Читать книгу Tante Daffis Haus - Hannah Opitz - Страница 3

Eine widerspänstige Braut

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„Nein! Ich will ihn nicht heiraten! Nicht so früh! Nicht jetzt“, rief sie. Sie war etwa 1,65 groß, hatte lange, hellblonde Haare, azurblaue Augen, einen blassen Teint. Sie trug ihre Haare offen. Ihren Kopf schmückte ein silbernes Diadem, mit blauen Saphiren besetzt, ihr Kleid war aus blauem Tüll und mit prachtvoller, silberner Stickerei verziert.

Sie befanden sich in ihrem Zimmer, sie saß auf ihrem Himmelbett, die vollen, roten Lippen schmollend zusammengepresst. Das Zimmer befand sich oben in einem Turm, mit Aussicht fast über das ganze Land, in dem sie lebte. Bei ihr war ein Mann, er hatte ebenfalls blonde Haare, aber braune Augen und setzte sich nun besänftigend zu ihr.

„Na, nun ist aber gut“, meinte er sanft und legte seinen Arm um sie, „woher kommt denn diese plötzliche Trotzphase? Du konntest es doch sonst auch nicht erwarten, ihn endlich kennenzulernen und zu heiraten!“

„Ja, weil es nun mal das Einzige war, womit ich mich beschäftigt habe. Ihr habt mich gut vorbereitet, um Königin zu werden und meinen künftigen Gemahl zu lieben, auch, wenn ich ihn nicht kenne. Aber ich sage ja auch gar nicht, dass ich das nicht will. Es ist nur so, dass ich in meinem Leben bisher so wenig getan habe. Ich habe so wenig von der Welt gesehen. Und nun soll ich heiraten? Einfach so?“, erwiderte sie und sah ihn wehmütig an.

„Aber mein Kind, du weißt doch, dass der einzige Grund, dass du auf dieser Welt bist, der ist, dass“, weiter kam er nicht.

„Dass der künftige König kein Muttermal hat und es somit an der Zeit ist, die Linien wieder miteinander zu vermischen. Ich weiß“, seufzte sie und ließ sich nach hinten fallen.

„Siehst du. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erfreut deine Mutter und ich damals waren, als wir die Nachricht bekamen, noch ein zweites Kind bekommen zu dürfen. Außerdem ist es noch gut ein Dreivierteljahr, bis du achtzehn bist“, meinte er und lächelte sie liebevoll an.

„Ja, ich weiß. Aber woher soll ich wissen, dass ich glücklich sein werde? Was, wenn wir uns nicht lieben?“, erwiderte sie und sah ihn traurig an.

„Ach, mein Kind, das kommt schon noch“, erwiderte er abwinkend.

„Ja, ich weiß. Spätestens dann, wenn ich ein Kind von ihm erwarte“, sagte sie. Sie schauderte leicht. „Was ja nicht heißt, dass ich auch glücklich werde“, warf sie dann ein, „ich finde das überhaupt unfair – Mutter durfte sich doch auch aussuchen, wen sie heiratet! Ich nicht. Ihr beide habt euch ja vorher schon geliebt, ihr seid glücklich. Aber bedenke doch, was mit Tante Luna passiert ist! Was, wenn er genauso ist? Genauso, wie ihr Mann?“

Ihr Vater überlegte. „Das wäre in der Tat nicht schön. Aber nur, weil er genauso heißt, wie er, muss das ja noch längst nicht heißen, dass er auch genauso ist, wie er“, meinte er langsam.

„Und woher willst du das wissen? Raginald – wer nennt sein Kind denn bitteschön so? Wieso muss das denn überhaupt ausgerechnet so bald sein? Das mit der Heirat? Hätte das nicht noch ein weiteres Jahr warten können?“, fragte sie.

Ihr Vater lachte. „Lena-Jolie, du weißt genau, dass er bald zum König gekrönt wird! Es ist nun einmal so, dass er dann alsbald heiraten muss. Und das geht eben erst, wenn du achtzehn bist“, erklärte er lächelnd.

„Aber hätten wir nicht auch früher heiraten können? Hättet ihr mich vor einem Jahr gefragt, ich wäre Feuer und Flamme gewesen! Aber jetzt… es gibt noch so viel, was ich erleben möchte! Und nun muss ich gleich nach meinem Geburtstag heiraten und ein Kind bekommen. Mir gefällt das ganz und gar nicht! Was, wenn er mich nicht mag?“, sagte sie trotzig.

