Читать книгу Mit all meinen Narben - Hanna Wagner - Страница 8

*** Mary-Ann ***

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Penny erwartete sie bereits in dem süßen Bistro direkt gegenüber dem Bürogebäude. O nein. Wirkte ihre Freundin genauso missmutig wie Mike? Allein ihre Haltung sprach Bände. Wer würde mit hängenden Schultern auf seinen Teller starren, wenn alles in Ordnung wäre?

»Du ziehst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.« Mary-Ann hängte Jacke und Tasche über die Stuhllehne und nahm auf einem Stuhl Penny gegenüber Platz. »Was ist los?«

»Ich bin frustriert.«

»Oh, oh. Kein wunderbarer Abend mit Jason, dem heißen Biker-Jungen, gestern?«

»Nope. Fehlanzeige. Tut mir leid, meine Hübsche.« Penny legte ihre Gabel aus der Hand und lehnte sich zurück. »Du machst aber auch nicht gerade den Eindruck, als hättest du einen Preis für gute Laune verdient. Stress?«

»Nennen wir es ›negative Schwingungen‹. Ich hatte gehofft, ihnen wenigstens für die Pause zu entkommen und zack, sitze ich im nächsten Strudel.«

»Warum?«

»Mike. Schätze er hat Stress mit seiner Frau.«

»Freundin. Sie sind nicht verheiratet. Wie kommst du darauf, dass sie Probleme haben?«

»Ich kam dazu, als er telefoniert hat. Klang, als würden sie getrennte Wege gehen. Er hat vor Wut sein Handy zerschmettert. Das hättest du bis zu deinem Empfangstisch scheppern hören müssen. Die ganze Abteilung hat uns angestarrt.«

»Was? Deshalb Katys Anrufe. Ich konnte nicht rangehen. Heute war die Hölle los.«

»Du kennst sie?«

»Flüchtig. Aus dem Fitnesskurs. Sie hat immer von Mike geschwärmt. Komisch, ich dachte, es würde gut bei den beiden laufen.«

»Und wo drückt bei dir der Schuh?«, fragte Mary-Ann, um das Gespräch von Mike abzulenken.

»Links, rechts, wo soll ich da anfangen?«, stöhnte Penny.

»Bei deinem Date mit Jason gestern Abend?«

»Hör auf. Erfolgsfaktor gleich null.« Penny rollte mit den Augen.

»Doch so schlimm.«

»Wir waren essen und tanzen. Ich habe mich richtig ins Zeug gelegt. Ein höherer Flirtfaktor ging nicht mehr.«

»Nichts gelaufen?«

»Abschiedsküsschen auf die Wange vor meiner Haustür. Ende.« Penny atmete stöhnend aus und verzog den Mund.

»Ihr werdet euch nicht wieder treffen?«

»Doch, schon am Wochenende.« Pennys Blick ging ins Leere.

»Also lässt er dich zappeln.« Mary-Ann grinste.

»Meine Signale waren eindeutig. Rote Leuchtreklame mit der Aufschrift ›Try me‹ über meinem Kopf. Verstehst du? Aber er ist nicht darauf angesprungen.«

»Tut mir leid, dass ich lache, Penny. Er testet. Garantiert. Kandidat Jason, Sie haben die Wahl: Tor Nummer eins: der One-Night-Stand oder Nummer zwei: eine heiße Affäre. Vielleicht entscheiden Sie sich aber auch für Tor Nummer drei: die Frau fürs Leben.«

»Und was heißt das?«

»Zumindest scheint Tor Nummer eins abgewählt zu sein.«

»Und wenn er die anderen beiden auch nicht nimmt, kriege ich dann den Zonk als Trostpreis?«

»Der hat seine Wahl längst getroffen. Ihr würdet kaum wieder ausgehen, wenn er kein Interesse hätte.« Sie sah, wie es hinter der Stirn ihrer Freundin brodelte.

