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Kapitel 6

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Unverhofft kommt oft

Bodo Baron, der renommierte Promofigaro Münchens, war wieder konkurrenzlos glücklich. Bis vor kurzem waren viele seiner ehemaligen Kunden zu Sascha Sand übergelaufen. Saschas “Ich mach alles alleine und bleibe fair-Konzept”, hatte qualitativ und preislich viele Kunden überzeugt.

Erschöpft, aber wohlig entspannt, überließ sich Judith den weichen kreisenden Bewegungen Bodos auf ihrer Kopfhaut. "Isses so recht, du ?"

Die unverhoffte Anschaffung eines dunkelblauen italienischen Ferragamo-kostüms, das sie jetzt trug, hatte sie dazu bewogen, auch einen Friseur aufzusuchen, der sich unweit ihres ersten Homesitting Jobs im Glockenbachviertel befand.

“Der Mondstand ist heute ungeeignet für einen Schnitt. Aber deine Naturlocken werden das ausgleichen. Ich schneid´dir ne kinnlange Fasson, mit der du mindestens 3 Monate ohne Friseur auskommst. Da geht dann aber ein halber Meter weg.”

“ Macht nichts. Ich bin die Wolle schon lange leid.”

Ungerührt sah Judith zehn Minuten später ihre dunkelblonden Locken auf dem weißen Kachelboden liegen. Gekonnt tänzelte Bodo im existenzialistischen Künstlerlook – schwarzer Kaschmirrollkragenpulli, knappsitzende Lederhose und gepflegte Dauerglatze - um sie herum. Nach dem Föhnen schnippelte er noch hier und da und hielt am Ende den Spiegel hinter ihren Kopf.

“Tschaui, du, s´dauert grad noch 5 Minuten, Maxi, okaychen?”

Erst auf den zweiten Blick erkannte Gernleitner die Schwäbin von der Home-sitting GmbH wieder. Donnerwetter – bei dieser Ökonudel hatte sich was getan.

“Frau Schätzle, so eine Überraschung. Ich hätt Sie beinah nicht erkannt!”

Einen Blick auf seine Post, die er noch in der Hand hielt, brachte ihn auf eine Idee.

“Sie können doch Italienisch – wenn Sie mir helfen, einen Brief zu übersetzen, lad´ ich Sie zum Essen ein.”

Kurz darauf saßen sie im Freiluftbereich des Café Interview am Gärtnerplatz. Schmalhüftige Kellner servierten ihnen im eleganten Hüftschwung die hervorragenden Pastaportionen. Judith genoss die Aussicht auf den quirlig runden Platz, der auf der gegenüberliegenden Seite durch das Gärtnerplatztheater gekrönt wurde.

“Der Zusammenhang ist folgender. Sie wissen doch, mein Geschäft “All about Adam”, das läuft sehr gut und seit einiger Zeit ist die italienische Firma Bonzi daran interessiert, mit mir ein Joint Venture einzugehen. Deswegen fahr ich demnächst nach Mailand. Vorher wollt ich denen noch in gepflegtem Italienisch antworten.”

Judith überflog die in geschraubtem Italienisch verfasste Einladung der Firma Bonzi.

Maximilian Gernleitner war für einige Tage zu einem Event nach Mailand eingeladen – Treffpunkt war das beste Hotel am Platz mit anschließender Modenschau in geschlossener Gesellschaft. Er sollte bis Mitte Mai brieflich zusagen. Gernleitner war entschlossen hinzugehen. München stresste ihn derzeit, vor allem die ständigen Anrufe seiner gallespeienden Schwester Barbara. Sie verlangte doch glatt, er solle 50 Prozent seines Erbes an sie abtreten. Da war Mailand eine willkommene Abwechslung.

“ Was macht denn Ihre Wohnungssuche? Haben Sie was Schickes gefunden?”

“Leider nicht! Ich wohn´ gerade in einer entsetzlichen WG. Der Typ ist das reinste Dritte- Welt- Projekt, im wörtlichen und übertragenen Sinne. Marianne, seine Frau, merkt nicht einmal, inwieweit sie energetisch von dem und ihrem Sohn ausgelaugt wird.”

“Frau Schätzle, ich biete Ihnen eine vorübergehende Alternative:

Während meines Mailandaufenthaltes könnten Sie wieder über die Bavaria Homesitting GmbH bei mir wohnen. Ich weiß auch nicht, warum ich immer solche genialen Einfälle habe.”

Das Paradies hat einen Namen

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