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2.2.4 Zusammenfassung

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Die Stellung und Rolle der Frau in einer Volksgruppe ist ein Kulturmerkmal, das innerhalb eines universalen Grundmusters variiert. Letzteres umfasst eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die Trennung der Wirkungsbereiche in die öffentliche und private Sphäre, stereotype Normvorstellungen und eine Statusdifferenz zugunsten des Mannes. Als Ursache für dieses Grundmuster muss die biologische Disposition von Mann und Frau aufgrund der Schöpfung sowie deren Missbrauch durch die gefallene Menschheit in Betracht gezogen werden. Ob eine Kultur dieses Grundmuster zu Ungunsten der Frau pointiert oder die Geschlechter in einem eher ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, hängt von kulturellen Faktoren wie der Abstammungsrechnung, Wirtschaftsform und religiösen Prägung einer Volksgruppe ab. Insbesondere spielt aber auch ihre soziale Orientierung (Gruppenorientierung oder Individualismus) und ihr Konzept von Ehre und Schande eine wichtige Rolle.

49 Der Missionar und Anthropologe Charles Kraft definiert den Kulturbegriff ähnlich als „total design for living“ (Kraft 1996, 44).

50 Zitiert in Kraft 1979, 84.

51 Charles Kraft führt eine von G. P. Murdock 1945 erstellte Liste von 73 Kategorien an, aus der die Beispiele entnommen sind (Kraft 1979, 87).

52 Charles Kraft bezeichnet sie als „subsystems“ (Kraft 1996, 49).

53 Ein anschauliches Beispiel ist das von A. Kardiner beschriebene Erleben des Bergvolkes der Tanala auf Madagaskar (Kardiner 1980, 112–113). Die Reisanbaumethode dieses Volkes hatte zu einer bestimmten Art der sozialen Organisation geführt: Das Land war Eigentum der Großfamilie und wurde von dem Familienvater auf sehr autoritäre Weise verwaltet. Alle Familienmitglieder ordneten sich ihm bedenkenlos unter und erhielten von ihm ihren gesicherten Unterhalt. Mit der Einführung einer neuen Reiskultivierungsmethode wurde das Land in Parzellen aufgeteilt und zum Eigentum der einzelnen Familienmitglieder, die nun als Individuen handeln und entscheiden mussten. Durch den entstehenden Wettbewerb und Kämpfe um die Zuteilung der Ländereien erlebte die Gesellschaft eine tiefe Krise. Ängste und Unmoral brachen aus, und die Existenz dieses Volkes war bedroht.

54 Wie weit Sünde die Strukturen von Kulturen selbst durchdringt oder sich nur auf die Menschen bezieht, die Kulturen gestalten, ist Gegenstand der Diskussion unter christlichen Anthropologen. Während Charles Kraft die Strukturen einer Kultur eher als neutral und sowohl von Gott oder auch von Satan benutzbar ansieht (Kraft 1996, 34–35), hält Lingenfelter sie für völlig durchdrungen von der menschlichen Sünde, eben weil sündige Menschen sie für ihre eigenen Interessen aufbauen (Lingenfelter 1992, 18).

55 Die Propheten sprechen solches Fehlverhalten, das sich vor allem im sozialen Miteinander äußert, immer wieder an (z. B. Amos).

56 Der Ausdruck stammt aus dem im Fernstudium bearbeiteten Manuskript des Kurses Progress of Redemption in englischer Sprache aus dem Studienprogramm der Columbia International University (CIU).

57 Nicholls spricht hier von dem „prophetic principle“ (Nicholls 1981, 59).

58 Diesen Prozess erlebte die Verfasserin in einem Dorf der Tutunakú in Mexiko mit. Mit dem Entstehen und Wachstum einer christlichen Gemeinde gingen Alkoholsucht und die damit verbundenen Schlägereien, aber auch Misstrauen und Furcht im Dorf zurück, und es machte sich eine neue Hoffnung und Arbeitsfreude als Grundstimmung breit. Die Dorfbewohner führten dies selbst auf den Eintritt des Evangeliums in ihr Dorf zurück.

