Читать книгу Der Steinsammler - Hannes Sonntag - Страница 4
1
ОглавлениеEs ist gar nicht zu sagen, wie peinlich mir alles war – ich meine, in der Zeit nach seinem Tod. Und ich gebe gerne zu, dass ich tat, was in vergleichbarer Lage auch andere getan haben: ich stritt ab, diese Person näher gekannt zu haben, behauptete, mich nicht genau zu erinnern, widersprach in wesentlichen Punkten oder verweigerte ganz einfach die Auskunft.
Als aber nach und nach die Vermutungen immer absurder wurden, Unwahrscheinliches mit noch Unwahrscheinlicherem erklärt wurde, so dass Sache und Person buchstäblich darin ertranken, rang ich mich dazu durch, meine eigene Rolle vor allem als die des Zeugen zu definieren – und zu reden. Wieso auch sollte ich mich für irgendetwas rechtfertigen? Der einzige Vorwurf, den man mir hätte machen können, bestand darin, überhaupt mit diesem merkwürdigen Mann befreundet gewesen zu sein oder genauer: nach einer langen Phase des Beobachtens und Zögerns mein Interesse an ihm nicht länger zurückgehalten zu haben. Jedenfalls ist richtig, dass ich von einem gewissen Zeitpunkt an eine Distanzierung nicht mehr wirklich erwogen und den Dingen ihren Lauf gelassen habe.
Wenn ich hier also offen spreche, dann um der Wahrheit willen (so, wie ich sie erlebte) und vielleicht noch mehr in meinem Bestreben, mich des Themas zu entledigen. Anderes als ich an dieser Stelle vorbringe, habe ich grundsätzlich zu der ganzen Sache nicht zu sagen.