„Ach, mein Kind“, sagte er lächelnd und nahm sie wieder in den Arm, „du bist das schönste Mädchen im ganzen Land, er wäre dumm, wenn er dich nicht jeder anderen vorziehen würde!“

Sie seufzte. „Sag, Vater, möchtest du mir nicht noch ein wenig von dieser Universität erzählen? Das klang alles so spannend!“, meinte sie. In ihrem Blick lag große Begeisterung und ein gewisser Durst nach Abenteuer.

Ihr Vater lachte. „Nun gut. Also“

„Vater!“, rief jemand und riss die Flügeltüren zu Lena-Jolies Zimmer auf.

„Louise, was gibt es?“, fragte ihr Vater.

Louise war völlig anders gekleidet als ihre Schwester. Sie trug Männerkleider, wenn auch edle, aber eigentlich gehörte es sich für eine Prinzessin nicht, so herumzurennen. Die Hosen waren aus dunkelbraunem Leder, und der Wamst aus blauem Stoff. Sie trug einen dazu passenden Hut, an dem eine Feder steckte. Aber ansonsten war die Ähnlichkeit der beiden Schwestern nicht zu verkennen, sie hätten fast Zwillinge sein können, auch, wenn Lena-Jolie wohl die hübschere der beiden war.

Louise hatte fast schon mannhafte Gesichtszüge und wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, dann war sie auch mannhafter als alle Wölfe im Reich. Sie war die beste Fechterin, die schnellste Reiterin und die beste Strategin.

„Vater, Mutter verlangt nach dir, sie benötigt deinen Rat in einer wichtigen Angelegenheit“, verkündete Louise.

„Ist gut, mein Kind“, meinte er zu ihr, gab Lena-Jolie einen Kuss auf die Stirn, streichelte seiner anderen Tochter im Vorbeigehen über die Wange und schloss dann die Türen hinter sich.

Louises Gesichtszüge lockerten sich und wurden deutlich femininer, als sie ihre Schwester anstrahlte. „Und? Bist du schon aufgeregt, Jolie?“, fragte sie und ließ sich zu ihrer Schwester aufs Bett fallen.

„Ach, ich weiß nicht“, murrte Jolie.

„Na, komm schon! Ich dachte, er wäre dein Traumprinz!“, erwiderte Louise und kniff ihrer Schwester in die Wange.

„Ich weiß nicht. Mutter sagt immer, er würde sehr böse werden, wenn ich nicht gehorche. Was, wenn sie recht hat? Was, wenn er wirklich ein Tyrann ist? Ich habe solche Angst“, flüsterte sie leise.

Ihre Schwester betrachtete sie nachdenklich. „Ja, das verstehe ich“, murmelte sie, „was ein Glück, dass ich niemals heiraten muss!“

Jolie bekam einen Lachanfall. „Doch, das musst du!“, sagte sie nickend.

„Ach, was! Wenn ich erst einmal Königin bin, dann schaffe ich alle diese dummen Regeln ab! Was soll ich denn mit einem Mann? Bisher gab es jedenfalls noch keinen, der es mit mir aufnehmen konnte. Und solange das nicht geschieht, werde ich auch nicht heiraten!“, erklärte Louise freimütig.

„Du bist ja verrückt!“, behauptete ihre Schwester.

„Du bist verrückt!“, erwiderte Louise und streckte ihr die Zunge raus.

Jolie begann zu lachen.

Louise lachte zunächst mit, doch dann wurde sie sehr ernst. „Meine liebste, kleine Schwester“, sagte sie leise, „das ist wohl vorerst das letzte Mal, das wir uns sehen.“

„Was? Wieso denn das?“, fragte Jolie schockiert.

Louise seufzte. „Mutter und Vater halten es für besser, wenn ich ein wenig Unterricht nehme, bevor ich zu regieren beginne. Sie schicken mich zum Altkönig.“

„Zum Altkönig?“, wiederholte Jolie erstaunt.

„Ja“, sagte Louise nickend, „meine Sachen wurden bereits gepackt, als ich noch auf dem Feld war und gegen diese gemeinen Verstoßenen kämpfte. Ich habe es auch erst vorhin erfahren. Mutter berät sich jetzt noch mit Vater darüber, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen hat. Aber ich denke, er findet die Idee fast noch besser als sie.“

Jolie wurde noch blasser, als sie sowieso schon war. Ein Leben ohne ihre Schwester? Das konnte sie sich nicht vorstellen.

Tante Daffis Haus

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