59 Die Pionierin auf diesem Gebiet war die Anthropologin Margaret Mead. Sie nahm nach Bischof-Köhler aufgrund ihrer Erforschung dreier Südseevölker zunächst (1935) eine völlige Zufälligkeit und entsprechende Veränderbarkeit der kulturellen Rollenzuteilungen an (Bischof-Köhler 2004, 167).

60 Auch M. Mead korrigierte ihre Aussagen diesbezüglich später (1949) und betonte, dass man mit biologisch bedingten Geschlechterunterschieden rechnen müsse (Mead 1992, 23; Bischof-Köhler 2004, 170).

61 Dies sind Ergebnisse einer Aufarbeitung des Materials der Human Relations Area Files durch R. D’Andrade (1967), erwähnt in Bischof-Köhler 2004, 165–166. Eine aus Untersuchungsergebnissen mehrerer Forscher zusammengestellte Tabelle von als typisch männlich bzw. weiblich bezeichneten Tätigkeiten findet sich bei Bischof-Köhler (2004, 165).

62 So werden in manchen Kulturen Frauen für zu schwach gehalten, um Arbeiten außerhalb des Hauses auszuführen, in anderen werden sie für geeignet gehalten, schwere Lasten zu tragen, da ihre Köpfe stärker seien als die der Männer (Mead 1992, 10–11.152). In manchen Kulturen, so auch im Stamm der Tutunakú in Mexiko, mit dem die Verfasserin vertraut ist, haben Frauen Funktionen, die – wie etwa Wasserholen und Brennholztragen – mehr körperliche Kraft erfordern als die sogenannten typisch männlichen Tätigkeiten.

63 Zum Beispiel beschreibt Bischof-Köhler hierzu eine Studie von Barry et al. über geschlechtsspezifische Erziehungsziele in 110 Kulturen, bei denen für Mädchen das Gewicht auf Fürsorglichkeit und Verantwortlichkeit lag, bei Jungen auf Leistung und Selbstvertrauen.

64 S. Goldberg führt als Beispiel den Status von Ärzten in der ehemaligen Sowjetunion im Vergleich zu den USA an: In der ehemaligen Sowjetunion wurde der Arztberuf mehrheitlich von Frauen ausgeübt, sein Prestige in der Gesellschaft war eher niedrig. In den USA gibt es überwiegend männliche Ärzte und das Prestige des Berufes ist sehr hoch (Goldberg 1977, 45).

65 Hier sind vor allem die vom Islam geprägten Kulturen zu nennen (Deaver 1980, 31). Ein extremes kontemporäres Beispiel hierfür ist Saudi-Arabien, wo die Arbeitsteilung und die Trennung der Lebens- und Verantwortungsbereiche zwischen den Geschlechtern nahezu vollständig ist, die Rollenvorschriften für Verhalten und Kleidung detailliert und äußerst streng und der Autoritätsabstand zwischen Mann und Frau so groß ist, dass die Frau keine eigenen Entscheidungsspielräume hat, in allem vom Mann abhängig und seiner Willkür ausgeliefert ist. Eine Frau, die sich nicht völlig einfügt, riskiert ihren Lebensunterhalt oder gar ihr Leben (Deaver 1980, 19–41).

66 Dies trifft vor allem auf die westlichen Kulturen zu, wobei eine besonders geringe Aufteilung und Machtdistanz zwischen den Geschlechtern in den skandinavischen Ländern zu finden ist (Hofstede et al. 1998, 81).

67 Dieses kommt in den Beschreibungen der Anthropologen zum Ausdruck, die sich mit der Rolle der Frau in verschiedenen Kulturen befassen, zum Beispiel M. Mead (1992), E. Bourguignon (1980) M. Rosaldo und L. Lamphere (1974).

