getan, auch seine Diener stattete er mit einem Teil seiner Macht aus, darunter Okvulmiing, Kyreia, Xoon und Elidor. Sicher hast du vom Namen Okvulmiing bereits etwas gehört, ihn hat Mutran vorgeschickt um euch anzugreifen, es werden mehr kommen. Es ist ungewiss wie viele Drachen Aventos noch treu geblieben sind, aber ich hoffe es werden genug sein, wir werden diesen Krieg führen müssen, ob wir wollen oder nicht“ Die Sonne gab ihren letzten wärmenden Schein, bevor sie gänzlich hinter dem Horizont verschwand, Ardik wartete voll Neugier auf den wohl bald auftauchenden Mond, welcher die Berge unter ihnen in ein silbrig schimmerndes Licht tauchte. Es war ein unglaublicher Anblick, zum Glück hatten sie bereits seit mehr als einer halben Stunde keine Kurven mehr fliegen müssen, bei jedem Flügelschlag wurde er ein wenig hin und her gerüttelt. Es waren die von unten immer noch hörbaren Hörner, welche ihm Sorgen bereiteten, wie es aussah marschierten dort unten doch mehr Goroks als vorerst angenommen. Tausende Sterne zierten nach nur etwa einer viertel Stunde den Himmel, unter ihnen Wolken und Berge, über ihnen Mond und Sterne, nichts was sie aufhalten konnte. Týr schien trotz der langen Flugzeit noch kein wenig erschöpft, im Gegenteil, er strotzte nur so voller Energie, was Ardik sehr beruhigend fand. Es kam ihm wie ein Blitz, welcher ihm in den Sinn einschlug und all seine Gedanken durcheinander wirbelte „Wir haben Tarna verlassen, dies hier ist unbekanntes Gebiet, habe ich recht?“ „Das hast du, Tarna liegt hinter uns und, was vor uns liegt ist größer und gewaltiger als alles was du kennst, das verspreche ich dir“ „Also ist Nortagard nicht mehr weit?“ „Da irrst du dich, wir haben noch eine weite Strecke vor uns, ich weiß selbst nicht genau was uns erwarten wird“ Weniger zufriedenstellend hätte Týr seine Antwort nicht formulieren können „Ihr müsst doch eine ungefähre Ahnung haben“ „Nein, ich nicht, ich habe den Ozean bereits oft überflogen, aber das letzte Mal war vor fast 500 Jahren, also nein, ich weiß nicht wie lange wir brauchen werden“ „Ein Ozean? Dort werden wir nirgendwo landen können“ „Nein, das werden wir nicht, aber seid unbesorgt, allzu lange kann es nicht dauern, das Wasser, welches Tarna vom Nordland trennt mag zwar riesig sein, aber nicht unüberquerbar“ Ardik konnte die eigene Hand vor Augen kaum noch erkennen, und so sehr er sich auch bemühte, zu sehen was unter ihnen lag war ihm ebenfalls unmöglich, den scharfen Konturen die jedoch gelegentlich aufblitzten konnte er schätzen, dass es immer noch Berge waren, über welche sie gerade hinüberrauschten. Nichts als Sterne waren am Firmament zu erkennen, sie schienen sich unendlich weit in alle Richtungen zu erstrecken, sein kurzes Einnicken bemerkte er zunächst nicht einmal, bevor er von einer festen Aufwärtsböe wieder wachgerüttelt wurde „Wacht auf, es ist jetzt weder die richtige Zeit, noch der richtige Ort, schlafen könnt ihr später“ Týrs Worte verstärkten sein Aufwachen „Wie lange?“ „Etwa fünf Minuten, passt jedoch auf, dass dies nicht noch einmal geschieht, bevor wir irgendwo gelandet sind, aber bis jetzt kann ich nur Berge erkennen, also werdet ihr euch noch ein wenig gedulden müssen“ „Ihr könnt in dieser Dunkelheit sehen?“ rutschte es Ardik heraus „Ja, ich kann in noch viel finsterer Dunkelheit sehen, dies ist einer unserer Vorteile“ „Braucht ihr keine Pause?