Читать книгу Hitze, Matsch und Hirsekloß - Hanna Pusch - Страница 12
3. Es geht los!
ОглавлениеSo kam es also, dass meine Familie und ich die letzten Monate damit verbrachten, unsere Reise nach Kamerun vorzubereiten. Ich hätte nie gedacht, dass man dafür so viel organisieren muss. Als erstes beantragte Mama einige Tage Schulbefreiung für Leonie und mich. Sie und Papa waren nämlich der Ansicht, dass zwei Wochen Weihnachtsferien viel zu kurz für eine Kamerunreise sind. Als nächstes mussten wir unsere Flüge buchen. Dann bekamen wir verschiedene Impfungen gegen Krankheiten, von denen wir bisher noch nie gehört hatten. Außerdem mussten wir bei der Kameruner Botschaft Visa für uns beantragen. Das ist die Erlaubnis, die wir brauchen, um in Kamerun einreisen zu dürfen.
Gestern Morgen war es dann endlich so weit: Um 5 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Ich war ganz schön müde, denn vor lauter Aufregung hatte ich nachts kaum geschlafen. Da es keine direkten Flüge von Deutschland nach Maroua gibt, mussten wir zuerst einmal in die Hauptstadt Jaunde, nach Südkamerun, fliegen. Als wir abends dort ankamen, holten uns Freunde von Kerstin und Thomas ab. Bei ihnen konnten wir übernachten und heute Morgen haben sie uns wieder zum Flughafen gebracht, damit wir weiter nach Nordkamerun fliegen können.
Ich war überrascht, als wir die stickige Wartehalle betraten. Es waren fast nur Afrikaner, die mit uns zusammen nach Maroua reisen wollten. Dunkle Frauen mit weiten, bunten Gewändern fächelten sich mit ihren Flugtickets frische Luft zu. Männer in hellen Anzügen, auf denen Stickereien glänzten, unterhielten sich. Manche von ihnen schienen sich zu kennen und grüßten sich laut über die Köpfe der anderen hinweg. Immer wieder klingelte irgendwo ein Handy. Laut riefen die Besitzer hinein und manche von ihnen fuchtelten dabei wild mit den Händen. Dazwischen standen ein paar Kinder. Einige der Mädchen trugen Kopftücher, bei anderen konnte man kunstvoll geflochtene schwarze Haare sehen. Ein Junge, der einen Kopf größer als ich war, trug einen dunklen Anzug mit Jackett und blank polierten schwarzen Schuhen. Immer wieder musste ich ihn anschauen. Seine Haut war so dunkel!
Zusammen mit diesen vielen fremden Menschen bestiegen wir das Flugzeug, in dem wir jetzt gerade sitzen und das uns nach Maroua bringen soll. So ganz wohl fühle ich mich in ihrer Gegenwart nicht. Sie sind so anders als wir. Und weil sie Französisch sprechen, kann ich sie auch nicht verstehen. Das macht mir ein bisschen Angst.
Plötzlich werde ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt. Aus dem kleinen Lautsprecher über mir ertönt eine Durchsage. Wieder verstehe ich kein Wort. Doch kurz darauf kommt ein Afrikaner in blauer Uniform und kontrolliert mit strengem Blick, ob wir alle angeschnallt sind. Das heißt wohl, dass wir demnächst landen!
„Na, dann haben wir es ja bald geschafft“, seufzt Mama erleichtert.
Im selben Augenblick knufft Leonie mich in die Seite: „Da ist er!“, ruft sie aufgeregt. „Schau nur Ole, da ist der Flughafen!“
Tatsächlich! In weiter Entfernung kann ich die schmale Landebahn erkennen und dahinter ein kleines Gebäude mit einem Turm. „Wow! Wir sind da!“, juble ich. Allerdings wundere ich mich gleich darauf. Weit und breit um den Flughafen herum gibt es nur Gestrüpp und Sand. Müsste hier nicht Maroua sein? Nun ja, irgendwo wird sich die Stadt schon befinden. Das Flugzeug dreht eine große Schleife und setzt zur Landung an.
Ich bin so aufgeregt! Am liebsten würde ich aufspringen und meinen Rucksack aus dem Handgepäckfach holen. Aber das kleine Licht über meinem Sitz erinnert mich daran, dass ich angeschnallt bleiben muss. Mit einem Ruck setzen die Räder des Flugzeugs auf der Landebahn auf. Mein ganzer Körper kribbelt vor Spannung und in meinem Kopf wirbeln die Gedanken wild durcheinander. Unser Afrika-Urlaub beginnt! Ich kann es kaum noch erwarten, hier raus zu kommen.