68 Hiestand führt die Assymmetrie des Geschlechterverhältnisses letztlich auf die Ungleichheit der körperlichen Kraft zurückführt (2017, 101–118).

69 Die Überlappungsbereiche sind so groß, dass die Variationsbreite zwischen Vertretern desselben Geschlechts größer ist als zwischen Männern und Frauen im Durchschnitt (Rosaldo und Lamphere 1974, 6; Van Leeuwen 2007, 180 und 197–198).

70 Beim weiblichen Fötus ist es das weitgehende Fehlen von Testosteron, das die Entwicklung von weiblichen Geschlechtsmerkmalen mit den entsprechenden Verhaltensneigungen einleitet.

71 Wie Jungen verhalten sich diesbezüglich auch Mädchen mit dem sogenannten AGS-Syndrom, bei denen aufgrund eines genetischen Defektes von der Nebennierenrinde fortlaufend Androgene produziert werden, die in der vorgeburtlichen Phase eine Vermännlichung bewirken.

72 Wissenschaftler betonen an dieser Stelle immer wieder, dass die Überlappung zwischen beiden Geschlechtern bei diesen Merkmalen sehr groß, ja fast vollständig ist (Leeuwen 2007, 185).

73 Siehe dazu auch die Ausführungen von Felker Jones, die betont, dass wir als gefallene Geschöpfe beides nicht mehr exakt auseinanderhalten können (2017, 21–30).

74 Ein besonderes Problem für solche Frauen stellt die Kinderlosigkeit dar oder auch die ausschließliche Geburt von Töchtern, die von ihren Vätern bei der Aufzählung ihrer Kinder gar nicht mitgezählt werden (Denich 1974, 250–252).

75 So muss die Frau bei dem griechischen Hirtenvolk der Sarakatsani stets einige Schritte hinter ihrem Mann hergehen und alle Lasten tragen, die transportiert werden müssen. Ist ein Esel verfügbar, so reitet der Mann und die Frau geht hinterher. Für die Verletzung solcher Regeln der Unterordnung muss sie mit körperlicher Bestrafung rechnen (Denich 1974, 252–253).

76 So beschreibt N. Tanner es zum Beispiel von den Minangkabau, einer ethnischen Gruppe auf Sumatra (Tanner 1974, 144–145).

77 Eine genaue Auflistung aller Wohnweisen mit ihrer prozentualen Verteilung weltweit findet sich bei J. Llobera (2003, 49).

78 Als Beispiele für diese Beschreibung können die Eskimos in Alaska (Ager 1980, 305–318) und die nomadische Gruppe der !Kung in Südwestafrika dienen (Llobera 2003, 119–120).

79 Viele indigene Völker in Lateinamerika sind Pflanzerkulturen.

80 Die Anthropologin J. Bamberger gibt eine interessante Zusammenstellung der Mythen von mehreren indigenen Völkern Brasiliens, die alle diesem Muster folgen (Bamberger 1974, 269–280).

81 In den letzten Jahren wird in der Forschung zunehmend auch der Einfluss von verschiedenen Religionen auf das Männerbild und das männliche Selbstverständnis in den Blick genommen. Siehe dazu z. B. Gerster und Krüggeler (2018).

82 Die jüdische Forscherin Tal Ilan führt in ihrer Dissertation zu diesem Thema zahlreiche, zum Teil erschreckende Beispiele aus der rabbinischen Literatur an (Ilan 1995).

83 Über die praktische Umsetzung der islamischen Weltsicht in unterschiedlichen Kulturen gibt es zahlreiche Beschreibungen in der anthropologischen Literatur, auf die im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden kann.

84 So beschreiben R. Tucker und W. Liefeld in ihrer Kirchen- und Missionsgeschichte der Frau Daughters of the Church, wie in Indien die Auswirkungen des Christentums auf die Stellung der Frau auch antichristlich eingestellten Einheimischen Respekt vor dem christlichen Glauben einflößte (Tucker und Liefeld 1987, 330–331).