Obwohl Mary-Ann und Mike konzentriert an den Zahlen arbeiteten und Stück für Stück die Akten wälzten, nahm der Berg an Aufgaben kaum ab. Frustrierend. Immerhin hatten sie die Buchungen fertig und den letzten versteckten Differenzen den Gar ausgemacht. Ein Punkt weniger auf der Liste, zum Glück, bei der miesen Stimmung, die Mike verbreitete. Was für eine Katastrophe. Gleich Feierabend und kein Ende in Sicht. Stattdessen rückte die Deadline für das erste Quartal näher. Überstunden zu schieben war ihre einzige Chance, den durch ihr PC-Problem verlorenen Nachmittag wieder aufzuholen. Bald darauf ging nichts mehr, ihre Konzentration war dahin.

Mary-Anns Augen brannten. Die Zeichen auf ihrem Monitor verschwammen, sie kniff die Lider zusammen und wischte sich die Tränenflüssigkeit aus den Augenwinkeln. »Was meinst du? Schluss für heute? Da tanzen schon grüne Männchen über meinen Bildschirm.« Sie streckte ihre müden Beine aus.

»Geh ruhig. Ich bleibe und mache das hier fertig.«

Bloß nicht dran rühren und wieder in ein Fettnäpfchen treten oder Salz in die frische Wunde streuen. Dennoch wüsste sie zu gern, was genau der Grund für Mikes Beziehungsstress war. Sich noch länger hier im Büro aufzuhalten, kam aber nicht infrage, denn im Central Park wartete eine Verabredung zum Kaffee auf sie.

Draußen war es dunkel, und am Himmel zeichneten sich dicke, graue Wolken ab. Wieder kein Schnee in Sicht, bei Temperaturen knapp über null. Zu Hause war bestimmt schon alles weiß. Just in time traf sie am Kaffeestand ein. Der Hockeycoach war noch nicht da. Unruhig guckte sie auf die Uhr, tippte mit dem Fuß, atmete tief durch. Trotz ihrer warmen Jacke fröstelte sie und zog ihre Strickhandschuhe über.

»Sorry. Ich bin zu spät, ich wurde aufgehalten.« Begrüßte er sie atemlos wenige Minuten darauf und strahlte sie mit seinen eisblauen Augen an.

»Kein Problem.«

»War ein harter Tag heute im Büro.« Entschuldigend hob er die Hände.

»Dito.«

»Dann ist ein Kaffee jetzt genau das Richtige. Was darf’s denn sein?«

»Schwarz, bitte.«

»So mag ich ihn auch am liebsten. Bin gleich zurück.«

In Sachen Kaffee auf derselben Wellenlänge zu sein, war ein Anfang.

Kurze Zeit später stand er mit den Getränken wieder neben ihr.

»Vielen Dank.« Genüsslich roch sie an dem Becher, den er ihr anbot.

»Wie ich sehe, hat Ihr Mantel die gestrige Dusche nicht überstanden?«

»Oh, machen Sie mir keine Angst. Er ist in der Reinigung. Die kriegen den wieder hin, hoffentlich.« Sie seufzte.

»Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin William Dorn. Meine Freunde sagen Will zu mir.«

»Freut mich, Will. Mary-Ann Mayfair.« Sie reichte ihm die Hand.

»Die Freude ist ganz meinerseits. Was meinst du, wollen wir hierbleiben oder lieber ein Stückchen spazieren?«

»Bewegung ist gut. Ich habe heute lange genug gesessen.«

Er nickte verstehend, woraufhin er mit dem Arm nach rechts wies, wo einer der Wege in den Park führte. »Bist du oft hier?«, fragte er, nachdem sie die ersten Schritte schweigend nebeneinander hergelaufen waren.

»Immer, wenn ich den Kopf freibekommen möchte. Ich kenne keinen schöneren Ort dafür.«

»Da stimmen dir sicher die meisten New Yorker zu.« Er trank einen Schluck von seinem Kaffee.

