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Kennenlernen

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8d, Religionsunterricht: Ein Islamlehrer fehlte, das Kurssystem scheiterte. Eine Kollegin und ich wurden der 8d zugeteilt. Beide waren wir unvorbereitet, ich schlug der Klasse eine Kennenlernrunde vor. Die meisten stellten sich, wohl dem Vorbild des ersten Schülers folgend, mit Name und Nationalität vor. Türken, Kurden aus Syrien und der Türkei, ein Albaner, ein Tamile aus Sri Lanka, ein Sikh aus Indien, ein Syrer, der Wert darauf legte, einen Vater zu haben, der in Saudi Arabien ein gemachter Mann sei, und eine Schülerin, die meinte, sie wolle wieder zurück nach Bayern, woher sie komme. Daraufhin bekundeten auch andere Schüler, später wieder zurück in ihre Heimat bzw. die ihrer Eltern zu wollen.

Daraufhin ich: »Aber stellt euch vor, ihr verliebt euch hier, etwa in eine Deutsche. Dann bleibt ihr doch hier, oder?«

Gelächter. Der Kurde erklärend: »Die Eltern suchen aus, wen wir heiraten; bestimmt keine Deutsche.«

Die Lehrerin: »Aber ihr dürft doch mitentscheiden?«

Man könnte protestieren, aber nicht so richtig entscheiden, erklärten uns die Moslems und der Sikh.

Die Lehrerin: »Gibt es eine Probezeit? Könnt ihr eure zukünftige Frau vor der Hochzeit unverschleiert sehen? Nicht, dass sie hässlich ist!«

Die Jungs wieherten vor Lachen und klärten uns auf: Die Mutter könne die zukünftige Schwiegertochter unverschleiert zu Gesicht bekommen. Außerdem, wenn etwas mit der künftigen Frau nicht stimme, so sei deren Familie verpflichtet, das vorher mitzuteilen. »Da wird zwischen den Familien schon abgecheckt, ob das Mädchen etwas kann.«

»Was kann?«

»Na Küche, Haushalt und so.«

»Und der Mann, muss der auch im Haushalt was können?«, fragten wir weiter. Die Jungs in der Klasse lachten wieder los und erzählten sich gegenseitig, wie sich ihre Väter verhielten: »Meiner kommt nach Hause und knallt sich sofort aufs Sofa. Bei uns ist das so: Die Männer müssen Geld verdienen und die Frauen den Haushalt machen.«

Auf direkte Nachfrage, was sie später werden wolle, antwortete die ansonsten schweigsame türkische Schülerin knapp: »Hausfrau.«

Meine Kollegin berichtete von Musliminnen, die kein Kopftuch tragen und arbeiten gehen. »Kein Kopftuch? Das darf man als Muslima nicht!«, intervenierte der Syrer mit Papa in Saudi-Arabien lauthals.

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