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2 2 A In Besançon

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La citadelle

Ringförmig von den silbriggrünen Wassern des Doubs umflossen, liegt der Kern dieser schönen, ebenso lebendigen wie geschichtsträchtigen Hauptstadt der Franche-Comté gleich einer Perle in glitzernder Fassung. Dort, wo die auf 118 Meter ansteigende Landzunge den Flußkreis durchbricht, erhebt sich die mächtige Zitadelle von Vauban. Ludwig XIV. ließ dieses imposante Fort auf bereits vorhandenen älteren Verteidigungsanlagen durch seinen Festungsbaumeister errichten, nachdem Besançon, das seit 1555 den spanischen Habsburgern unterstand, von den Franzosen erobert und 1678 Frankreich einverleibt worden war. Vorher, seit 1307, ist das alte Bisanz freie Reichsstadt gewesen. 1384 fiel es an das neue Herzogtum Burgund.

Die Ursprünge seiner wechselvollen Geschichte aber reichen viel weiter zurück. Das antike Vesontio war die Hauptstadt der keltischen Sequaner, die Julius Caesar 52 v. Chr. unterwarf. Den heutigen Festungsberg – schon in galloromanischer Zeit von einer Mauer umgeben – krönte eine Akropolis, die wahrscheinlich einen dem Jupiter Capitolinus geweihten Tempel barg. Wenn wir das weitläufige Gelände der Vaubanschen Zitadelle durchstreifen, beeindrucken nicht nur die mächtigen Mauern, Türme und Vorwerke oder der 132 Meter tief in den Fels hineingeschlagene Brunnen. Von der Höhe herab, mit dem weiten Blick über die »grünste von Frankreichs Städten«, die sich mit ihren nunmehr 120.000 Einwohnern längst über die Doubsschleife hinaus erstreckt, ist es, als offenbarte die Zeit selber sich in ihren Schichtungen. Als Zentrum der französischen Uhrenindustrie verfügt Besançon ja auch über eine alte Tradition der Zeitmessung.

Viele Rollen waren der Zitadelle im Laufe der Geschichte zugefallen. Die Kadetten Ludwigs XIV. wurden hier gedrillt. Im 18. und 19. Jahrhundert dienten die Gebäude als Kaserne und Staatsgefängnis, und während des Zweiten Weltkriegs war das heutige Kultur- und Freizeitzentrum Erschießungsstätte der gegen die deutsche Besatzung kämpfenden Patrioten. Neben einem Folklore- und einem Naturkundemuseum dokumentiert das Musée de la Résistance et de la Déportation diesen schlimmen Zeitabschnitt unserer Geschichte.

Die Rue des Fusillés de la Résistance, die Straße der erschossenen Widerstandskämpfer, führt von der Zitadelle direkt hinunter zur cathédrale St-Jean, dem Johannesmünster. Der Grundriß – zwei Apsiden ohne Hauptfassade – verweist möglicherweise auf eine karolingische Vorgängerkirche. Im Inneren der Kathedrale verbinden sich Stilelemente von der Romanik bis zum Barock auf erstaunlich harmonische Weise. Zur Johanneskathedrale gehört auch eine kunstreiche astronomische Uhr aus dem 19. Jahrhundert, die mit ihren 70 Zifferblättern und 30.000 Einzelteilen 122 Daten übermittelt. Zwar nicht so berühmt wie die große Uhr im Straßburger Münster, ist sie doch ein kaum weniger erstaunliches Meisterwerk.

Nur wenige Schritte in Richtung Grande Rue, der 2000 Jahre alten Hauptachse der Stadt, und wir begegnen an der Porte Noire der Römerzeit. Mythologische, allegorische und kriegerische Themen sind die Vorlage für den reichen bildhauerischen Reliefschmuck des wohlproportionierten Triumphbogens, der wahrscheinlich Ende des 2. Jahrhunderts, zur Zeit Marc Aurels, des Philosophen auf dem Imperatorenthron, errichtet wurde.

Eine besondere Stimmung vermittelt neben der Porte Noire der Square Archéologique Castan. Die Anlage hat ihren Namen von dem Archäologen, der hier im vorigen Jahrhundert ein halbkreisförmiges römisches Gebäude ausgrub, das man zunächst als Theaterruine deutete. Heute vermutet man darin die Überreste eines Nymphäums, einer Brunnenanlage, deren beachtliches Ausmaß acht aufrecht stehende korinthische Säulen erahnen lassen.

Wie oft in alten Städten, überschneiden sich auch in Besançon auf engem Raum die Zeiten. Wieder sind es nur wenige Meter, und wir stehen in der Grande Rue Nummer 140 – dort, wo sie sich zur Place Victor Hugo weitet – vor dem Geburtshaus des Dichters der französischen Romantik, der nicht nur durch seinen Roman Notre Dame de Paris, »Der Glöckner von Notre Dame«, sondern auch durch viele andere Werke als Epiker, Lyriker und Dramatiker berühmt und volkstümlich geworden ist.

Damit die Romantik sich aber auch mit der Neuzeit verbindet, liegt gleich schräg gegenüber das Geburtshaus der Brüder Auguste und Louis Lumière, die durch ihre chemisch-phototechnischen Erfindungen und den ersten brauchbaren Kinofilm von 1895 den Weg in unser visuelles Zeitalter gewiesen haben.

Eine Augenweide für Freunde klar gegliederter Renaissance-Architektur ist das Palais Granvelle, ebenfalls an der Grande Rue. Der majestätische Palast, dessen dreistöckige Fassade von toskanischen, ionischen und korinthischen Säulen getragen wird, während ein Säulengang mit abgeflachten Korbbögen den weiten Innenhof schmückt, wurde im 16. Jahrhundert für Nicolas Perrenot erbaut, den Lehnsherrn von Granvelle und Kanzler Kaiser Karls V. Heute haben darin das Musée historique, das Geschichtsmuseum, und das Musée du Temps, ein Museum für Zeit, ihr Domizil.

Auch das stattliche Hôtel de Ville, das Rathaus, ist ein Bau des 16. Jahrhunderts. Über dem Vorhalleneingang ist das Wappen von Besançon eingemeißelt: ein Adler mit zwei römischen Säulen in seinen Fängen – Erinnerung an die antike Geschichte der Stadt. Ein moderner Springbrunnen bemüht sich, gegen den Verkehrslärm anzuplätschern, aber nur die in den Straßencafés Sitzenden hören die Wassermusik, während sie ihren café noir oder pastis schlürfen.

Vieles wäre noch zu entdecken in dieser Stadt mit ihren freundlichen Menschen, ihren alten Häusern und eleganten Geschäften. Belassen wir es bei einem der schönsten Profanbauten, bei der Präfektur, dem früheren Palais des Intendants aus dem 18. Jahrhundert. In seinem Ehrenhof, der Säulenhalle, dem hohen Giebeldach und der parkseitigen Fassade mit ihrem kuppelgekrönten Rundbau hat sich das Zeitalter Ludwigs XVI. architektonisch artikuliert.

Damit Sie Ihre Hotelsuche demnächst sprachlich bewältigen können, wollen wir jetzt die Familie Camus im Office du Tourisme in Besançon beobachten.


Besançon – vue sur la citadelle

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