»Du arbeitest in einem Büro? Ist das Hockey ein Hobby?«

»Ja, genau. Trainer bin ich momentan ehrenamtlich.«

Mary-Ann musterte ihn aus den Augenwinkeln. Ein Kerl wie ein Schrank, dem sie mit ihren Absätzen geradeso bis zur Brust reichte. Dennoch verliehen ihm Mantel, Schal und Lederschuhe Eleganz. Ob sich unter seinen Klamotten ein Adoniskörper versteckte, so wie es den Anschein machte? Hoffentlich durchschaute er nicht, worüber sie nachdachte. Das war schon das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit, dass ihre Hormone Purzelbäume schlugen. Um sich selbst von ihren Gedanken abzulenken, fragte sie: »Und was machst du beruflich?«

»Nichts Spektakuläres. Ich bin Netzwerkadministrator. Und du?«

»Finanzanalystin bei einem IT-Konzern.« Nach einem Schluck aus ihrem Becher wandte sie sich ihm zu. »Also Job und ein zeitintensives Hobby. Ist es schwierig, Alltag und Sport unter einen Hut zu bekommen?«

»Ach, passt schon. Ich brauche Eishockey. Wahrscheinlich wäre ich sonst über hundert Kilo schwer. Neben einer ausgeprägten Koffeinsucht habe ich nämlich auch ein Faible für gutes Essen und Süßes«, fügte er lachend hinzu.

»Nachvollziehbar. Seit ich hier lebe, esse ich viel zu oft Fast Food.« Sie winkte ab.

»Treibst du Sport?«

»Ich und Sport?« Das war echt der Witz des Jahrhunderts. »No way. Zwei linke Füße, falls du verstehst. Ich mache nur ausgedehnte Spaziergänge. Da ist das Risiko, mich zu verletzen, relativ gering.« Belustigt wegen ihrer eigenen Ungeschicktheit bei sportlichen Aktivitäten grinste sie ihr Gegenüber breit an.

»Schlechte Erfahrungen?« In seinen Augen lag ein Ausdruck von Überraschung und Neugier.

»Oh, ja, das kannst du laut sagen. Ich befürchte, ich bin der unsportlichste Mensch der Welt oder zumindest der verletzungsanfälligste.«

»Glaube ich dir nicht.« Er zog prüfend eine Augenbraue hoch.

»Nein? Beim Bockspringen in der Schule habe ich mir den kleinen Finger gebrochen, beim Versuch, einen Handstand zu machen, den rechten Knöchel. Während des Crosslaufs habe ich mir einen Bänderriss zugezogen, mir beim Trampolinspringen die Schulter ausgekugelt, und beim Schwimmen habe ich mir einen Zeh gebrochen. Und das war lange nicht alles.« Amüsiert über sich selbst schüttelte sie den Kopf.

»Warte! Du hast dir beim Handstand einen Knöchel gebrochen? Wie macht man das denn?«

Sie prustete los. »Dein Blick. Genauso entsetzt wie der des Arztes im Krankenhaus, als ich ihm den Unfallhergang schilderte.«

William stimmte in ihr Lachen ein.

»Glaub mir, Will, ich sollte mich von allen sportlichen Dingen fernhalten.«

»Scheint ganz so. Zuschauen darfst du aber. Oder nein, vielleicht doch lieber nicht. Möglicherweise wirst du ja von einem herumfliegenden Sportgerät getroffen.«

Mary-Ann griff in ihre Handtasche, um den Puck herauszuholen. »Meinst du so etwas hier?«, fragte sie und hielt ihm die Gummischeibe direkt unter die Nase.

Er nickte. »Tut mir leid. Ich hatte nicht vor, dich zu erschrecken. Normalerweise sind Netze und Plexiglasscheiben um die Eisfläche. Fehlschüsse fliegen einem Zuschauer in der Halle nicht gleich an den Kopf, wobei das durchaus vorkommt.« Mit einer Hand fuhr er sich über das kurze, blonde Haar.

»Schon gut. Ist doch nichts passiert.« Sie zuckte mit den Schultern. Während sie weiterspazierten, unterhielten sie sich nett über ihre Arbeit und darüber, dass Mary-Ann erst einen winzigen Bruchteil der Stadt kennengelernt hatte, vor allem die touristischen Highlights, die wohl jeder Neuankömmling oder Besucher zuerst ansteuerte. Schließlich trank sie ihren Becher aus. William leerte ebenfalls seinen Kaffee und prüfte auf seinem Handy die Uhrzeit. »Musst du los?«, fragte Mary-Ann ihn.

