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2 D In der grünen Franche-Comté

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Dôle sur le Doubs

Ein Land der Berge, der weiten Felder und Wiesen, des Wassers und der Wälder erwartet uns. Keine aufdringliche Landschaft, doch eine stille Schönheit von wohltuender Ausgeglichenheit, die sich dem beschaulich Reisenden bald erschließt. Franche-Comté heißt »Freigrafschaft«. Wer Geschichte liebt, wird auf der Spur dieser historischen Bezeichnung immer neue Zusammenhänge im vielstimmigen Konzert europäischer Politik und Kultur erkennen. Von den keltischen Sequanern im 2. vorchristlichen Jahrhundert über die Römer und Burgunder zu den Franken der karolingischen Zeit und zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation reicht der Bogen der Geschichte, der sich über Philipp den Schönen weiter spannt zu Burgund und später zu Habsburg bis zur Aufteilung des Reiches Karls V., wodurch Philipp II. von Spanien in den Besitz der Franche-Comté gelangt, und nach ihm die Großherzöge von Österreich. Dann, im 17. Jahrhundert, wird die Grafschaft von Heinrich IV., Richelieu und Ludwig XIV. überfallen, bis sie 1678/79 durch den Vertrag von Nimwegen endgültig zu Frankreich kommt.

Geographisch gehört die Franche-Comté zum Jura, dessen Hügel und Täler, Bodenschichtungen und wasserdurchlässige Kalkgebiete die Landschaft in ihrem Reichtum an Flüssen, Quellen, Höhlen und Wäldern prägen. Das Wasser ist allgegenwärtig, und der Angler am Ufer oder im Nachen gehört zum Bild der Landschaft.

Vier départements gehören zur Franche-Comté: Doubs, Jura, Haute-Saône und das Territorium von Belfort.

Von besonderem Reiz sind in Frankreichs grüner Provinz auch kleinere Orte wie das verträumte Städtchen Ornans an den Ufern der Loue. Im ruhig ziehenden Wasser durchschneiden ganze Geschwader von Enten die Spiegelbilder der alten Häuser. In einem davon wurde 1819 der Maler Gustave Courbet geboren, der als Überwinder des »romantischen Historismus« mit seinen realistisch-naturalistischen Bildern die Malerei des 19. Jahrhunderts in Deutschland und Frankreich stark beeinflußte. Der Besuch des kleinen Museums in seinem Geburtshaus sollte nicht versäumt werden.

Noch zwei weitere Berühmtheiten waren – im 16. Jahrhundert – aus der Stille von Ornans gekommen: der Mathematiker Pierre Vernier und Nicolas Perrenot, der Kanzler Kaiser Karls V., der uns bereits in Besançon als Bauherr des Palais Granvelle begegnete.

Folgen wir dem gewundenen Lauf der Loue bis zu ihrer Quelle, dann erleben wir ein Stück traumhaft schöner Natur, ganz so, wie Courbet sie oft als baumbestandene Ufer- und Flußlandschaft gemalt hat.

Beschaulich verläuft auch das Leben in Château-Chalon, einem alten Dorf auf der Anhöhe eines bewaldeten Felsabhangs, zu dessen Füßen sich die Weinberge sonnen. Schon die Römer befestigten den Hügel, auf dem später eine Burg errichtet wurde, von der heute nur noch die Ruine steht. Im 7. Jahrhundert waren Ortschaft und Umgebung den Äbtissinnen des Benediktinerordens zu Lehen gegeben, die im Schutz des Schlosses eine Abtei gründeten. Von ihr ist nichts mehr erhalten. Dafür aber erwies sich der von den frommen Frauen hier eingeführte Weinbau bis heute als segensreich; unter den Juragewächsen gebührt dem hier gekelterten Tropfen ein Nobelplatz.

In romantischer Naturkulisse, eingebettet zwischen den über 500 Meter hohen Kreidefelsen des Sermu-Plateaus und den Granges-de-Baume, liegt einsam im Talkessel das Dörfchen Baume-les-Messieurs mit seiner ehrwürdigen Benediktinerabtei, von der jedoch nur die romanisch-gotische Klosterkirche und ein Brunnen erhalten blieben, der einst im Zentrum des nicht mehr vorhandenen Kreuzganges stand. Noch immer eine malerische Stätte voll von historischer Erinnerung.

Schon im 6. Jahrhundert soll der irische Missionar Kolumban das Kloster gegründet haben, das dann Ende des 9. Jahrhunderts durch den Abt Bernon, einem aus einem vornehmen burgundischen Geschlecht stammenden Benediktiner, reformiert wurde. Derselbe »heilige Bernon« zog im Jahre 910 mit zwölf Mönchen von hier aus, um mit ihnen das berühmte Kloster Cluny zu besiedeln, das Herzog Wilhelm von Aquitanien gestiftet hatte. Mit der Französischen Revolution endet die Geschichte der Abtei von Baume-les-Messieurs. In der Umgebung des heutigen stillen Dörfchens liegen die Quellgründe der Seille sowie mehrere Grotten, deren phantastische Tropfsteingebilde typisch sind für diese Region mit ihrer geologischen Formation porösen Kalksteins.


Baume-les-Messieurs

Am Lauf des Doubs liegt die Stadt Dôle. Buntes Leben herrscht dort während der Marktzeiten vor der Kirche von Notre-Dame, die aus dem 16. Jahrhundert stammt. Von ihrem 74 Meter hohen Turm schaut das große Zifferblatt der alten Uhr herunter, deren Minutenzeiger bei jedem Weiterrücken ein wenig fortwippt, als zitterte die vergangene Zeit in ihm nach.

Der alte Stadtteil mit seinen Häusern aus dem 15. bis 18. Jahrhundert schmiegt sich an die hochaufragende Kirche, die außen am Nordportal eine Betende Madonna aufweist. Ganz in der Nähe steht das Geburtshaus von Louis Pasteur. Es ist heute ein Museum und berichtet über das Elternhaus und die Erfolge des 1822 geborenen Chemikers und Bakteriologen, der nicht nur den Impfstoff gegen die Tollwut entwickelte, sondern auch das nach ihm benannte Verfahren des Pasteurisierens von Lebensmitteln. Im Stadtpark von Dôle zeigt sein Denkmal eine Mutter mit Kindern – eine Dankesgeste an den bedeutenden Naturwissenschaftler, durch dessen Forschungen auch die Säuglingssterblichkeit erheblich reduziert werden konnte.

Ein Spaziergang auf dem Cours Saint-Maurice mit der schönen Aussicht auf das Doubs-Tal und die Juraberge beschließt unseren Besuch von Dôle, das einmal, vor Besançon, die Hauptstadt der Franche-Comté gewesen ist. Die nächste Station unserer Reise ist Dijon.

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