85 Tucker und Liefeld zitieren dazu die Aussage der Moderatorin einer Frauenkonferenz in einem Land des Globalen Südens einer westlichen Besucherin gegenüber: „Was wir auf gar keinen Fall wollen, ist, Bürger zweiter Klasse zu werden, so wie ihr es in der Kirche geworden seid“ (Tucker und Liefeld 1987, 333).

86 Individualistische Gesellschaften sind die westeuropäischen, nordamerikanischen sowie Neuseeland und Australien. Kollektivistisch sind alle Stammesgesellschaften, die orientalischen Gesellschaften, fast alle Völker Afrikas, Lateinamerikas und Asiens, inklusive Japans (Hofstede 1997, 54).

87 Grundlagenarbeit leistete diesbezüglich der Anthropologe J. G. Peristiany, der die Ergebnisse von mehreren Studien in Südspanien, Griechenland, Zypern, Ägypten und Algerien in den 1950er Jahren in dem „Klassiker“ Honor and Shame: The Values of Mediterranean Society zusammengestellt hat (Peristiany 1965a).

88 Das Charakteristikum lässt sich auch gut in den lateinamerikanischen Gesellschaften beobachten, was durch den Einfluss der Eroberer von der Iberischen Halbinsel nicht verwunderlich ist.

89 Zitiert in Honor and Emotion (Rodriguez 1999, 2).

90 Diese Vorrangstellung wird häufig mit der Analogie des Hauptes beschrieben (Pitt-Rivers 1965, 25).

91 P. Bourdieu betont, dass der Ehrenethos einer universalen Moral, die eine Gleichheit der Würde aller Menschen und damit die Gleichheit ihrer Rechte und Pflichten fordert, fundamental entgegengesetzt ist (Bourdieu 1965, 228).

92 Pitt-Rivers erklärt dazu: „Der Gedanke, dass die Ehre der Gruppe auf ihrem Haupt ruht, war grundlegend für die Entstehung der Aristokratie und stellte die Eidestreue des Knechtes gegenüber seinem Herrn sicher. Der Untergebene in einer solchen Beziehung hatte Anteil an der Ehre seines Herrn und war deshalb an ihrer Verteidigung interessiert“ (Pitt-Rivers 1965, 36).

93 Dies geschieht vor allem durch dezente Kleidung, die Erhaltung der Jungfräulichkeit vor der Ehe, Treue in der Ehe und die Unterordnung unter die männlichen Autoritätspersonen in der Familie (Rodriguez 1999, 7).

94 Hier sind die „Ehrenmorde“ einzuordnen, die vor allem aus der ländlichen Türkei bekannt wurden und auch in türkischen Subkulturen in Deutschland an Frauen vorkommen, die sich nicht gemäß dem türkisch-islamischen Ehrenkodex verhalten. Von solchen Fällen berichten die Medien in Deutschland immer wieder, so im Zeitraum der Niederschrift dieser Arbeit am 26.2.2005 in der Nachrichtensendung „heute journal“ (ZDF).

95 Eine interessante und zugleich bedrückende Auseinandersetzung mit der Rolle, die Scham im Geschlechterverhältnis auch im christlichen Diskurs spielt, stellt die Monografie von Clough (2017) dar.

96 Ein Beispiel für eine Kultur, bei der alle Faktoren zusammentreffen, ist die der Kabylen in Algerien, die Pierre Bourdieu beschreibt. Hier wird die Frau als belastet mit schädlichen und unreinen Kräften angesehen, als „verdreht“, vulnerabel und ungeschützt. Ihr Lebensbereich ist ganz auf den häuslichen Raum beschränkt, und ihre Ehre hat nur Bedeutung als Garant der Familienehre ihres Mannes, die sie um keinen Preis beschädigen darf. Ihrem Mann ist sie absoluten Gehorsam schuldig und durch das Gebot des Stillschweigens über Familienangelegenheiten anderen gegenüber ist sie im Kontakt nach außen eingeschränkt (Bourdieu 1965, 193–232).

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