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1.3.3 Handlungs- und akteursorientierter Ansatz

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Raum als soziales Konstrukt

Der isolierte Bezug auf den Raum, seine Strukturen und Distanzen als Grundlage wirtschaftsgeographischer Analysen bei gleichzeitiger Vernachlässigung sozialer und verhaltensbezogener Aspekte engt den Anwendungsbezug der Geographie als Raumwirtschaftslehre stark ein. In den letzten Jahren hat sich in der Wirtschaftsgeographie daher ein weiterer Paradigmenwechsel hin zu handlungs- und akteurszentrierten Ansätzen vollzogen. In der Konsequenz rücken die Akteure (z.B. Individuen, Unternehmen, Organisationen) in den Fokus der Betrachtung, indem ihr Handeln als Ursache für räumliche Strukturen und Formationen anerkannt wird. Der Raum verkörpert damit ein soziales, vom Menschen geschaffenes Konstrukt, das aus den Interaktionen zwischen den Akteuren hervorgeht und gleichzeitig deren Aktionen beeinflusst.

Das Ziel der rein-deterministischen Theorie- und Modellbildung wird zugunsten der Anschauung, dass das Handeln menschlicher Akteure nicht gesetzmäßig beschrieben werden kann, aufgegeben. Als Menschenbild des ökonomisch Handelnden unterstellt man den im Gegensatz zum homo oeconomicus nur nach suboptimaler Bedürfnisbefriedigung strebenden satisfizer (vgl. Kap. 2.2.3).

„Neue Wirtschaftsgeographie“

Innerhalb dieses Paradigmas sind Ansätze, welche soziale, kulturelle und gesellschaftliche Entitäten und die Einbettung der Akteure in selbige thematisieren, von besonderer Bedeutung. Solche Ansätze werden unter dem Etikett „neue Wirtschaftsgeographie“ subsumiert, mit welcher der „sociological“ und der „cultural turn“ des Faches zum Ausdruck kommen (vgl. Kap. 2.2.2). Zu erwähnen ist hier insbesondere die relationale Wirtschaftsgeographie (vgl. Kap. 2.2.4), welche wirtschaftliche Akteure als in vielschichtige soziale Beziehungsnetzwerke eingebundene Akteure betrachtet.

Heute steht die Wirtschaftsgeographie konzeptionell breiter geprägt da als noch vor 25 Jahren (vgl. BRAUN/SCHULZ 2012, S. 17). Während sich einige Vertreter der Disziplin immer noch mit der Weiterentwicklung der Raumwirtschaftslehre befassen, fühlen sich andere eher der soziologisch inspirierten „neuen Wirtschaftsgeographie“ zugehörig. Vor dem Hintergrund eines „cultural turn“ sind jüngere Ansätze um die Integration kulturwissenschaftlicher Aspekte bemüht (vgl. BERNDT/BOECKLER 2007, 2009; BERNDT/GLÜCKLER 2006). Diese kulturwissenschaftlich orientierte Wirtschaftsgeographie will die Disziplin stärker einer kulturtheoretischen Analyse zugänglich machen. Wiederum andere Fachrepräsentanten betonen im Rahmen einer umweltorientierten Wirtschaftsgeographie den Zusammenhang zwischen Ökonomie und Ökologie (vgl. z.B. SOYEZ/SCHULZ 2008; BRAUN 2003; HAAS/SCHLESINGER 2007). Schließlich gibt es institutionentheoretische Ansätze (vgl. z.B. HAYTER/PATCHELL 2011; SCHAMP 2000; OSSENBRÜGGE 2003), welche bei wirtschaftlichen Prozessen die Funktion von gesellschaftlichen Werten, Normen und Regelungen als abstrakte, in unterschiedlichen Situationen anwendbare und allgemein geltende Spielregeln betonen („institutional turn“).

Wirtschaftsgeographie

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