»Ja, Termin mit der Vereinsleitung.«

»Kein Problem. Vielen Dank für den leckeren Kaffee und die angenehme Unterhaltung.« Bedauerlich, dass ihr Treffen schon wieder zu Ende ging. Inzwischen hatten sie wieder ihren ursprünglichen Treffpunkt erreicht. Noch immer wimmelte es in der Parkanlage von Joggern, Spaziergängern und Hundebesitzern, die ihre Vierbeiner Gassi führten.

»Gerne. Es war mir ein Vergnügen, wenngleich ein zu kurzes.«

Sympathischer Typ. Und diese Augen: der helle Wahnsinn. Stille breitete sich zwischen ihnen aus. War sie ein Zeichen von Unsicherheit? Sie räusperte sich, wollte sich schon verabschieden, als er zu ihrer Überraschung fragte: »Hast du am Wochenende etwas vor?«

»Bis jetzt nicht.«

»Komm doch zum Spiel. Samstag in der Arena. Ist für einen guten Zweck, gegen die Seniorenmannschaft der Rangers.«

Beim Gedanken an tausende grölende Fans, die durch den Einfluss von zu viel Bier und Adrenalin unter Einschränkungen ihrer körperlichen Koordinationsfähigkeit litten, krampfte unwillkürlich ihr Magen. Es war nur schwer vorhersagbar, ob sie der Enge, dem Lärm und den vielen Gerüchen gewachsen war, oder ob ihre Phobie zuschlagen würde. Sollte sie es riskieren, eine neue Erfahrung zu machen, sich ihrer Angst stellen? Und zählte das als Verabredung oder eher als Veranstaltungstipp? Letzteres wäre ihr im Moment eindeutig lieber gewesen. Sie zögerte, ihm zu antworten, rang sich dann aber, nicht ohne ein flaues Gefühl im Bauch, ein ›Okay‹ ab.

»Wo muss ich hinkommen?«

»Moment, ich schreibe es dir auf.« Er zog einen Kugelschreiber aus seiner Manteltasche und kritzelte etwas auf die Rückseite einer Visitenkarte. Dann reichte er sie ihr. »Du erkennst mich an der Rückennummer 91.«

»Mal etwas anderes als Fernsehen.«

»Vielleicht könnten wir nach dem Spiel etwas essen gehen?«

Ihre Knie wurden weich. Das war doch vollkommen verrückt. Definitiv war das kein Veranstaltungstipp mehr, sondern die Frage nach einem Date. Eine, mit der sie nicht gerechnet hatte und die sie im Nu in eine Schockstarre versetzte. Ja, zugegeben, eben hatte sie gehofft, seine Augen einen Moment länger bewundern zu können. Er sah ja auch verdammt gut aus. Ihr Innerstes sträubte sich, zuzusagen. Andererseits: Wie sollte sie in dieser riesigen Stadt Kontakte aufbauen, wenn sie, wie Mike es so schonungslos formuliert hatte, jeden auf eine eisige Art abprallen ließ. Es musste doch auch gar nichts zu bedeuten haben, wenn man miteinander nett essen ging. Oder? Ihre Wangen glühten. Zum Glück war die Dämmerung der Dunkelheit eines kalten Dezemberabends gewichen, und der Weg wurde lediglich von ein paar wenigen Laternen beleuchtet. So bemerkte Will es wahrscheinlich nicht.

»Schön.« Sie zwang sich, ihre Aufregung hinter einem Lächeln zu verbergen.

»Dann nach dem Spiel am Eingang eins.« Er hob eine Hand zum Abschied.

»Ich werde da sein.« Kaum war er in der Dunkelheit verschwunden, drehte Mary-Ann sich um. Doch anstatt happy über die Einladung des Hockeytrainers in ihre Wohnung zurückzuschweben, waren ihre Beine schwer. Noch immer haderte sie mit dieser Entscheidung. Pro und Contra lieferten sich in ihrem Kopf eine schwere Schlacht. Ein Sieger zeichnete sich noch nicht ab.

