Читать книгу In den Tiefen des magischen Reiches - Hannelore Nissen - Страница 9

3. Kapitel

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Ein bunt bemaltes, leuchtendes Schiff flog in strahlender Sonne und großer Höhe. Es hatte stolze Segel, die den Wind liebten und sich von ihm aufblasen ließen, sodass das Luftschiff rasend schnell über einem weiten Meer dahinschwebte.

Es erreichte schließlich das Ufer eines fremden Landes. Von der Küste aus stieg das Gelände stark an. Ein junger Mann stand aufrecht darin und versuchte, durch Wolkenlücken das bizarre Gebirge unter sich wahrzunehmen. Einsam und schroff ragten Felsen in eisige Höhe und doch waren sie von beeindruckender, erhabener Schönheit. Hier und da erkannte Tahomo Gämsen. Sie sprangen über Steine und Geröll. Wie sie das nur schafften? Sonst lebte hier scheinbar niemand.

Aber halt! Er beugte sich tief über den Rand des leuchtenden Bootes, um die Landschaft unter ihm genauer erkennen zu können. Dort stand eine kleine Hütte. Sie war offensichtlich aus zufällig gefundenen und aufgelesenen Planken mithilfe junger, biegsamer Wurzeln zusammengefügt worden. Schief und wacklig sah diese armselige Behausung aus. Der junge Mann dachte: Sie ist sicherlich längst verlassen. Wer dort wohl gewohnt haben mag? Na, wenn der nächste Sturm kommt …, mutmaßte er.

Aber nein, nahe der Hütte sah er den Besitzer kommen. Ein uraltes Männlein war es mit einem auffällig breiten Buckel. Seine krummen Beine steckten in roten Strümpfen, die man deutlich erkannte, weil es eine weite, aber viel zu kurze Hose trug. Seine Füße steckten in verschiedenen Schuhen. Es schleppte ein Bündel Holz auf seiner Schulter. Trotz dieser Last aber trug dieses Männlein vor seiner Brust noch eine winzige Tasche. Die schien es mit den Händen fest zu umklammern. Als das kleine Wesen das Luftschiff mit dem dahinfliegenden Prinzen erblickte, warf es das Bündel ab und verbeugte sich tief.

Tahomo dachte: Wie kann er mich kennen? Doch dann versperrte ihm eine Wolke die Sicht.

Weiter und immer weiter flog das stolze Gefährt mit dem Prinzen. Als er wieder hinuntersehen konnte, war er bereits fern von jenem Ort, an dem das kleine Lebewesen hauste. Jetzt wurde das Hochgebirge immer schroffer. Tahomo sah nur noch die von Schnee bedeckten Gipfel oder Felsen mit messerscharfen Graten. Zwischen ihnen stürzten von Zeit zu Zeit gefährliche Geröll-Muren donnernd in die Tiefe. Er wusste, dass das Geröll dann alles mit sich riss, was in seiner Nähe war, und ein banges Gefühl beschlich den jungen Prinzen.

„Wohin trägst du mich, mein leuchtendes Boot?“ Der junge Mann schrie seine Worte in den Wind. Da er hier allein war, rechnete er jedoch mit keiner Antwort.

Aber was für eine Überraschung: Am Bug des bunt bemalten Schiffskörpers erstrahlte plötzlich eine goldene Gestalt mit wunderlichem, eher männlichem Kopf. In dem Augenblick, als Tahomo seine Frage in den Wind schrie, erwachte diese Gestalt zum Leben. Aus seinen Lippen sprudelte ein schmales, weißes Band mit singender Schrift, welche im Fahrtwind heftig zitternd und wirbelnd flatterte. In tönenden Worten wurde dem Prinzen mitgeteilt, dass das Boot die Aufgabe habe, ihn, den Auserwählten, zu Salmidon, dem Herrscher des Magischen Reiches, zu bringen.

„Genau dorthin wollte ich, denn ich muss den Auftrag meines Vaters erfüllen!“, rief der Prinz erregt.

„Danke nicht mir, Tahomo“, erklang das singende Band, „danke dem Gebot eines höheren Wesens. Es hat mir befohlen, dich auf deinem Weg zu beschützen!“

„Wie komme ich zu Salmidon? Verrate es mir!“

„Die Zeit ist noch nicht reif, Tahomo, noch muss dies für dich ein Geheimnis bleiben.“

„Auch für euch, meine Kleinen, muss noch ein Geheimnis bleiben, wie die Geschichte weitergeht. Einen Teil davon erfahrt ihr im nächsten Kapitel, aber das muss ich erst schreiben!“

„Weißt du schon, was passiert?“, drängeln meine Enkelsöhne.

„Nein, das weiß ich vorher nie …“

Dann herrscht eine Weile Stille zwischen uns.

„Omama, Mika und ich haben bald Ferien. Können wir zu euch kommen? Dann hast du bestimmt das neue Kapitel fertig!“

In den Tiefen des magischen Reiches

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