Читать книгу Erfolgsfaktor Führung Die regelmäßige Dienst- und Teambesprechung - Hanns Eberhard Meixner - Страница 10
1.2.1 Neue Wege einer Informationskultur
ОглавлениеEin neuer Oberbürgermeister will in dieser Verwaltung das Vertrauen wieder herstellen und auf eine konsequentere Informations- und Kommunikationsstruktur setzen. Dabei geht es ihm um eine durchlässige, offene und sanktionsfreie Kommunikation im Instanzenzug. Das ist eine Herausforderung, die in Wirtschaft und Verwaltung bislang nicht befriedigend gelöst ist. So heißt es häufig auf der einen Seite: „Die da oben wissen doch gar nicht, was sich hier unten tatsächlich abspielt!“, und die andere Seite kontert: „Die da unten sind doch gar nicht an den Geschicken des Unternehmens interessiert! Die können das auch gar nicht bewerten!“ Ein sanktions- und statusfreier Austausch von Informationen ist ein langer Weg, ist eine Frage der Einstellung und des Selbstverständnis als Führungskraft. Auf diesem Weg ist Geduld, Achtsamkeit und Ausdauer gefragt.
Es lässt sich noch viel zu häufig beobachten, dass Hinweise und Anregungen, die nicht ins augenblickliche Konzept passen, viel zu schnell im Instanzenzug entweder mit arrogantem Getue abgetan werden: „Das können Sie von ihrer Stelle aus nicht beurteilen!“ Hinzu kommen die fleißigen „Abfangjäger“, die bei einem Misserfolg des Projektes gleichwohl ein Interesse an einer Erfolgsmeldung haben. So wird eine offenkundige Fehlentwicklung im Instanzenzug auch noch als Erfolgstory verkauft.
Erfolgreiche Organisationen können sich vergleichbare statusbedingte Denkblockaden nicht leisten. Anstelle der traditionellen Kommunikationsmuster wie: „Der Vorgesetzte lässt den Mitarbeiter „rufen“ bzw. ´zu sich kommen`“, steht eine Philosophie, die Nähe und Partizipation signalisiert. Ein Schüssel zu diesem Erfolgsrezept verbirgt sich hinter dem Führungsgrundsatz des „management by walking around“, eine Art Ortsbesichtigung innerhalb der Verwaltung.
Leitungskräfte erleben und erfahren unmittelbar die täglichen Herausforderungen, indem sie vor Ort auf den unteren Ebenen die Dynamik ihres Unternehmens unmittelbar erleben. Dieses Erlebnis stellt sich ein, wenn etwa der Hoteldirektor, der sich als Portier vor Ort bewährt und sich nicht nur vom Portier berichten lässt, was ihm bei der Arbeit auffällt und von den Hotelgästen berichtet wird. Übertragen auf den Produktionsbereich erscheint der Manager an den Brennpunkten des Unternehmens, legt selbst einmal Hand an und rollt dann für einige Tage oder Wochen auch einmal Fässer. So etwa war vor einigen Jahren der Präsident einer großen Telefongesellschaft zunächst sechs Wochen unerkannt als subalterner Angestellter in der Provinz tätig, bevor er auf seinen Chefsessel Platz nahm. In dieser Zeit hatte er nicht nur den nötigen Stallgeruch angenommen, er verstand es auch, die Sprache der Basis zu sprechen, und er wusste aus eigenem Erleben, was klappte und an welchen Stellen der Fisch zu stinken begann.