Zu Hause angekommen, zog sie die Visitenkarte aus ihrer Jackentasche, um sie zu betrachten. Neben der Uhrzeit und der Adresse des Eisstadions hatte er einige Zahlen auf die Karte geschrieben. Dieser attraktive, charmante Kerl hatte ihr tatsächlich seine Telefonnummer auf dieses Stück Papier gekritzelt. Erhoffte er sich, dass sie ihn anrief? Fand er sie vielleicht nett? Schnell steckte sie die Karte an ihren Spiegel im Flur. Mit Lippenstift malte sie drei rote Ausrufezeichen dahinter als Erinnerung, und als Zeichen, dass sie jederzeit die Möglichkeit hatte, ihre Meinung zu ändern und die Verabredung abzusagen.

Wann hatte sie ihr letztes Date gehabt? Mit 18? Klar, damals hatte sie Peter auf dem Abschlussball der High School kennengelernt. Vom ersten Moment an hatte seine volle Aufmerksamkeit ihr gegolten, nicht ihrer Freundin Lucy, deren Begleitung er gewesen war. Immer wieder hatte er Mary-Ann zum Tanzen aufgefordert und Lucy unbeachtet stehen gelassen. Definitiv war es Liebe auf den ersten Blick gewesen, und zwar für sie beide. Beim Abschied hatte er sie gefragt, wann er sie wiedersehen durfte. Das Gefühl, das seine Frage in ihr ausgelöst hatte, war unbeschreiblich schön gewesen. Vor lauter Aufregung hatte sie die ganze Nacht kein Auge zugemacht, und ihre Wangen hatten vom Dauergrinsen geschmerzt. Ob sie dieses Kribbeln von den flatternden Schmetterlingen eines Tages wieder spüren dürfte?

Sie plumpste auf ihr Sofa. Oh, Peter. Wie ein Magnet zog sein Foto ihr Augenmerk auf sich und hielt es fest. Die Stimmung brach, überflutete sie wie die Brandung den Sand, mit einem stechenden Schmerz. Da war es wieder, das tiefe Gefühl des Verrats. Es setzte sich hartnäckig auf Mary-Anns Brust, um ihr das Atmen zu erschweren. War es denn schlimm, dass ihr nach vier Jahren ein anderer Mann gefiel? Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, waren es auf einen Schlag sogar zwei.

Bitte, Peter, mach mir kein schlechtes Gewissen.

Versunken in ihre finsteren Gedanken, brach sie ein Stück von einer Tafel Schokolade ab, die auf ihrem hölzernen Couchtisch lag. Sie ließ es auf der Zunge zergehen, wobei sie immer wieder zu Peters Porträt schaute. Tränen stiegen ihr in die Augen. Es fühlte sich an, als hätte sie ihn betrogen, nicht wie ein harmloses Kaffeetrinken. Ein weiteres Stück Schokolade folgte, und schließlich konnte sie nicht aufhören, bis die Packung leer war.

Unter der Dusche ließ sie den Tag Revue passieren: Mikes eigenartiges Verhalten im Büro, die Verabredung mit William, das anstehende Date. Warum hatte sie vorhin nur so vorschnell zugesagt?! Nur, weil er sie mit seinen blauen Augen angeblinzelt hatte. Jetzt hatte sie den Salat. Sicher war sie sich nicht mehr, seit Peter sie so vorwurfsvoll angeschaut hatte. Sollte sie am Wochenende zum Eishockeyspiel gehen oder es lieber vergessen? Das Spiel ansehen und das Essen absagen? Wenn sie nur jemanden fragen könnte. Penny? Barfuß, mit Handtuchturban auf dem Kopf, eingehüllt in ihren pinkfarbenen Bademantel, tappte sie in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Nein, sie brauchte die Nummer ihrer Freundin nicht zu wählen. Tief in ihrem Inneren wusste sie, was diese zu ihren Fragen sagen würde.

Mit all meinen Narben

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