“ „Nein, ich könnte tagelang durchfliegen wenn es sein müsste, aber irgendwann wird auch meine Kraft erschöpft sein, hofft, dass wir bis dahin angekommen sind. Viele Stunden gingen ins Land, Ardik verlor mit der Zeit jedwedes Gefühl für selbige, während er versuchte sich krampfhaft wachzuhalten. Um zu versuchen seine Müdigkeit weiterhin in Schach zu halten unterhielt er sich weiter mit Týr „Erzählt mir etwas über Nortagart“ „Wenn ich das kann, werde ich es auch tun. Aber wie gesagt, es hat sich in der Zeit viel verändert, und das meiste wird nicht mehr so sein wie ich es kenne, also solltet ihr eure Erfahrungen lieber selbst machen. Keiner von uns kann genau sagen wie es momentan dort aussieht, doch ist sicher dass die vier Reiche immer noch bestehen“ „Vier Reiche? Nicht eines“ „Früher ja, aber heute nicht mehr, die Könige haben sich zerstritten, wir versuchten ihren Streit damals zwar zu schlichten, wie vieles in dieser Zeit ist es uns nicht gelungen. Außerdem, wer hört schon auf uns, die wir uns nicht einmal selbst richtig unter Kontrolle haben. Im Drachenkrieg wurden viele Teile des Nordlandes zerstört, Mutran leistete mit seinen Anhängern ganze Arbeit“ „Nortagart war ebenfalls betroffen?“ fragte Ardik verblüfft „Ja, überall wo wir Drachen hausten tobte der Krieg, es gab kein Entrinnen, auch nicht für den letzten Bauern“ Schimmerndes blau blitzte durch die Nacht, Ardik öffnete seine Augen nun wieder vollständig, war dies die See? Er konnte es nicht genau erkennen, aber allem Anschein nach wies alles auf diese Vermutung hin „Es ist schön das große Wasser wieder zu sehen, matris Wirnd, nu lior urn werga fin, offa bi ref Sjo“ hörte er Týr in Gedanken flüstern. Damit war seine Annahme bestätigt, sie flogen nun über das berüchtigte Nordmeer. Nur aus Legenden und Sagen kannte man diese See, riesig und majestätisch sollte sie sein, davon war jedoch momentan nicht viel zu erkennen, da sich um sie herum nur Finsternis und Schwärze befand. Die Sterne jedoch, schienen nun heller als noch vor einer Stunde zu strahlen, und auch der Mond schien größer und prächtiger „Es ist...êinior skør” Nur in Alrejai fand er die Worte um die Schönheit des momentanen Sternenhimmels in geeignete Worte zu fassen „Das ist es Drakonok, nicht jeder kann einen solchen Ausblick genießen, das Meer wird noch ein großes Hindernis werden, aber nichts desto trotz, wir haben bereits einen guten Teil der Strecke hinter uns gebracht, obwohl dies nicht einmal die Hälfte gewesen sein sollte“ Tyr senkte ein wenig und brachte sie damit einige hundert Meter unter Wolkenhöhe, erst jetzt merkte Ardik, dass es hier unten bereits deutlich wärmer zu sein schien „Nein, nur die Fische schwimmen unter uns, sonst ist niemand hier“ sagte Týr und gab ein leises Schnauben ab, welches man jedoch unter dem tosenden Flugwind kaum als solches identifizieren konnte „Bedeutet das ihr habt Angst, dass uns ein anderer Drache entdeckt?“ „Nein, ich habe Angst davor, dass uns ein Drache entdeckt, welcher mit Mutran verbündet ist, und das wäre das letzte was wir jetzt gebrauchen könnten“ „Habt ihr noch nie gegen einen von eurer Art gekämpft?“ fragte Ardik neugierig „Doch, mehr als mir lieb war, und ich habe viele Wunden, sowie zahlreiche Narben davon getragen“ Einige Minuten vergingen, bevor Týr wieder begann wie ein Pfeil in die Wolkendecke zu schießen „Was ist los?“ schrie Ardik, während er sich die Regentropfen aus dem Gesicht rieb „Hier oben habe ich einen besseren Rückenwind, betet das wir keinem Gegenwind auf dieser Reise begegnen, dies könnte uns Tage kosten“ Und tatsächlich, Ardik merkte deutlich wie ihnen der frische Wind eine erhöhte Geschwindigkeit verlieh und Týrs Flug in großem Maße stärkte. Es war der peitschende Wind, welcher neue Kraft in die beiden hinein zu pumpen schien, Ardik hatte gelernt aus der ihm entgegen kommenden Energie Kraft zu schöpfen, dies sollte sich im Kampf gegen feindliche Magier sicherlich auch noch als sehr nützlich heraus stellen, sofern sein Gegner nicht übermächtig war, hatte er bereits jetzt eine gute Chance gegen ihn, sollte er einem feindlichen Magier jemals begegnen. Keine, mochte es auch eine noch so spannende Reise konnte diese übertreffen, das Fliegen war das schönste Gefühl, das Ardik jemals hatte erlebt haben können.

Drakoria - Vom Blut des Sternenwolfes

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