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Sonntag, 23.

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Ich bin zu kurz hier, um mir schon zu benennen, worin genau die Unterschiede liegen. Die verwandtschaftlichen Seiten lassen sich dagegen schnell aufspüren. Mein Raum im zweiten Stockwerk hat eine hohe Decke, – und ist dennoch ziemlich dunkel. Die beiden Fenster gehen nach Norden, sehr ähnlich meinem Atelierzimmer in Charlottenburg. Gut, dort wohne ich höher (sollte ich sagen ›wohnte‹, wie ich es fast hingeschrieben hätte?), etwas mehr Licht also und als Preis dafür das Treppensteigen. In beiden Fällen aber die inwendige Vorstellung, Lebewesen in einem geometrischen Segment, einer Art Steinschachtel zu sein, mit den gehörten Füßen über und den gedachten Scheiteln unter mir. Orte, deren Eigenleben einsam ist und die nur diejenigen ins Herz schließen, die sich wirklich darin einrichten möchten. Wo mir jetzt nach Turbulenz und Steigflug wäre, nach Bedenkenlosigkeit und Zeitverschwenden. Aber ich weiß, dass ich jenseits dieser Riesenstadt, in die ich mich gerade zu verlieben beginne, alles daransetzen muss, um den richtigen Schritt aus meiner Ratlosigkeit zu tun. Ich bin mir klar, dass auch die Erfahrungen von sechs Wochen lustvoller Fremde allein noch kein zwingendes Resultat schaffen werden. Ich bin zum Nachdenken verdammt (es klingt so zwanghaft, wie ich es empfinde), aber ich schwöre mir, meine Gedanken frei treiben zu lassen, solange mein Trotz und meine Ersparnisse reichen.

Maler ohne Bilder

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